11. mittelalterliches Burgfest lockte über Pfingsten wieder viele Besucher nach Rotenhain
Von Wolfgang Rabsch
Aussteller und Besucher ließen sich beim 11. Mittelalterlichen Burgfest in Rotenhain trotz wechselhaftem Wetter nicht davon abbringen, eine wunderschöne Zeitreise in die Vergangenheit zu unternehmen. Das Burgfest wurde über drei Tage an Pfingsten durchgeführt – während das Samstag und Sonntag wettermäßig weniger optimal verliefen, wurden montags alle mit strahlendem Sonnenschein entschädigt.
Rotenhain. Die “Alte Burg“ in Rotenhain ist geradezu prädestiniert, eine solche Veranstaltung durchzuführen: mitten im Wald gelegen und umgeben von einem Burggraben erfüllt sie alle Voraussetzungen, mittelalterliches und nostalgisches Flair zu verbreiten. Man kann sich kaum vorstellen, dass an dieser Stelle noch 1997 lediglich ein leichter Erdhügel vorhanden war und durch Zufall bei Waldarbeiten die Grundmauern eines alten Gebäudes zum Vorschein kamen, die einer mittelalterlichen “Motte“ ähnelten.
Was ist eine “Motte“? Eine “Motte“ ist die französische Bezeichnung für „Erdhügel“. Dabei handelt es sich um mittelalterliche Burg, die überwiegend aus Holz erbaut wurde und in keinem Vergleich zu den Ritterburgen stehen, wie sie beispielsweise am Rhein zu finden sind. Eine “Motte“ diente wohl eher dazu, Durchreisende, die mit Pferdekutschen unterwegs waren, Möglichkeiten zur Rast anzubieten. Schnell gründete sich in Rotenhain der Verein “Historica Rotenhain e.V.“, der sich zum Ziel gesetzt hatte, den kostbaren Fund wieder zum Leben zu erwecken und neu zu gestalten. Mit der Hilfe von Archäologen und enormen Eigenleistungen der Vereinsmitglieder gelang es, eine Rekonstruktion der “Motte“ auf den Grundmauern zu erbauen. Der Verein allein hätte die dazu erforderlichen Kosten nicht alleine tragen können – ihm kam zugute, dass auch das Land die mittelalterliche Entdeckung mit Fördergeldern unterstützte.
Die Entdeckung der “Motte“ lässt Rückschlüsse zu, dass diese Ende des 13. Jahrhunderts erbaut worden war, möglicherweise auch als Zollstation. Das heute sichtbare Gebäude ist ein vollständiger Neubau, der auf den archäologisch nachgewiesenen Grundmauern errichtet wurde. Die interessante Geschichte der Burg konnte der WW-Kurier durch ein Gespräch mit Anett Herold, erstem Vorsitzenden des Vereins “Historica“ und der zweiten Vorsitzenden Susan Scheerer in Erfahrung bringen.
Das Burgfest spiegelte im Großen und Ganzen das Leben in längst vergangenen Zeiten wider. Es war für viele Besucher ausgesprochen reizvoll, zu erahnen, wie unsere Vor-Vorfahren gelebt haben. In einer harten Zeit, ohne viel technische Unterstützung, wurde fast alles von Menschenhand erschaffen und geleistet. Wenn man sich nicht eingehend mit dem Mittelalter befasst, ist es den meisten Menschen heute kaum vermittelbar, wie einfach und wie hart das Leben sich für die Menschen in ihrem täglichen Überlebenskampf gestaltete.
Das Burgfest ist ein fest für alle Generationen Doch der Sinn des Burgfests in Rotenhain ist ein anderer: die Besucher sollen sich nach Möglichkeit an den vielen Marktständen und den Menschen in mittelelaterlichen Gewändern erfreuen, denen man auf dem Geländer begegnen konnte. Das Burgfest hat sich inzwischen zu einem Familienfest gewandelt, denn die Veranstalter von “Historica“ bieten auch einige Spiele und Unterhaltung für Kinder an.
“Die historische Stätte bietet die perfekte Kulisse für das mittelalterliche Geschehen. Handwerker zeigen ihr Können, Händler bieten ihre Waren feil und Ritter demonstrieren das Lagerleben vergangener Jahrhunderte. Besonders für Familien ist das Event ein tolles Ausflugsziel – spannend, lehrreich und dabei wunderbar unterhaltsam. Ob knisternde Lagerfeuer, Rüstungen zum Anfassen oder der Duft von frisch gebackenem Fladenbrot – hier kann man Geschichte mit allen Sinnen erleben. Freuen Sie sich auf mittelalterliches Spektakulum, edle Rittergruppen und wilde Germanen sowie allerlei Kurzweil, Feuerzauber und Gauklerei, Badehaus und Taverne, dazu Schaukämpfe mit Schild und Schwert, auf musikalische Unterhaltung mit Liedern aus dem Mittelalter und ein reges Markttreiben um die Alte Burg“, so lud “Historica“ gemeinsam mit der Ortsgemeinde nach Rotenhain ein und war nicht übertrieben, weil bei der Einladung das Versprochene zutraf.
19 Lagergruppen hatten sich angemeldet und bildeten im hinteren Bereich des Geländes ein imposantes Zeltlager. Als Anerkennung für die geleistete Arbeit, hat die Gemeinde Rotenhain das gesamte Gelände, mitsamt der Burg, auf 50 Jahre an den Verein “Histotica“ verpachtet. Die Burg kann auch zu feierlichen Anlässen gemietet werden, der besondere Reiz liegt dabei in dem mittelalterlichen Charme der Inneneinrichtung.
Weitere Informationen zum Verein “Historica“ sind im Internet auf der Webseite zu finden.
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