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Nachricht vom 31.03.2012    

Mehr Phantasie bei der Berufswahl gefragt

Typisch Mann, typisch Frau: Dieses Rollenbild prägt noch immer das Berufsleben. Ein Faltblatt der Arbeitsagentur belegt: Jugendliche beweisen wenig Phantasie bei Lehrstellensuche – Teilzeitjobs sind weibliche Domäne. Leider trauen sich Mädchen immer noch nicht den Weg in sogenannte Männerberufe zu - obwohl sie die besseren Schulabschlüsse aufweisen.

Montabaur. Mädchen haben bessere Zeugnisse und Schulabschlüsse. Männer arbeiten überwiegend in Vollzeit, während Teilzeitstellen vor allem von Frauen besetzt sind. Mädels wollen bevorzugt Bürokauffrau oder Friseurin werden, Jungs Kfz-Mechatroniker oder Metallbauer. Was nach Klischee klingt, ist leider Realität.

Leider. „Männer und Frauen am Arbeits- und Ausbildungsmarkt“ heißt ein Faltblatt, das die Agentur für Arbeit Montabaur alljährlich herausgibt und das jetzt für 2011 vorliegt. Einmal mehr dokumentiert es, dass vieles im Berufsleben noch immer geschlechts- und rollenspezifisch ist – zum Nachteil der Frauen.

Dabei haben Mädchen am Start die Nase vorn. Bei der Arbeitsagentur Montabaur meldeten sich im Ausbildungsjahr 2010/2011, d.h. von Oktober 2010 bis September 2011 insgesamt 2316 junge Leute, die eine Lehrstelle suchten, davon waren 1056 Mädels und 1260 Jungs. 35 Prozent der jungen Frauen haben einen Hauptschulabschluss, 47 Prozent die Mittlere Reife und 18 Prozent die (Fach-)Hochschulreife; die jungen Männer schneiden mit ca. 47 Prozent, 40 Prozent und 13 Prozent deutlich schlechter ab.

In Deutschland gibt es mehr als 300 Ausbildungsberufe. „Jugendliche, die ins Berufsleben einsteigen wollen, haben also eine riesige Auswahl“, sagt Dorothea Samson, bei der Montabaurer Agentur Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt. „Aber wir stellen immer wieder fest, dass die meisten wenigen, altbekannte Tätigkeiten ins Auge fassen. Mehr als die Hälfte der Mädchen
konzentriert sich auf fünf Berufe, knapp ein Drittel der Jungen auf sechs. Dabei gibt es viele spannende Tätigkeiten mit guten Verdienst- und Karrierechancen. Und die Aussichten für Schulabgänger sind dank der guten Konjunktur und angesichts der demographischen Entwicklung so günstig wie lange nicht mehr!“

Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Agenturbezirk ist im Zehnjahresvergleich spürbar gestiegen: von 85.127 auf 88.354 Personen; 2006 gab es mit lediglich 81.552 Personen einen deutlichen „Knick“. Allerdings hat die Vollzeitbeschäftigung abgenommen, der Zuwachs geht allein auf das Konto der Teilzeit. Und die wiederum ist eine Frauendomäne.



Zwar arbeiteten 2011 deutlich mehr Männer und Frauen als vor zehn Jahren mit reduzierter Stundenzahl. Aber nur 1840 der insgesamt 16.680 Teilzeitbe-schäftigten sind männlich – das ist etwa jeder Neunte. Aus anderer Perspektive: Knapp 40 Prozent aller sozialversicherungspflichtig beschäftigten Frauen haben einen Teilzeitjob; bei den Männern sind es nicht einmal 4 Prozent.

Ausgeprägte Unterschiede gibt es auch bei der geringfügigen Beschäftigung. Hier wurden 2011 knapp 33.000 Personen gezählt. Fast zwei Drittel dieser 400-Euro-Jobber sind weiblich, und die große Mehrheit arbeitet ausschließlich auf dieser Basis. Auffallend ist aber auch, dass die Minijobs als Nebenverdienst für beide Geschlechter wichtiger bzw. interessanter geworden sind; sie haben ge-genüber 2004 um knapp 60 Prozent zugenommen.

Was mit der Berufswahl beginnt, spiegelt sich im späteren Arbeitsleben. Es gibt „geschlechtertypische“ Schwerpunkte. Mehr als die Hälfte der Frauen ist in Büro und Verwaltung, im Gesundheitsdienst sowie im Sozial- und Erziehungswesen beschäftigt. Männer sind vor allem als Schlosser und Mechaniker, in Ver-kehrsberufen und ebenfalls in Organisation-, Verwaltung und Büro tätig. Deutlich zurückgegangen ist im Zehnjahresvergleich die Beschäftigung in den Bauberufen.

Die Arbeitslosigkeit ist im vergangenen Jahr wiederum erfreulich gesunken. Im Durchschnitt waren im Agenturbezirk Montabaur 3433 Frauen und 3781 Männer arbeitslos gemeldet, darunter mit 997 bzw. 1212 Personen viele über 50-Jährige. Frauen sind stärker von Langzeitarbeitslosigkeit betroffen.
Und: Sie nehmen offensichtlich die Vereinbarkeit von Familie und Beruf auf ihre Schultern. Denn knapp ein Drittel der Frauen, die ohne Job sind, sucht Teilzeitstellen. Eben diese sind jedoch sind dünn gesät: Von den 6970 Angeboten, die der Arbeitsagentur Montabaur im Jahresverlauf 2011 von Betrieben gemeldet wurden, waren nur 842 auf Teilzeitbasis.
Das Faltblatt gibt es bei Dorothea Samson, Telefon 02602/123750, E-Mail: Montabaur.BCA@arbeitsagentur.de.



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