Linkin Park, Matsch und Heiratsantrag: Diese „Rock am Ring“- Momente bleiben unvergessen
Von Lara Schumacher
Drei Tage, vier Bühnen, 90.000 Menschen und ein Line-up, das Emotionen ebenso wie Ekstase bediente: Rock am Ring hat sein 40-jähriges Jubiläum gefeiert – mit neuen Ideen, starken Headlinern, bewegenden Momenten und einer Botschaft, die noch lange nachwirkt.

Nürburg. Seit vier Jahrzehnten gehört Rock am Ring zu den festen Größen der internationalen Festivalszene – und das Jubiläumswochenende vom 6. bis 8. Juni zeigte eindrucksvoll, warum. Knapp 100 Bands sorgten auf vier Bühnen für musikalische Vielfalt, während das Publikum trotz Eifelwetter ausgelassen feierte. Das Gelände rund um den Nürburgring war nicht nur Ort für große Konzerte, sondern auch für besondere Erlebnisse, neue Konzepte und emotionale Highlights.
Pyro, Schlager und eine Nachricht, die alles überstrahlte
Schon am ersten Tag lieferte Rock am Ring große Momente: „Electric Callboy“ eröffneten das Festival mit einer explosiven Secret-Show inklusive Pyrotechnik – ein kraftvoller Auftakt, der das Niveau für das gesamte Wochenende setzte. Ebenso überraschend: „Roy Bianco & Die Abbrunzati Boys“, die mit ihrem Italo-Schlager einen bewusst gesetzten Kontrast zum sonstigen Line-up boten – und die Menge dennoch mitrissen.
Auf der Mandora-Stage übernahmen im Laufe des Tages „The Prodigy“ als Headliner, während „Bring Me The Horizon“ auf der Utopia-Bühne mit beeindruckenden Bühnenbildern, Outfitwechseln und einer Zuschauerin beim Karaoke-Part das Set abschlossen. Spät in der Nacht sorgten „K.I.Z“ als Headliner für ein Hip-Hop-Finale, das lautstark gefeiert wurde.
Den emotionalsten Moment des Tages gab es jedoch zwischen zwei Konzerten: Als am Freitagabend Linkin Park als erster Headliner für Rock am Ring 2026 angekündigt wurde, war der Jubel ohrenbetäubend. Die Band, die viele mit den frühen Jahren des Festivals verbinden, wird nach langer Pause wieder auf der Bühne in der Eifel stehen – ein Versprechen, das viele Gäste zutiefst bewegte.
Überraschungen, Regen und ein Antrag auf dem Campingplatz
Am Samstag standen erneut Überraschungen im Fokus: „Feine Sahne Fischfilet“ sorgten nach ihrem Auftritt des vorherigen Tages mit einem nicht angekündigten Konzert auf dem Campingplatz für Begeisterung. Besonders emotional wurde es, als Besucher Jonas vor laufender Kamera um die Hand seiner Freundin Isa anhielt – Tränen inklusive. Die beiden hatten sich vor Jahren bei Rock am Ring kennengelernt.
Auf der Orbit Stage eröffnete samstags „Still Talk“ das Programm und gab damit den Startschuss für den Tag. Doch nicht alle Auftritte konnten wie geplant stattfinden: „Heaven Shall Burn“ mussten ihren Set nach nur einem Song abbrechen. Sänger Marcus Bischoff, sichtlich gerührt, erklärte unter Applaus, dass ihn stimmliche Probleme zum Aufhören zwingen – später erfolgte eine Untersuchung im Krankenhaus.
Mit einem spektakulären Überraschungsauftritt meldete sich „Kraftklub“ mitten auf dem Infield zurück. Die Band hatte eine eigene Bühne mitgebracht und präsentierte vor grinsendem Publikum ihr neues Album und eine anstehende Tour.
Am Abend traf sich das Publikum bei Headlinern wie „Kontra K“, „Rise Against“ und „Slipknot“ – Letztere zogen so viele Besucher an, dass die vorderen Bereiche des Infields schnell geschlossen werden mussten. Gegen Ende ihres Sets öffnete der Himmel seine Schleusen – und dennoch blieben viele. Auch die Auftritte von „SDP“ und „Touché Amoré“ zum Tagesabschluss fanden im strömenden Regen statt – gefeiert wurde trotzdem.
