Bahnchaos in Rheinland-Pfalz: Pendler im täglichen Ausnahmezustand
In Rheinland-Pfalz ist das Bahnfahren derzeit eine echte Herausforderung. Bauarbeiten und unvorhergesehene Ausfälle machen den Alltag der Pendler zur Geduldsprobe.

Mainz/Koblenz. "Der Zug ist nicht gekommen" - ein Satz, der früher als lahme Ausrede galt, beschreibt aktuell die Realität vieler Pendler in Rheinland-Pfalz. Besonders in dieser Woche ist die Lage angespannt, wie Fahrgäste aus Mainz-Kastel und Koblenz berichten. Franco, ein Pendler aus Oberwesel, erzählt, dass sein Bus um 5.52 Uhr nicht erschien und er nur dank eines Bekannten, der mit dem Auto vorbeikam, nach Mainz gelangte. Die Bauarbeiten zwischen Koblenz und Mainz verhindern durchgehende Zugverbindungen. "Mal gucken, was heute Abend fährt", sagt Franco resigniert, der bei Nestlé arbeitet und auf Gleitzeit angewiesen ist.
Alina, die von Mainz-Kastel in die Wiesbadener Innenstadt pendelt, ist ebenfalls betroffen. "Ich lasse mich überraschen, ob der Zug kommt", sagt sie über die tägliche Unsicherheit. Auch sie ist immer wieder mit Verspätungen und ausfallenden Bussen konfrontiert, was sogar Thema in ihrem Deutschunterricht ist.
Ein 47-jähriger Angestellter des Landtags in Mainz beschreibt die Situation als "wahnsinnig zermürbend". Er berichtet von stark schwankenden Reisezeiten und mangelnder Kommunikation seitens der Bahn. "Es ist jeden Tag ein neues Abenteuer", sagt er. Auch das Auto stellt keine verlässliche Alternative dar, da Staus auf der Autobahn die Fahrtzeit erheblich verlängern können.
Patrick Kloster erlebt ähnliche Probleme, als er am Sonntag von Mainz nach Koblenz reist. Wegen Schienenersatzverkehrs und hohem Verkehrsaufkommen dauert die Fahrt deutlich länger. Anna Gräter, die eigentlich während ihrer Zugfahrt zur Tagung in München arbeiten wollte, muss nun auf den Bus umsteigen und verliert wertvolle Zeit. "Im Bus werde ich nicht arbeiten können", beklagt sie sich.
In Rheinland-Pfalz sind derzeit mehrere Bahnverbindungen eingeschränkt oder außer Betrieb, darunter wichtige S-Bahn-Linien und die Strecke zwischen Koblenz und Mainz. Der Schienenersatzverkehr nach Limburg wurde erst kürzlich verlängert. Für viele Pendler gleicht die Planung einer Bahnfahrt mittlerweile einer Lotterie. Ein Offenbacher, der in Mainz arbeitet, verlässt sich inzwischen lieber auf das Auto, trotz der unberechenbaren Verkehrssituation.
Ein Archäologe, der regelmäßig von Mainz-Kastel nach Frankfurt pendelt, spricht von erratischen Verhältnissen. Häufig weichen die Ansagen während der Fahrt ab, und der Rückweg gestaltet sich oft noch schwieriger. "Manchmal stehen einige Hundert Menschen auf dem Gleis ohne jegliche Information", beschreibt er die chaotischen Zustände. (dpa/bearbeitet durch Red)
Lesen Sie gerne und oft unsere Artikel? Dann helfen Sie uns und unterstützen Sie unsere journalistische Arbeit im Westerwaldkreis mit einer einmaligen Spende über PayPal oder einem monatlichen Unterstützer-Abo über unseren Partner Steady. Nur durch Ihre Mithilfe können wir weiterhin eine ausgiebige Berichterstattung garantieren. Vielen Dank! Mehr Infos.
Feedback: Hinweise an die Redaktion