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Nachricht vom 13.03.2012    

Immer mehr Wäller werden evangelisch

Erfreuliches im Dekanat Selters: 23 Prozent mehr Täuflinge und Kircheneintritte wurden im letzten Jahr verzeichnet. Trotzdem sind die Mitgliederzahlen rückläufig, wie auf der Frühjahrssynode bekannt gegeben wurde. Besuchsdienst sei ein Chance um Kirche lebendig zu erhalten.

Der Besuchsdienst soll stärker in den Blickpunkt der Kirchengemeinden rücken. Dafür warb Pfarrer Bernd Nagel (rechts) vom Zentrum "Seelsorge und Beratung" während der Frühjahrssynode des Dekanats Selters. Fotos: Peter Bongard

Selters. Im Dekanat Selters sind im vergangenen Jahr deutlich mehr Menschen evangelisch geworden als 2010. Die Zahl der Täuflinge und der Kirchenbeitritte lag 2011 bei 300 – gegenüber den 245 neuen Kirchenmitgliedern des Vorjahres ist das eine Steigerung um fast 23 Prozent. Die Austritte und Bestattungen sind mit 444 in etwa gleichgeblieben (2010: 443). Das bedeutet, dass die Gemeinden zwar weiterhin ihre Schäfchen verlieren, „der Negativtrend aber deutlich abgeschwächt ist“, wie es der Vorsitzende des Dekanatssynodalvorstands, Michael Müller, während der Frühjahrssynode in Neuhäusel formulierte. 2011 gehörten insgesamt 26.548 Menschen zu einer Gemeinde im Dekanat – rund ein Prozent weniger als im Jahr zuvor (2010: 26.843).

Nah am Menschen
Eine Chance im Kampf gegen die schrumpfenden Mitgliederzahlen sind nach Auffassung der Synodalen die Besuchsdienste der evangelischen Gemeinden. „Denn eine Kirche ist nur dann lebendig, wenn Kontakte und Vernetzungen entstehen“, meint Pfarrer Bernd Nagel vom Zentrum „Seelsorge und Beratung“ der Landeskirche, der in Neuhäusel für die Besuchsdienste warb. Er ermutigte seine Zuhörer, Menschen gezielt für diese Aufgabe zu begeistern und anzusprechen, statt großflächig, aber anonym dafür zu werben. Und damit der Besuchsdienst auch im Dekanat Selters stärker angenommen wird, kündigte der Pfarrer an, dass es künftig nicht nur Schulungen im Zentrum Seelsorge, sondern auch vor Ort in den Gemeinden geben werde. Ein Schritt in die richtige Richtung, findet auch Dekan Wolfgang Weik, für den die Besuche und die Offenheit für andere eine „Grundeinstellung von Kirche“ ist. Und auch Pfarrer Wilfried Steinke wünscht sich eine Kirche, die nah am Menschen ist und das Seelsorgerische wieder stärker im Blick hat.

Spendenfreudige Protestanten
Auf die Spendenbereitschaft der Protestanten haben die sinkenden Mitgliederzahlen offenbar keinen negativen Einfluss – ganz im Gegenteil: 2011 sind rund 119.000 Euro für den guten Zweck zusammengekommen. Zum Vergleich: 2009 lag die Summe der Gaben bei „nur“ 112.700 Euro, was ein sattes Plus von mehr als 6000 Euro bedeutet. Die Zahl für 2010 liegt bislang noch nicht vor.

Licht und Schatten im Haushalt 2012
Auch das Haushaltsvolumen ist angestiegen: Es liegt um fast 94.000 Euro höher als 2010 und beträgt mittlerweile rund 685.700 Euro. Die Gründe dafür sind unter anderem Mehrausgaben bei den Reisen der Erwachsenenbildung, den Jugendfreizeiten oder den Personalkosten. Ein dickes Finanzpolster hat das Dekanat dennoch: Mit 245.000 Euro liegen zwar 6.000 Euro weniger auf der hohen Kante als noch im vergangenen Jahr. „Aber das ist immer noch ein stolzer Betrag“, sagt Manfred Köhn, Leiter der Regionalverwaltung Rhein-Lahn-Westerwald, der das Zahlenwerk präsentierte. Trotzdem sollte das Dekanat sparsam sein, mahnte der Finanzexperte. Denn die Rücklagen sind zum Großteil zweckgebunden. Außerdem gehen die Kirchensteuerzuweisungen sowohl in den Gemeinden als auch im Dekanat seit Jahren zurück. Und das macht sich im Dekanatshaushalt bemerkbar, der auch in diesem Jahr nur durch Entnahmen aus den Rücklagen ausgeglichen werden konnte. Die Synodalen hatten dem Etat trotzdem nichts hinzuzufügen und verabschiedeten ihn ohne Gegenstimme.
Es ist übrigens nicht das letzte Mal, dass sich die Synode in diesem Jahr mit dem Thema Haushalt beschäftigt. Wegen neuer Vorgaben muss sie sich schon im kommenden Herbst mit dem Zahlenwerk für 2013 auseinandersetzen. (bon)



Hintergrund:
Die Synode ist das Leitungsorgan des Dekanates Selters, also des Kirchenkreises, zu dem insgesamt 17 Kirchengemeinden gehören. Sie tagt zweimal im Jahr: im Frühjahr und im Herbst. Aus jeder Kirchengemeinde werden jeweils ein Pfarrer und – je nach Größe – ein bis drei Mitglieder des Kirchenvorstands in die Synode entsandt. (bon)


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