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Nachricht vom 18.09.2024    

Kormoran - NABU Bad Marienberg: Naturschutz der Zukunft bedarf differenzierter Ansätze

MEINUNG | Die NABU-Ortsgruppe Bad Marienberg und Umgebung nahm Stellung zu aktuellen Debatten um den Bestand des Kormorans an der Großen Nister. Dabei wurde die Notwendigkeit einer differenzierten Sichtweise betont, die traditionelle Naturschutzmaßnahmen hinterfragt und den menschlichen Einfluss auf Ökosysteme berücksichtigt.

Symbolbild (Quelle: Pixabay)

Bad Marienberg/Oberwesterwald. Rückenwind für die ARGE Nister: Die NABU-Ortsgruppe Bad Marienberg und Umgebung präsentierte ihre Ansichten zur Debatte über die Bestandsregulation des Kormorans an der Großen Nister. Sie plädierten für eine differenzierte Betrachtungsweise, welche die Jahrhunderte alte menschliche Einflussnahme auf Ökosysteme berücksichtigt. Ein einfacher "Prozessschutz", bei dem die Natur sich selbst überlassen bleibt, ist ihrer Meinung nach nicht immer zweckdienlich. Damit bezieht der Naturschutzbund öffentlich eine gänzlich andere Position als die Naturschutzinitiative e.V. (Die Kuriere berichteten).

Darstellung der Naturschutzinitiative sei populistisch
Die NABU-Ortsgruppe Bad Marienberg und Umgebung äußerte Kritik an der Darstellung der Naturschutzinitiative zur Frage der Reduktion der Kormoranbestände an der Nister. Die Naturschutzinitiative habe mit ihren Ausführungen die langjährige Arbeit der ARGE Nister und der Forschungsgruppe um Dr. Carola Winkelmann von der Universität Koblenz quasi als "Unsinn" bezeichnet - ein Vorgehen, das die NABU-Ortsgruppe als "mehr als ärgerlich" und "populistisch" charakterisierte.

Maßnahmen gegen Kormorane können zulässig sein
Die NABU-Ortsgruppe Bad Marienberg und Umgebung stellte klar, dass sie die Position des NABU Deutschland e.V. teilen. Dieser hält in seiner Grundsatzposition fest, dass Ausnahmen vom generellen Schutz der Kormoranpopulationen gemäß Artikel 9 der Richtlinie "zur Abwendung erheblicher Schäden an Fischereigebieten und Gewässern" zulässig sind. Insbesondere gilt dies für "punktuelle Ausnahmesituationen an kleinen Fließgewässern". Sie sehen diesen Fall an der Großen Nister als wissenschaftlich bewiesen an.

Die NABU Ortsgruppe Bad Marienberg und Umgebung wies außerdem darauf hin, dass die schlechte Wasserqualität der Nister nicht pauschal der Landwirtschaft zugeschrieben werden kann. Auch Abwassersysteme der Gemeinden und ineffiziente Teichkläranlagen hätten einen erheblichen Einfluss auf die Wasserqualität.

Nur ein abgestimmtes Bündel an Maßnahmen kann die Nister retten
Abschließend betonten die NABU-Ortsgruppe Bad Marienberg und Umgebung ihre Überzeugung, dass nur ein Bündel an Maßnahmen die Gewässersituation der Nister verbessern könne. Sollte die Wissenschaft übereinstimmend zu dem Schluss kommen, dass die Reduktion der Kormoranpopulation hierzu einen wesentlichen Beitrag leisten kann, würde sich die Gruppe dieser Maßnahme nicht entgegenstellen.



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Die Gruppe wies darauf hin, dass der Kormoran in kleinen Fließgewässern einen erheblichen Einfluss auf die Fischpopulation und das Gewässerökosystem habe - eine Aussage, die durch diese und andere Studien belegt werde. Der Naturschutz sollte ihrer Ansicht nach Kompromissbereitschaft zeigen und Maßnahmen wie "Kormoranvergrämung" und gegebenenfalls sogar Abschuss nicht grundsätzlich ausschließen. (PM/Red)

Kommentar unseres Autors Thomas Sonnenschein
Hintergrund ist der jahrelange Kampf der ARGE Nister, um das einstige Vorzeigegewässer, die Nister, zu retten. Einst war es eines der saubersten Fließgewässer Europas. Doch das ist Vergangenheit (Die Kuriere berichteten in all den Jahren dutzendfach – Hier ein Beispiel).

Längst ist dieser Bach kollabiert. In intensiver Zusammenarbeit mit der Universität Koblenz wurde wissenschaftlich belegt, dass die invasive Art des Kormorans die Population in der Nister derart schadet, dass der Selbstreinigungsprozess der Natur nicht mehr funktioniert. Die Population der algenfressenden Nasen (Diese kleinen Fische heißen wirklich so) wird reduziert durch Minimonster, der Groppe, die eigentlich von großen Fischen, wie dem Lachs, gefressen werden. Genau an dieser Stelle greift der Kormoran in das sensible System ein, indem er die Fressfeinde der Groppen eliminiert. In der Folge veröden die Gewässer, wichtige Reinigungsmechanismen, wie Muschelbänke, funktionieren nicht mehr und sterben ab.

Mit einer professionellen Muschelaufzuchtstation in Stein-Wingert wird in großem Stil versucht, die Reinigungskräfte zu reaktivieren. Ich selbst konnte mich direkt vor Ort mehrfach von der Energie der Menschen sowie von Ursache und Wirkung der Probleme überzeugen. Viele Ehrenamtliche leisten ungezählte Stunden, um das Bachbett wieder ins Leben zu rufen. Solange aber der Kormoran, eine invasive Art, die eigentlich von der Natur gar nicht für unsere Region vorgesehen war, diese Bemühungen immer wieder zunichtemacht, sind diese zeit- und kostenintensiven Bemühungen vergebens. (Thomas Sonnenschein)



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