Fahrlehrer in der Region zu Ministervorstoß: "Der Führerschein wird nicht einfach billiger"
Von Regina Morkramer
Der Führerschein soll günstiger werden, hat Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder im Oktober dieses Jahres angekündigt - doch wie genau das umgesetzt werden soll, bleibt offen. Mehrere Fahrlehrer in der Region haben sich zusammengetan, um über falsche Erwartungen aufzuklären.
Region. Als "umfassende Reformvorschläge für moderne, sichere und kostengünstigere Fahrausbildung" bezeichnete das Bundesverkehrsministerium im Oktober den Vorstoß, der das Ziel hat, den Führerscheinerwerb "deutlich bezahlbarer" zu machen - denn die Fahrausbildung dürfe "kein Privileg sein". Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder kündigte an, den Weg zum Führerschein einfacher und günstiger zu machen und dabei "die Sicherheitsstandards auf höchstem Niveau" einzuhalten. Realisiert werden sollen die Pläne durch eine Kombination aus Digitalisierung, Bürokratierückbau und mehr Transparenz. "Dabei bleibt die Verkehrssicherheit oberstes Gebot", so Schnieder.
Das sogenannte "Reformpaket bezahlbarer Führerschein" basiert auf Eckpunkten zur theoretischen und praktischen Fahrausbildung, zur Preistransparenz und weiteren Maßnahmen. So will Schnieder beispielsweise die Pflicht zum Präsenzunterricht abschaffen; stattdessen soll das notwendige Wissen für den Führerscheinerwerb digital, etwa per App, vermittelt werden. Außerdem soll der Fragenkatalog für die theoretische Fahrprüfung um ein Drittel reduziert werden. In der praktischen Fahrausbildung sollen verstärkt Simulatoren zum Einsatz kommen, die zum Beispiel Fahrstunden im Schaltwagen ersetzen. Zudem plant das Bundesverkehrsministerium eine Reduzierung der Sonderfahrten wie Nacht- oder Autobahnfahrten. Die reine Fahrzeit innerhalb der Prüfung soll reduziert werden. Fahrschulen sollen zudem in Zukunft frei entscheiden können, wie und wann sie den Unterricht anbieten, Vorgaben zu Schulungsräumen oder dem Ablauf entfallen dann. Diskutiert wird auch eine "Experimentierklausel": Unter bestimmten Bedingungen könnten Eltern oder andere nahestehende Personen unter dem Stichwort "Laienausbildung" in die Fahrausbildung einbezogen werden, um Fahrerfahrung schon vor der Fahrschule zu ermöglichen. Das Bundesverkehrsministerium plant, die rechtlichen Änderungen im ersten Halbjahr 2026 auf den Weg zu bringen.
Schon kurz nach der Bekanntgabe äußerten Fahrlehrerverbände Kritik an den Reformvorschlägen. Sie warnen vor Sicherheitsrisiken, die mit der Verschlankung der Fahrausbildung einhergehen. Die Bundesvereinigung der Fahrlehrerverbände (BVF) befürchtet in einer Stellungnahme, dass mit der Abschaffung der Präsenzpflicht Inhalte beim digitalen Lernen verloren gehen. Die Deutsche Fahrlehrer-Akademie (DFA) spricht im Zusammenhang mit der Reform der Fahrschülerausbildung von einer "Deklassierung" und befürchtet, dass die "immer im Vordergrund stehende Verkehrssicherheit konterkariert" wird. Jörg-Michael Satz, Präsident der Moving International Road Safety Association, spricht sogar davon, dass die geplanten Maßnahmen "Menschenleben kosten" werden.
"Die Kosten gehen nicht einfach weg"
Auch in der Region treffen die Reformpläne auf wenig Verständnis. "Niemand weiß, wie das überhaupt vonstattengehen soll", sagt etwa Stefan Langer von der Fahrschule Westerwald in Hachenburg. Langer hat sich mit Kollegen aus verschiedenen Fahrschulen im Kreis Altenkirchen und dem Westerwaldkreis zusammengetan, "um die Leute im Rahmen unserer Möglichkeiten aufzuklären. Unser Ziel ist es, nicht zu verunsichern, sondern realistisch einzuordnen, was bislang nur Vorschlag ist." Denn seit die Pläne von Bundesminister Schnieder bekannt geworden sind, stellen die Fahrschulen einen Trend fest: "Wir beobachten, dass einige Menschen im Moment mit der Anmeldung zum Führerschein warten - weil unklar ist, ob, wann und in welchem Umfang die Reform tatsächlich umgesetzt wird", erklärt Langers Kollege Maik Herrmann von der gleichnamigen Fahrschule in Kirchen (Sieg).
