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Pressemitteilung vom 11.04.2025    

Kirche im Dialog: Umgang mit rechtsextremen Tendenzen im Westerwald

In Bad Marienberg fand eine Konferenz des Evangelischen Dekanats Westerwald statt, die sich mit der Frage beschäftigte, wie die Kirche auf rechtsextreme Strömungen reagieren kann. Dabei entwickelte sich ein unerwartet lebhafter Austausch unter den Teilnehmenden.

Referenten Matthias Blöser (Foto: Peter Bongard)

Bad Marienberg. Die Konferenz des Evangelischen Dekanats Westerwald stand ganz im Zeichen der Auseinandersetzung mit rechtsextremen Tendenzen. Pfarrpersonen und Mitarbeitende des Dekanats kamen zusammen, um gemeinsam über dieses drängende Thema zu beraten. Ursprünglich war eine Präsentation von Matthias Blöser vom Zentrum Gesellschaftliche Verantwortung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau geplant, doch es entwickelte sich ein intensiver Erfahrungsaustausch.

Dekan Axel Wengenroth eröffnete die Sitzung mit der Feststellung, dass das Thema von hoher Relevanz sei: "Wir müssen davon ausgehen, dass 2027 vermehrt Wähler der AfD in die Kirchenvorstände kommen. Und dass die Rechten die Kirchenvorstände unterwandern könnten." Diese Besorgnis wird durch Berichte von Mitarbeitenden gestützt, die auf Konfi-Freizeiten beobachten, dass viele Jugendliche Sympathien für die AfD hegen und einen neuen Führerkult befürworten. Eine Pfarrperson äußerte ihre Schwierigkeiten, offen zu sprechen: "Ich dachte, dass wir seit dem Holocaust wissen, wo unser Land steht. Aber ich habe seit einiger Zeit Not, Klartext zu reden."

Matthias Blöser betonte die Notwendigkeit, Stellung zu beziehen: "Wenn es gegen unsere demokratische Lebens- und Grundordnung geht, müssen wir handeln und dürfen nicht den Weg einschlagen, den die deutschen Christen zur NS-Zeit gegangen sind." Er wies darauf hin, dass der AfD-Wahlslogan "Deutschland, aber normal" auch aus christlicher Sicht anschlussfähig sei, da sich die Partei in den letzten zehn Jahren normalisiert habe.



Blöser sieht jedoch auch Chancen für die Kirche, besonders durch Formate, die einen offenen Austausch ermöglichen. Diese Orte des Dampfablassens bieten die Möglichkeit, hinter die oberflächlichen Aussagen zu blicken und tieferliegende Ursachen zu erkennen. "Es ist ein Ringen auf Beziehungsebene", so Blöser, "und die Motivation dabei muss sein: Du bist mir als Gegenüber wichtig, deshalb bleibe ich an Dir dran."

Das Fazit der Konferenz: Der Dialog darf nicht abbrechen, und die Kirche sollte sich auf positive Aspekte konzentrieren, ohne die Ängste zu ignorieren. "Die Kirche hat den Auftrag und den Anspruch, am Evangelium, also der frohen Botschaft, orientiert zu sein", resümierte Blöser. (PM/Red)



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