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Pressemitteilung vom 09.11.2025    

Vergessene Landschaften des Westerwaldes: Ein Blick in die Vergangenheit

Am 24. Oktober entführte der Heimatforscher Antonius Kunz seine Zuhörer in der Westerwaldhalle Rennerod in eine längst vergangene Zeit. Mit eindrucksvollen Bildern und Erzählungen beleuchtete er die Veränderungen der Landschaft im Westerwald und das Verschwinden seiner einstigen Bewohner.

Foto: Wolfgang Burens

Rennerod. Am 24. Oktober präsentierte Antonius Kunz, ein bekannter Heimatforscher aus Nister bei Hachenburg, in der Westerwaldhalle Rennerod faszinierende Einblicke in die historische Landschaft des Westerwaldes. Der Vortrag führte die Zuhörer zurück in eine Zeit, als der Westerwald noch ein raues Gebirge war. Kunz nutzte umfangreiche Recherchen im Archiv des Landschaftsmuseums Westerwald in Hachenburg, um alte Texte, Bilder und Postkarten zu studieren. Zudem sprach er mit älteren Einheimischen, um die Erinnerungen an die damalige Landschaft lebendig werden zu lassen.

Die weiten Flächen des Hohen Westerwaldes waren geprägt von Basaltknollen und sumpfigen Wiesen. Die Nister schlängelte sich mit zahlreichen Windungen und Schotterbänken durch die Region und nahm viel mehr Raum ein als heute. Schon damals wurden Stauseen angelegt, wie der Krombacher Weiher, auf dem einst eine schwimmende Insel mit Birken existierte. Wo Ackerbau nicht möglich war, befanden sich Gemeindeviehweiden, auf denen das genügsame Westerwälder Rind gehalten wurde. Diese Rinder waren bekannt für ihre Ausdauer und Robustheit und erzielten hohe Preise auf Landwirtschaftsmessen.

Auch kleinere moorige Bereiche prägten die Landschaft, besonders in den Senken des Hohen Westerwalds. Das Derscher Geschwemm auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz Stegskopf war das größte dieser Moore. Um militärische Übungsflächen trockenzulegen, wurde dort ein unterirdisches Kanalsystem verlegt. Erst nach dessen Rückbau kann sich das Moor regenerieren.



Heiden mit Besenheide, Borstgras und Wacholder waren ebenfalls charakteristisch für die Region. Im Juni färbte der Besenginster die Flächen gelb. Doch diese Heiden sind weitgehend verschwunden, oft aufgeforstet oder in Gewerbegebiete umgewandelt. Auch die Bestände von Kiebitzen und anderen Vogelarten gingen stark zurück, vor allem durch die Trockenlegung von Feuchtgrünland.

Antonius Kunz erwähnte zudem die Menschen und ihre Tätigkeiten auf alten Fotografien und fragte nach Namen und Familienzugehörigkeiten. Sein Vortrag fand besonderen Anklang bei älteren, geschichtsinteressierten Einwohnern, war aber auch für jüngere Zuhörer bereichernd.

Frank Ebendorff vom NABU-Rennerod lobte den Vortrag: "Wenn ich durch unsere Naturschutzgebiete im Hohen Westerwald gehe, begegnet mir immer wieder ein Stück Landschaftsgeschichte. Im Vortrag von Antonius Kunz bekomme ich das in einer wunderbaren Gesamtschau, die ich vorher so nicht hatte."

Die heutigen Naturschutzgebiete sind meist die letzten Reste der einst artenreichen Landschaften. Es ist herausfordernd, diese unter den aktuellen Bedingungen zu erhalten. Abschnitte der Nister werden jetzt renaturiert. Eine vollständige Rückkehr zur Vergangenheit ist zwar nicht möglich, doch es ist spannend und lehrreich, die Geschichte der Landschaft zu verstehen und daraus für die Zukunft zu lernen. PM/Red


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