Das Netzwerk der regionalen Fahrschulbetreiber warnt davor, die Fahrausbildung hinauszuzögern. "Wenn das alle potenziellen Kunden tun, passiert das, was wir nach Corona schon einmal erlebt haben: Es gibt einen langen Ausbildungsstau, weil plötzlich alle gleichzeitig mit dem Führerschein beginnen wollen. Die Folge ist, dass sich der Führerscheinerwerb ewig hinzieht", erklärt Marcel Hüsch von der Fahrschule in Betzdorf. "Und viel billiger als jetzt kann der Führerschein gar nicht werden."
Denn natürlich haben die Fahrschulen auch in Zukunft Kosten, die sie an die Kunden weitergeben müssen. "Uns Fahrschulbetreibern ist selbst daran gelegen, dass der Führerschein bezahlbar bleibt. Niemand macht diesen Beruf, um reich zu werden. Wir wollen für die Schüler da sein, sie auf diesem Weg begleiten", führt Maik Herrmann aus. "Aber es entstehen nun mal gewisse Kosten, die wir decken müssen, sei es Sprit, Personal oder Autoleasing. Das wird sich nicht ändern. Und leider haben auch wir die Kostensteigerung der vergangenen Jahre an unsere Kunden weitergeben müssen." Es sei das erklärte Ziel jedes Fahrlehrers, die Schüler bestmöglich auf die Prüfung und die Verkehrsteilnahme vorzubereiten. "Wer dann mehr Fahr- oder Theoriestunden braucht, dem müssen wir sie zugestehen. Das tun wir aber nicht, um uns daran zu bereichern."
Marcel Hüsch erklärt, dass die in den Reformvorschlägen genannten Simulatoren keineswegs den Durchbruch bei der Kostensenkung bringen können - das weiß er, weil er solch einen Simulator bereits in seiner Fahrschule nutzt. "Ein Fahrsimulator ersetzt keinen Schaltwagen und auch keine praktischen Fahrstunden. Er kann ein ergänzendes Lernmittel für ganz grundlegende Übungen sein, verursacht aber ebenfalls Anschaffungs- und laufende Betriebskosten. Diese sind mit einem Schulungsfahrzeug vergleichbar."
Risiken für die Verkehrssicherheit
Abgesehen davon, dass aus Sicht der Fahrschulbetreiber unklar bleibt, wie genau die Kosten gesenkt werden sollen, kritisieren sie auch die Risiken, die sich durch die Reformpläne für die Verkehrssicherheit ergeben. Andy Jung von der Fahrschule Adam in Bad Marienberg befürchtet, dass die Qualität der Fahrausbildung durch die geplanten Änderungen leidet. "Das Ziel kann ja nicht sein, dass die Fahrschüler möglichst günstig irgendwie zum Führerschein kommen. Diese Ausbildung und Prüfung machen sie im Idealfall nur einmal im Leben, entsprechend fundiert muss das Ganze sein. Aus meiner Sicht ist es der falsche Weg, an Ausbildungszeit und -inhalten zu sparen."
"Wir als Fahrschulbetreiber sind keineswegs gegen eine Veränderung, wir sind auch jederzeit Vorschlägen gegenüber offen. Wir arbeiten im Sinne der Kunden und wir wollen auch modern sein", betont Guido Rödder von der Fahrschule Kern in Wissen. "Derzeit liegen aber lediglich Reformvorschläge vor. Wie und in welchem Umfang diese umgesetzt werden, weiß noch niemand. Die nächste Verkehrsministerkonferenz findet im April 2026 statt - erst dort wird weiter verhandelt. Selbst danach wird es dauern, bis konkrete Beschlüsse umgesetzt werden, möglicherweise erst 2027."
Nicht auf den "billigeren" Führerschein warten
Dass die Pläne von Verkehrsminister Schnieder bereits im kommenden Jahr umgesetzt werden können, hält das Netzwerk der regionalen Fahrschulbetreiber für "mehr als unwahrscheinlich". Dafür seien die Pläne zu unkonkret, nicht ausreichend ausdiskutiert in den zuständigen Gremien. Auf eine zeitnahe, von der Politik durchgedrückte Kostensenkung müsse daher aus ihrer Sicht aktuell niemand warten. "Bislang gibt es seitens des Ministeriums keine konkreten Vorgaben, keine Leitlinien und keinerlei Umsetzungswerkzeuge für Fahrschulen. Daher ist aktuell nicht absehbar, wie die Reform praktisch umgesetzt werden soll", erklären die Fahrschulbetreiber einstimmig.
Langer und seine Kollegen appellieren daher an ihre potenziellen Kunden, den Führerscheinerwerb nicht auf die lange Bank zu schieben. "Gerade hier im ländlichen Bereich ist der Führerschein extrem wichtig. Manche Ausbildungsplätze werden nur unter der Voraussetzung vergeben, dass ein Führerschein vorhanden ist. Und selbst wenn das nicht der Fall ist, müssen junge Leute von A nach B kommen - ganz abgesehen davon, dass sie das natürlich auch wollen. Wer seinen Führerschein also in absehbarer Zeit bekommen möchte, muss sich entsprechend früh bei den Fahrschulen anmelden."
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