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Pressemitteilung vom 28.05.2025    

Naturschutzinitiative kritisiert Maßlosigkeit der Windindustrie im Kreis Neuwied

In dem großen Waldgebiet, das südlich von Dierdorf die Höhe beiderseits der A 3 säumt, sind insgesamt 27 Windindustrieanlagen geplant. Diese verteilen sich ziemlich regelmäßig auf das rund acht Kilometer lange und rund zwei Kilometer breite Waldgebiet.

Symbolfoto

Dierdorf. Bei den Anlagen handelt es sich um den von Abo-Energy bereits 2024 beantragten "Märkerwald" mit acht Windindustrieanlagen und weitere 19 ebenfalls in der Antragsphase befindliche Windindustrieanlagen der Firma Vattenfall in den Gemeinden Dierdorf, Sessenhausen, Kleinmaischeid und Großmaischeid.

Maß- und zügellose "Wind-Tsunami-Welle"
Weitere Planungen bestehen durch die Stadt Neuwied und dem Regionalversorger EVM für den Heimbacher Wald und geplante Standorte bei Anhausen, Meinborn, Rengsdorf, Straßenhaus, Urbach und Neuwied mit etwa 15 Anlagen, weiterhin für das fürstliche Waldgelände in Groß- und Kleinmaischeid und auch bei Datzeroth, wo eine noch nicht konkrete Zahl von Anlagen im Gespräch ist. In den angrenzenden Kreisgebieten sind weitere Wind-Industriegebiete geplant. Damit rollt im landschaftlich bedeutenden Naturraum zwischen Rhein und Westerwald mit über 40 absehbaren WEA eine maß- und zügellose "Wind-Tsunami-Welle" über das Land. Viele Bürger befürchten zurecht, dass sich diese liebliche Erholungslandschaft im Naturpark Rhein-Westerwald zu einer Industrielandschaft umwandeln wird.

Schauveranstaltung statt Bürgerbeteiligung

Wie sicher auch bei der für den 3. Juni 2025 in Dierdorf-Giershofen geplanten Infomesse des Windkraftbetreibers Abo-Energy zum geplanten Windpark "Märkerwald, so wird in allen Planungen und Verlautbarungen zu geplanten Windparks betont, dass man nur an eine naturverträgliche Energiewende denke und dass die Versorgungssicherheit mit Energie im Blick sei. "Dies sind nur vorgeschobene Argumente und leere Worthülsen. Es geht hier weder um Natur- noch um Klimaschutz. Das Hauptaugenmerk aller Beteiligten liegt offensichtlich nur auf dem erheblichen Gewinn auf Kosten unserer Lebensgrundlagen", so die Naturschutzinitiative e.V. (NI).

"Welchen Sinn soll eine "Infomesse" für die Bürger haben, wenn der Antragsteller die Planungsunterlagen längst zur Genehmigung eingereicht hat? Für uns handelt es sich daher um eine reine "Schauveranstaltung", so die NI.

Windkraftplanungen ohne Rücksicht auf die Natur
"Eine Gegenüberstellung von Vorgaben des Landes für die Regionalplanung und lokalen Windkraftplanungen zeigt, dass regionale Windkraftplanungen ohne Rücksicht auf die Schutzbedürftigkeit der Natur und der mittlerweile hohen Empfindlichkeit klimaaktiver Wälder stattfinden", betonte Dipl.-Biologe Immo Vollmer, Naturschutzreferent der NI.

Keine Vereinbarkeit mit der Landesplanung
Die Planung des Landesamtes für Umwelt im "Fachbeitrag Artenschutz" hatte das Ziel, ausreichend Windkraft-Vorrangbereiche zur Verfügung zu stellen, um den Forderungen des Windenergieflächenbedarfsgesetz (WindBG) nachzukommen, anderseits auch den Arten- und Biotopschutz bei der Energiewende zu berücksichtigen. So hatte man in den Karten Dichtezentren des gegenüber Windkraft besonders schlagempfindlichen Rotmilan ausgewiesen, Bereiche, die für den Zugvogelschutz Bedeutung haben und Wälder, die von den Waldstrukturen her eine hohe Bedeutung für ebenfalls schlagempfindliche Fledermäuse besitzen. Diese Bereiche mit Bedeutung für windkraftempfindliche Arten sollen möglichst nicht für Windkraft in Anspruch genommen werden.

