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Nachricht vom 05.06.2025    

Mit Würde durch die schwere Zeit - Green Hair Day setzt Zeichen für Krebspatienten

Von Lara Schumacher

Am 5. Juni öffnete die Zweithaar-Beratung Schmidt in Gebhardshain ihre Türen für eine besondere Aktion: den Green Hair Day. Der bundesweite Aktionstag soll Betroffenen von Krebserkrankungen Mut machen – nicht mit großen Gesten, sondern mit echter Nähe und ehrlichem Austausch.

Beim Green Hair Day stand die persönliche Beratung von Krebspatienten und Betroffenen im Mittelpunkt. (Fotos: Lara Jane Schumacher/Art of Jane)

Gebhardshain. Bereits am Vormittag herrschte reges Kommen und Gehen im Salon von Bettina Petinopoulos. Betroffene, Angehörige, langjährige Kundinnen und neue Gesichter fanden sich ein – auf der Suche nach Informationen, Unterstützung oder einfach einem offenen Ohr. Der Green Hair Day wurde bewusst ohne Vortragsprogramm gestaltet. Stattdessen stand die Begegnung im Mittelpunkt. "Der Tag gehört denjenigen, die mit einer Krebsdiagnose leben – mit all ihren Ängsten, Hoffnungen und Geschichten", so die Initiatorin der bundesweiten Aktion, Bettina Petinopoulos, die die Idee aus Dortmund aufgegriffen hat.

Die geprüfte Kosmetikerin im Friseurhandwerk berät in ihrer Zweithaar-Beratung täglich Menschen, die infolge von Chemotherapie, anderen Erkrankungen oder Belastungen unter Haarausfall leiden. Sie nimmt sich Zeit, zeigt Haarteile, Kopftücher, Perücken in verschiedenen Ausführungen – von modischen Kunsthaar-Modellen bis zu individuell angefertigten Echthaar-Perücken. "Wenn ein Haarteil nicht zur Person passt, rate ich auch davon ab. Es geht nicht um Optik allein, sondern darum, dass sich die Menschen wohlfühlen", erklärt sie. Perücken aus dem Internet lehnt sie ab – zu unpersönlich, zu unpassend, zu wenig Beratung.

Von Betroffenen für Betroffene
Der Green Hair Day zeigte auch: Viele Betroffene sind bereit, ihre Erfahrungen zu teilen. Mehrere ehemalige Patientinnen standen für Gespräche bereit, gaben Tipps, beantworteten Fragen. "Der Tag heute bietet eine gute Möglichkeit, sich zu informieren – auch im Vornherein vor der Chemo – und ist ungemein beruhigend im Hinblick auf die Krankheit", sagte eine Besucherin. Es sei hilfreich, die Perücken vorab zu sehen, anzuprobieren und sich in ruhiger Atmosphäre beraten zu lassen.

Neben der fachlichen Beratung sorgt Petinopoulos auch für kleine Details, die den Unterschied machen. Der Salon und die Haare der Helfer des Tages waren in sattem Grün dekoriert – von den Perücken bis zur Götterspeise. Die Farbe steht für Hoffnung, für Leben – und passte perfekt zum Anliegen des Aktionstages.

Gelebte Solidarität – Perücken für neue Lebensqualität
Ein besonderes Anliegen ist der Inhaberin auch abseits des Tages die Perückensammelstelle, die sie seit der Corona-Zeit in Gebhardshain betreibt. "Immer wieder kamen Angehörige verstorbener Patientinnen auf mich zu und fragten, ob man die Perücken spenden könne", erzählt sie. Sie informierte sich und kooperiert seitdem mit dem Verein Brustkrebs Deutschland e.V. Die gespendeten Haarteile bereitet sie fachmännisch auf, bevor sie weltweit an Brustkrebszentren verschickt werden – vor allem in Länder, in denen das Gesundheitssystem keine Zuschüsse für Haarersatz zahlt. Spenden können gut erhaltene Perücken, Styroporköpfe, Tücher und Mützen sein – vorausgesetzt, sie sind hygienisch und in gutem Zustand.



Mehr als nur Haarersatz
Auch Make-up und Hautpflege spielten am Green Hair Day eine Rolle. Eine Besucherin erzählte: "Mein Problem waren nicht die Haare auf dem Kopf, sondern die Wimpern und die Augenbrauen." Auch dafür hatte Petinopoulos aufgrund ihres beruflichen Hintergrunds hilfreiche Tipps. Der Beratungsraum ist bewusst wohnlich gestaltet – für viele Kundinnen ist dies der erste Ort, an dem sie sich mit dem Thema Haarersatz offen auseinandersetzen.

Dass Männer im Gegensatz zu Frauen keine Unterstützung durch die Krankenkassen beim Haarersatz erhalten, sieht die Inhaberin kritisch. "Ich finde das unfair." Der Beratungsbedarf sei keineswegs geringer, der Wunsch nach Normalität ebenso ausgeprägt.

Kraft durch neue Perspektiven
Für Petinopoulos ist ihre Arbeit mehr als ein Beruf. "Viele Kollegen fragen mich, ob es mich nicht runterzieht, größtenteils Kranke als Kunden zu haben. Aber nein – das Strahlen in den Augen, wenn sie nach Erhalt ihrer Perücke wieder Haare auf dem Kopf haben, das ist es, wofür ich das mache."

Den Green Hair Day möchte sie künftig jedes Jahr am 5. Juni. In diesem Jahr war sie mit ihrer Aktion die erste in der Region. Ihre Hoffnung: dass weitere Friseurinnen, Kosmetiker und Beratungsstellen folgen und dem Tag gemeinsam eine noch größere Sichtbarkeit geben. LJS



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