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Nachricht vom 06.06.2025    

Die Alte Eisenbahnbrücke bei Nistertal: Monument aus Beton und Geschichte

Von Katharina Kugelmeier

Mitten im idyllischen Westerwald, unweit des Luftkurorts Nistertal, überspannt ein beeindruckendes Relikt aus der Frühzeit des Betonbaus das Tal der Nister: die "Alte Eisenbahnbrücke" bei Nistertal, auch als Erbacher Brücke bekannt. Sie gilt als technisches Wunderwerk ihrer Zeit, ist heute ein geschütztes Baudenkmal und zieht Wandernde wie Technikbegeisterte gleichermaßen in ihren Bann.

Imposantes Bauwerk im Westerwald: Die Erbacher Brücke als technisches Denkmal. (Foto: Rainer Lemmer)

Nistertal. Die Erbacher Brücke wurde 1911 fertiggestellt und war damals die größte Betonbrücke Deutschlands – ein Titel, der ihren Ruhm weit über die Grenzen der Region hinaustrug. Mit einer Länge von rund 300 Metern und einer Höhe von fast 40 Metern überspannt sie in elf mächtigen Bögen das Tal und verbindet die Erhebungen Stöffel und Hahn. Die Brücke wurde ohne Stahlarmierung errichtet, was sie zu einer ingenieurtechnischen Besonderheit macht und ihren historischen Wert noch unterstreicht.

Der Bau der monumentalen Brücke war nicht einfach, aber unumgänglich, weil die geologischen Bedingungen am rechten Nisterufer einen anderen Streckenverlauf der Bahn unmöglich machten. Stattdessen wurde das Tal in einem weiten Bogen durchquert, was die aufwendige Konstruktion nötig machte. Für den Bau wurden rund 15.000 Kubikmeter Beton und täglich zwei Waggons Zement benötigt – eine logistische Meisterleistung für die damalige Zeit. Die Baumaterialien stammten größtenteils aus den nahegelegenen Basaltsteinbrüchen am Stöffel, was den Bau wirtschaftlich und ökologisch sinnvoll machte.

(Foto: Rainer Lemmer)

Die Bauarbeiten waren nicht nur technisch, sondern auch gesellschaftlich bemerkenswert. Da es an einheimischen Fachkräften mangelte, wurden Arbeiter aus Italien, Polen und Kroatien angeworben. Anfangs begegneten die Bewohner der Umgebung den Fremden mit Misstrauen, doch größere Zwischenfälle blieben aus. Eine Anekdote berichtet, dass ein blindes Pferd beim Transport des Betons mithalf – ein Beispiel für die pragmatischen Lösungen jener Zeit.



Nach nur sechs Monaten Bauzeit wurde die Brücke am 31. August 1911 feierlich eröffnet. Sie verband die Bahnlinie von Erbach (heute Nistertal) nach Bad Marienberg und weiter in Richtung Fehl-Ritzhausen. Bis 1971 rollten hier Züge, dann wurde der Personenverkehr eingestellt. Die Brücke blieb als technisches Denkmal erhalten und ist heute ein beliebtes Ziel für Wandernde, Radfahrende und Geschichtsinteressierte.

(Foto: Rainer Lemmer)

Die Umgebung der Brücke lädt zu ausgedehnten Spaziergängen und Radtouren ein. Der Westerwaldsteig, einer der schönsten Fernwanderwege Deutschlands, führt direkt an der Brücke vorbei. Von hier aus genießt man nicht nur den Blick auf das imposante Bauwerk, sondern auch auf die malerische Landschaft des Nistertals mit ihren Buchenwäldern, Wiesen und der sanft rauschenden Nister.

Die Erbacher Brücke ist ein eindrucksvolles Zeugnis für die Innovationskraft der Ingenieure und Bauarbeiter des frühen 20. Jahrhunderts. Sie verbindet Geschichte, Technik und Natur auf einzigartige Weise und ist ein Muss für alle, die den Westerwald entdecken möchten. Das Betreten der alten Bahntrasse ist leider verboten, aber auch im gesamten Brückengebiet spürt man noch immer den Geist der Pionierzeit – und erlebt ein Stück deutscher Ingenieurskunst inmitten herrlicher Landschaft.

Informationen:

Art: Sehenswürdigkeit
Familiengeeignet: Ja
Öffnungszeiten: jederzeit zugänglich
Adresse: Büdinger Straße zwischen 57647 Nistertal und Dreisbach

Weitere Infos


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