"Die Realität ist aber eine völlig andere: Dies zeigt die Eintragung der geplanten 27 Anlagen am Höhenzug südlich von Dierdorf, die den Wald vollflächig in Anspruch nehmen. Diese Planungen entlarven das eigentliche Gesicht dieser ‚Energiewende‘: Es geht um Geld und Gewinn auf Kosten des Natur- und Landschaftsschutzes. Landesplanungen zum Schutz der Natur werden de facto als belanglos ausgeblendet. Denn es ist bislang nicht vorgesehen, dass mit der Ausweisung von Windkraft-Vorrangflächen in der Regionalplanung eine Ausschlusswirkung auf die Restfläche verbunden ist", erklärte Harry Neumann, Landesvorsitzender der NI.



Planungswillkür - Belange der Menschen sind dem Profit schutzlos ausgeliefert
Eine nicht verbindliche Regionalplanung entfaltet aber nach Ansicht der NI keine Lenkungswirkung, wie es der eigentliche gesetzliche Auftrag für die Regionalplanung sei. Mit den Gesetzesänderungen in der letzten Legislaturperiode, die die Windkraft in der Abwägung über alle anderen Interessen stellte, sei nach Ansicht der NI eine völlige Planungswillkür entstanden. Die Belange Natur und der Menschen für eine erholungswerte Heimat sind wechselnden ideologischen Vorstellungen und der Gier nach Profit in einem hohen Grade schutzlos ausgeliefert. "Unsere Wälder werden fragmentiert, unsere Lebensgrundlage, die Biodiversität wird weiter zerstört, der Schutz der Lebensräume für Mensch und Tier wird konterkariert", so die Naturschutzinitiative (NI).

Gerade da, wo ein Schutz ideeller Werte nur mittels gesetzlicher Vorgaben erreicht werden könne, löse die Abschwächung der bisherigen Gesetze nun einen irreversiblen Ausverkauf an Natur und Arten sowie ein Verlust an Heimat aus.

Zusammenhängende Waldfläche hat überregionale Bedeutung

"Die noch bestehende zusammenhängende Waldfläche entlang der A3 ist zudem Teil eines noch unzerschnittenen Landschaftsraumes von über 100 Quadratkilometer, von denen es in Deutschland nur wenige gibt. Die diesen Raum prägenden Buchenwälder besitzen mit ihrer typischen Ausprägung und charakteristischen, oft windkraftempfindlichen Tier- und Pflanzenarten eine überregionale Bedeutung", betonte Biologe Günter Hahn, Sprecher der NI im Kreis Neuwied.

Störung der Biotopvernetzung
Die vollflächige Industrialisierung des Waldes durch Windkraft entlang der Wasserscheide Rhein/Wied werde nach Einschätzung der Biologen von der NI auch die Biotopvernetzung für empfindliche Waldbewohner wie die Wildkatze erheblich einschränken. Dieses wirke besonders schwer, da die Biotopvernetzung durch die Verkehrsachse A3 mit ICE-Strecke ohnehin schon erheblich eingeschränkt sei, so die Experten.

Wälder als "grüne Lunge der Erde" schützen
Es sei völlig unverständlich, dass Windkraftplanungen überwiegend nur noch im Wald stattfänden. Denn gerade in Zeiten des Klimawandels seien die Wälder als "grüne Lunge der Erde" unsere Verbündeten, so der Natur- und Umweltschutzverband. "Die vollflächige Beanspruchung der Waldgebiete südlich von Dierdorf für Windindustrieanlagen und ihre Zuwegungen bedeutet dabei eine Öffnung und Zerstückelung des Waldes, wodurch die Resistenz des Waldes gegenüber klimatischen Extremen stark geschwächt wird. Diese Planungen sind den Menschen und der Natur gegenüber rücksichtslos und auch nicht notwendig. Wenn die Menschen hiergegen keinen Widerstand leisten, werden sie schon bald ihre Heimat nicht mehr wiedererkennen. PM



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