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Pressemitteilung vom 11.08.2025    

Ein Stolperstein für Hoffnung: Freddy Sterns Vermächtnis in Montabaur

In Montabaur wurde ein besonderer Stolperstein verlegt, der nicht nur an die Schrecken der Vergangenheit erinnert, sondern auch ein Zeichen der Hoffnung setzt. Die Familie von Alfred "Freddy" Stern reiste aus England an, um an einer bewegenden Gedenkfeier teilzunehmen und sein Schicksal zu würdigen.

Drei weiße Rosen wurden an den Stolpersteinen der Familie Stern niedergelegt. (Fotos: VG Montabaur/Viola Marschall)

Montabaur. In der Bahnhofstraße 24 in Montabaur fand eine Gedenkfeier statt, bei der ein Stolperstein für Alfred "Freddy" Stern verlegt wurde. Der Stein ist der Erste in Montabaur, der einem Überlebenden des Holocaust gewidmet ist. Freddy Stern, geboren 1925, erlebte als Kind die Schrecken der Reichspogromnacht und konnte nach England fliehen, wo er sich ein neues Leben aufbaute.

In ihrer Ansprache betonte Stadtbürgermeisterin Melanie Leicher: "Nur wer seine Geschichte kennt, kann gute Zukunft gestalten." Die Verlegung des Stolpersteins vor dem ehemaligen Wohnhaus der Familie Stern soll an Freddys Flucht und Neubeginn erinnern.

Das Schicksal der Familie Stern in der Reichspogromnacht
Am 9. November 1938 wurde Willi Stern verhaftet und ins Konzentrationslager Buchenwald verschleppt. Dort wurde er gefoltert und unter Zwang zum Verkauf seines Geschäftshauses gedrängt. Im Dezember wurde er entlassen. Betty Stern wurde in derselben Nacht gemeinsam mit anderen jüdischen Frauen und Kindern aus Montabaur in das katholische Zentrum Kirchähr im Gelbachtal gebracht und dort über Nacht festgehalten.

Der damals 13-jährige Freddy besuchte zu dieser Zeit ein jüdisches Internat in Bad Nauheim, das in jener Nacht von SA-Männern angezündet wurde. Freddy gelang die Flucht - alleine machte er sich auf den Weg zu seinen Großeltern nach Herborn.

Im März 1939 konnten seine Eltern ihn in einem Kindertransport unterbringen. Der britische Innenminister hatte damals die Aufnahme von 10.000 jüdischen Kindern aus Deutschland, Österreich und dem Sudetengebiet ermöglicht. Es war das letzte Mal, dass Freddy seine Eltern sah. 1942 wurden Betty und Willi Stern sowie seine Großeltern deportiert und ermordet.



Nach seiner Ankunft in England besuchte Freddy zunächst eine jüdische Schule und arbeitete später als Mechaniker. Er studierte Kunststofftechnologie und gründete ein eigenes Unternehmen. Trotz seines Erfolges blieb die Erinnerung an die Flucht präsent - symbolisiert durch einen gepackten Koffer unter seinem Bett.

Gerald Stern hält die Erinnerung wach
Freddy Stern starb 2020. Deutschland und sein Elternhaus hat er nie wieder betreten. Umso wichtiger ist es seinem Sohn Gerald, die Erinnerung an die Erlebnisse wachzuhalten - damit sie sich nicht wiederholen. Gerald Stern engagierte sich maßgeblich für das jüdische Mahnmal, das 2013 vor dem historischen Rathaus Montabaurs errichtet wurde, und war Mitinitiator der Stolperstein-Verlegung. Zwei Steine in der Bahnhofstraße erinnern an Freddys Eltern Betty und Willi - einer nun auch an Freddy selbst.

Die Geschichte von Freddy Stern soll Mut machen. Gerald möchte, dass seine Nachkommen erfahren, wo ihre Wurzeln liegen. Deshalb hat er die Lebensgeschichte seines Vaters in einem Buch niedergeschrieben. Es wurde nicht veröffentlicht, kann jedoch im Stadtarchiv eingesehen werden.

Zur Zeremonie kamen zahlreiche Angehörige, darunter Freddys Ehefrau Monica sowie Kinder und Enkel. "Wir hegen keinen Groll gegen Deutschland. Die heutige Generation trägt keine Schuld", erklärten sie übereinstimmend. Stadtbürgermeisterin Leicher legte gemeinsam mit anderen Vertretern drei weiße Rosen nieder. (PM/Red)


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