Blau- und Grünalgen belasten auch Gewässer im Westerwald
Von Regina Morkramer
Gewässer im Westerwaldkreis, unter anderem auch an der Westerwälder Seenplatte, sind aktuell von Blau- und Grünalgen betroffen. Grund dafür sind vor allem hohe Temperaturen und Trockenperioden, die durch den Klimawandel verstärkt werden.

Montabaur. In Rheinland-Pfalz sind seit Februar laut Deutschem Wetterdienst nur 55 Prozent der üblichen Regenmenge gefallen - und das hat Folgen für Umwelt und Natur. Unter anderem führt die fehlende Regenmenge dazu, dass nicht genügend frisches Wasser in die Gewässer gelangt. Gleichzeitig lagen die Temperaturen jeden Monat dieses Jahres deutlich über dem langjährigen Durchschnitt, im Juni beispielsweise um knapp vier Grad. Dies führt wiederum zu einer höheren Verdunstung, was den Wassermangel in den Gewässern zusätzlich verschärft und die Nährstoffkonzentration erhöht. Das Ergebnis: Algenbildung.
Folgen für die Wasserqualität
Auch dann auftretender Starkregen fördert das Algenwachstum. Trockene Böden können das Wasser nicht aufnehmen, sodass vermehrt Nährstoffe in die Gewässer gespült werden, erklärt der Naturschutzbund (NABU). Besonders Cyanobakterien, auch als Blaualgen bekannt, vermehren sich bei warmen und nährstoffreichen Bedingungen stark. Sichtbar wird dies durch grüne bis grünblaue Schlieren oder Teppiche auf der Wasseroberfläche.
Blaualgen können Giftstoffe produzieren, sogenannte Toxine, die an das Wasser abgegeben werden und sowohl für Menschen als auch für Tiere gesundheitsschädlich sind. Hautkontakt oder Verschlucken kann zu allergischen Reaktionen, Hautreizungen, Ohrenschmerzen oder auch Magen-Darm-Problemen führen. Zudem reagiert insbesondere die Leber empfindlich auf dieses Gift. Besonders bei der so genannten "Algenblüte" besteht ein gesundheitliches Risiko, da dann eine hohe Konzentration an Toxinen im Wasser vorhanden ist. Badegäste sollten daher auffällig gefärbte Wasserbereiche meiden und nach dem Baden gründlich duschen sowie bei eintretenden Krankheitssymptomen ärztlichen Rat eingeholen.
Behörden untersuchen Wasserqualität
Das Landesamt für Umwelt untersucht während der Badesaison die EU-Badegewässer regelmäßig auf Cyanobakterien, erklärt die Kreisverwaltung in Montabaur auf Anfrage. Im Westerwaldkreis gibt es vier EU-Badegewässer, von denen die genauen Analysewerte vorliegen: Krombachtalsperre, Klingelwiese und Marother Waldsee haben eine gute Badewasserqualität. Im Postweiher ist die gemessene Konzentration an Chlorophyll-a derzeit laut Kreisverwaltung jedoch erhöht, weshalb von Seiten des Westerwaldkreises Schilder mit Warnhinweisen für die Badegäste angebracht wurden.
"Wasserproben werden einmal im Monat, meist Mitte des Monats, während der Badesaison von Mai bis September durch das Gesundheitsamt genommen und durch ein Labor mikrobiologisch auf die Krankheitskeime Escherichia coli und Intestinale Enterokokken untersucht", führt die Kreisverwaltung aus. "Neben den in oben genannten EU-Badegewässern werden auch Dreifelder Weiher, Hahner See, Hausweiher und Secker Weiher mikrobiologisch beprobt. Unabhängig davon findet einmal im Monat die Beprobung auf Cyanobakterien durch das Landesamt für Umwelt statt." Sobald ein Grenzwert überschritten worden ist, wird demnach fortan das Wasser in kürzeren Zeitabständen beprobt.
Tun kann die Kreisverwaltung allerdings nichts gegen die Algenbildung: "Maßnahmen können unsererseits nicht ergriffen werden, da es keine Handlungsoptionen gibt." Ob und wie sich die gefährlichen Blaualgen bilden, liegt allein an den Witterungsbedingungen.
Kreisverwaltung warnt an betroffenen Gewässern
Werden die Grenzwerte in den Gewässern überschritten, gibt es insgesamt drei Warnstufen, Warnhinweis Stufe 1 und 2 sowie Badeverbot. Direkt an den Zugängen zum Badegewässer müssen die laut Kreisverwaltung gut angebracht werden (Bilder s. unten). Ob und wie gewarnt wird, wird im Einzelfall entschieden und entsprechend bei Bedarf und Notwendigkeit veranlasst. Nicht für Schwimmer und Badegäste sind diese Warnhinweise wichtig, sondern auch für Hundebesitzer beim Spaziergang: Hunde können nach dem Trinken eine tödliche Vergiftung erleiden.
Die Kreisverwaltung weist darauf hin, dass die aktuellen und vergangenen Analyseergebnisse der Gewässer zeitnah im Internet veröffentlicht werden und hier eingesehen werden können: badeseen.rlp-umwelt.de/badegewaesser/alle-badegewaesser
(rm)
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