Brandgefahr auf der Bühne: Max Frischs "Biedermann und die Brandstifter" in Montabaur
Von Mariam Nasiripour
Das Amateurtheater "die oase" präsentiert mit "Biedermann und die Brandstifter" von Max Frisch ein Stück, das nichts an seiner Aktualität verloren hat. Die Regisseurin Renate Richter sieht in dem Drama Parallelen zur heutigen Welt.
Montabaur. Als ein "Lehrstück ohne Lehre" betitelt das Amateurtheater "die oase" ihr neuestes Stück "Biedermann und die Brandstifter" von Max Frisch aus dem Jahr 1958. "Das Stück ist auch heute noch genauso aktuell wie zu seiner Entstehungszeit", sagte die Regisseurin Renate Richter. Überall gebe es Brandherde, die von Brandstiftern gelegt wurden, die die Welt ins Chaos stürzen wollen. Der Saal des Theaters war an diesem verschneiten Sonntagabend (23. November 2025) bis auf den letzten Platz gefüllt.
Ein Wolf im Schafspelz
In dem Stück geht es um die wohlhabenden Biedermanns, die ein behütetes, sicheres und gutes Leben führen. Bis sie eines Tages Besuch von einem scheinbar harmlosen Obdachlosen bekommen. Dieser stellt sich Biedermann als Boxer vor und versteht es dessen Mitleid zu erregen. Aus Höflichkeit nimmt Biedermann ihn bei sich auf. Der Zuschauer wird Zeuge, wie der junge Mann den Fabrikanten manipuliert und sich bei ihm einschleimt. Er suggeriert dem Hausbesitzer, dass dieser keiner von den spießigen Bürgern sei, der sich faule Ausreden einfallen lasse, um den Obdachlosen nicht bei sich aufnehmen zu müssen.
Der Obdachlose lässt sich ohne Scheu vom Hausmädchen Anna bewirten. Im Gespräch mit dem Obdachlosen erzählt Biedermann von den vielen Bränden in der Stadt, die von Hausierern gelegt wurden. Da sei es verständlich, dass die Menschen misstrauisch seien gegenüber Obdachlosen, so Biedermann. Davon lässt sich der Obdachlose nicht beeindrucken und wickelt den ahnungslosen Biedermann immer mehr um den Finger. Biedermanns Mutter ist vom neuen Hausgast wenig beeindruckt und möchte, dass ihr Sohn den Mann wieder auf die Straße setzt.
Diese Aufgabe erteilt Biedermann seiner Mutter am nächsten Morgen, da er zu seinem Anwalt muss, um geschäftliche Dinge zu besprechen. Doch auch sie wird vom Obdachlosen manipuliert, der die richtigen Worte findet, um sie davon zu überzeugen, dass sie nicht möchte, dass er wieder geht. Er bringt sie sogar so weit, dass sie sich bei ihm entschuldigt, weil er den Eindruck bekommen habe, dass sie ihn nicht im Haus haben möchte. Kaum hat sich der Obdachlose bei den Biedermanns eingenistet, klingelt seine Freundin an der Tür.
Zusammen schaffen sie zwei Kanister und drei Fässer mit Benzin auf den Dachboden. Das Publikum bekommt den Eindruck, dass es sich bei den beiden um die Hausierer und Brandstifter in der Stadt handelt. Doch diesmal lassen sich die beiden etwas mehr Zeit und stecken das Haus nicht gleich am ersten Abend in Brand. Das scheint auch Biedermann langsam klar geworden zu sein, nachdem er die beiden auf seinem Dachboden mit den Fässern erwischt hat. Deswegen schlägt er seiner Mutter vor, die beiden Eindringlinge zu einem Büffet einzuladen und sich mit ihnen anzufreunden. Vielleicht verschonen sie danach sein Haus.
Wird das Haus in Brand gesetzt?
Als Erzähler und Beobachter treten drei Feuerwehrleute auf, die nachts Wache schieben und schon auf den nächsten Brand warten. Doch zwei Nächte hintereinander passiert nichts. Sie sind es auch, die Biedermann davor warnen, dem Obdachlosen leichtfertig zu vertrauen. Doch dieser will nichts davon hören. An dieser Stelle gibt es eine Pause und das Publikum hat die Möglichkeit, sich etwas zu Trinken zu holen und sich auszutauschen.
Und genau an dieser Stelle wollen auch wir einen Cut machen und den Schluss nicht vorwegnehmen. Denn das Amateurtheater "die oase" spielt das Stück noch an sechs weiteren Abenden. Wer also wissen möchte, ob Biedermann sein Haus retten kann oder es den Hausierern zum Opfer fällt, werden die Zuschauer schon selbst herausfinden müssen.
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