Tötung der Mutter: True-Crime-Podcast rollt tragischen Fall aus Königswinter neu auf
Von Lara Schumacher
Die neue Folge des erfolgreichen True-Crime-Podcasts „Mordlust“ beleuchtet einen Fall, der sich vor wenigen Jahren in Königswinter ereignete. Eine junge Frau tötet gemeinsam mit einer minderjährigen Freundin ihre pflegebedürftige Mutter – aus Überforderung, wie sie später angibt.

Königswinter. Was bringt eine 22-Jährige dazu, ihre eigene Mutter zu töten? Diese Frage stellt die aktuelle Folge des Podcasts „Mordlust“ in den Mittelpunkt. Der Fall, der sich an Weihnachten 2020 im Königswinterer Ortsteil Quirrenbach ereignete, sorgte damals für bundesweites Aufsehen. Unter dem Titel „Tödlicher Rollentausch“ wird er nun in Folge 198 des True-Crime-Formats erneut erzählt – mit besonderem Fokus auf die psychische Überforderung junger Menschen in Pflegeverantwortung.
Die junge Frau – im Podcast unter einem anderen Namen vorgestellt – hatte seit Monaten ihre schwerkranke, kaum noch mobile Mutter betreut. Die Situation war angespannt, der Alltag geprägt von Isolation und Konflikten. An Heiligabend kam es erneut zu einem Streit, weil die Mutter der Freundin der Tochter untersagte, über Nacht zu bleiben. Noch am selben Abend eskalierte die Lage: Die beiden jungen Frauen erstickten die 53-jährige Mutter im Schlafzimmer mit einem Kissen.
Die Leiche verblieb zunächst drei Tage lang in der Wohnung. Erst danach wurde sie im Auto der Mutter fort transportiert. Da die junge Frau keinen Führerschein hatte, baten sie einen 17-jährigen Bekannten, das Fahrzeug zu fahren. Doch die Fahrt endete abrupt: Wegen eines Defekts war das Auto plötzlich nicht mehr fahrbereit, wurde zurückgelassen und musste nach dem Auffinden durch die Polizei abgeschleppt werden. Die Leiche wurde erst Tage später im Kofferraum entdeckt, als das Fahrzeug auf dem Gelände eines Abschleppunternehmens stand.
Im Gerichtsprozess vor dem Bonner Landgericht gab die Haupttäterin an, sich von der jahrelangen Pflege und den ständigen Demütigungen der Mutter überfordert gefühlt zu haben. Die Richter verurteilten sie im September 2021 wegen gemeinschaftlichen Totschlags zu einer Jugendstrafe von drei Jahren. Die damals 16-jährige Freundin erhielt eine zweijährige Jugendstrafe auf Bewährung. Auch der 17-jährige Fahrer wurde verurteilt – unter anderem wegen versuchter Strafvereitelung.
In der Podcast-Folge kommen neben den beiden Journalistinnen auch Expertinnen zu Wort, die auf die schwierige Lage sogenannter „Young Carers“ hinweisen – also junger Menschen, die früh Verantwortung für pflegebedürftige Angehörige übernehmen. Schätzungen zufolge betrifft dies bundesweit rund eine halbe Million Kinder und Jugendliche.
Der Fall aus Königswinter zeigt, wie gefährlich es sein kann, wenn Überforderung, Isolation und fehlende Hilfe zusammenkommen. Die Erzählung im Podcast folgt nicht nur den juristischen Fakten, sondern versucht auch zu verstehen, wie es überhaupt so weit kommen konnte – und welche gesellschaftlichen Mechanismen versagt haben.
Die komplette Episode „#198 Tödlicher Rollentausch“ ist in allen gängigen Podcast-Apps abrufbar, unter anderem bei Apple Podcasts und Spotify.
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