Kalter Sonntag, starke Shows
Der Sonntag begann kalt und weniger verregnet, doch das Line-up ließ erneut keine Wünsche offen. Während „Fit for an Autopsy“ und „Zetra“ den Tag auf Mandora und Orbit eröffneten, bereiteten sich viele bereits auf das große Finale vor. „Korn“, „Falling in Reverse“ und „Sleep Token“ sorgten am Abend auf den Hauptbühnen für energiegeladene Konzerte.
Kölsche Töne brachten „Kasalla“ auf die Atmos Stage, bevor das Berliner Duo „Brutalismus 3000“ mit ihrem Techno-Punk-Mix das Festival auf der Orbit gegen 3.00 Uhr offiziell beendete.
Matsch, Mehrweg und neue Ideen
Neben den musikalischen Erlebnissen prägten auch strukturelle Neuerungen das Festival: Zum ersten Mal gab es mit der „Atmos“ eine vierte Bühne – so groß wie die Orbit Stage. Das Gelände wurde erweitert, das Riesenrad versetzt und eine kleine Tribüne mit Blick auf die Mandora errichtet – ohne Zusatzticket, frei zugänglich nach dem „first come, first serve“-Prinzip.
Trotz aller Modernisierungen blieb ein Klassiker erhalten: das wechselhafte Eifelwetter. Am Freitag noch überwiegend trocken, kam am Samstag gleich zweimal Starkregen herunter. Der Sonntag zeigte sich zwar wieder freundlicher, aber ungewöhnlich kalt für Juni. Auf den Campingflächen führten Matsch und Schlamm mit regelrechten „Schlammschlachten“ zu teils amüsanten, teils schwierigen Bedingungen – Traktoren mussten festgefahrene Fahrzeuge herausziehen.
Auch das Thema Nachhaltigkeit wurde erneut ausgeweitet: In den Foodcourts wurde vermehrt auf Mehrweggeschirr gesetzt, das an Rückgabestellen abgegeben werden konnte. Zudem wurde das Awareness-Konzept ausgebaut. Teams standen als Anlaufstelle bereit, das Codewort „Panama“ signalisierte Hilfe ohne große Erklärungen, und mit „Night Walking“ gab es ein begleitendes Abendangebot durch das Awareness-Team.
Sondermarken, Rekorde und eine durchweg positive Bilanz
Ein weiteres Highlight war die Kooperation mit der Deutschen Post. Zum 40. Jubiläum wurden drei limitierte Sonderbriefmarken mit Rock am Ring-Motiven herausgegeben – vor Ort erhältlich samt Postkarten, die direkt am Stand verschickt werden konnten.
Auch online setzte das Festival neue Maßstäbe: Der Livestream auf BILD.de erreichte zeitweise bis zu 90.000 gleichzeitige Zuschauer, insgesamt wurde das Video über 26 Millionen Mal gestartet.
Die Polizei zog zum Abschluss eine rundum positive Bilanz. Trotz einiger verkehrsbedingter Engpässe bei der Anreise am Mittwoch und üblichen Einzelfällen wie Körperverletzungen und Diebstählen blieb das Festival friedlich. Bis Sonntagabend wurden elf Körperverletzungen und eine einstellige Zahl an Diebstählen angezeigt.
Einsatzleiter Ralf Durben lobte die gute Zusammenarbeit zwischen Sicherheitsbehörden und Veranstaltern: „Bislang gab es keine nennenswerten Zwischenfälle. Wenn auch der Abreiseverkehr reibungslos verläuft, blicken wir zufrieden auf das Wochenende zurück.“
Mit einem erweiterten Gelände, starken Auftritten, Gänsehautmomenten und einer friedlichen Stimmung wurde das Jubiläum zu einem würdigen Kapitel der Festivalgeschichte. Und mit Linkin Park als erstem bestätigten Act für 2026 blicken viele Fans jetzt schon voller Vorfreude auf das nächste Jahr. Der Vorverkauf startet am 10. Juni um 12.00 Uhr – erste Tickets gibt es ab 179 Euro. LJS
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