Werbung

Pressemitteilung vom 11.09.2024    

Naturschutzinitiative kritisiert Kormoran-Bejagung als ineffektiv und rechtswidrig

Die Naturschutzinitiative e.V. (NI) hat sich entschieden gegen die Forderungen nach einer weitgehenden Bejagung von Kormoranen und anderen fischfressenden Vögeln ausgesprochen. Der Verein sieht darin keine nachhaltige Lösung für die ökologischen Probleme der Gewässer.

Kormoran (Foto: Günter Hahn/Naturschutzinitiative e.V. (NI))

Region/Nister. Die Naturschutzinitiative e.V. lehnt die Forderungen nach einer weitgehenden Bejagung des Kormorans und anderer frischfressender Vögel wie Graureiher und Gänsesäger ablehnt. "Das sei zu kurz gedacht", so der Naturschutzreferent der NI, Dipl.-Biologe Immo Vollmer. Hintergrund sind Berichte, die einen Zusammenhang zwischen dem Anstieg des Kormoranbestands, dem Rückgang wichtiger Fischarten und der Verschlechterung des ökologischen Zustands der Gewässer herstellen. Vollmer erklärt: "Der Kormoran kann als fischfressende Art zwar durchaus einen merklichen Einfluss auf die Bestände von Fischen haben, aber die Tätigkeit eines tierischen Beutegreifers würde niemals zu bestandsbedrohenden Zuständen bei einer Fischart führen." In der Natur würden meist deutlich vielschichtigere Verkettungen herrschen, und bei problematischen Zuständen erweise sich fast immer der Mensch als der eigentliche Verursacher.

Vollmer weist darauf hin, dass kommunale Abwässer, Mikroschadstoffe und intensive Landwirtschaft bedeutendere Ursachen für die Verschlechterung der Gewässerqualität sind. Trotz verschärfter Verordnungen gelinge es nicht, landwirtschaftliche Einträge entscheidend zu reduzieren. Auch das Problem der kommunalen Abwässer sei gerade in ländlichen Räumen noch stark vorhanden. Wolfgang Burens, Vogel- und Gebietskenner sowie aktives NI-Mitglied, betont, dass auch andere Indikatoren wie der Rückgang der Wasseramsel- und Gebirgsstelzenbestände nicht durch den Kormoran verursacht werden. "Gerade die trockenen Frühjahre in den letzten Jahren wirken dabei wie ein Brandbeschleuniger", so Burens.



Antonius Kunz vom GNOR-Arbeitskreis "Westerwald" widerspricht ebenfalls der Forderung nach einer Bejagung: "Selbst wenn man alle Kormorane Deutschlands oder gar in der gesamten EU erschießt, dann lässt sich das Ökosystem der Nister nicht so retten." Nach dem aktuellen Kormoran-Monitoring für Rheinland-Pfalz sei eine nachweisbare Bestandsreduktion durch Bejagung bisher nicht festzustellen. Eine flächendeckende Bejagung würde weder für Fische noch für Kormorane eine zufriedenstellende Lösung bringen, so die NI.

Die NI bezeichnet die breitflächige Bejagung des Winterbestandes von Kormoranen als europarechtswidrig und kündigt an, Abschussgenehmigungen juristisch prüfen zu lassen. Harry Neumann, Landesvorsitzender der NI, erklärte: "Wir werden daher Abschussgenehmigungen in Rheinland-Pfalz einer grundsätzlichen rechtlichen Prüfung zuführen." Die Naturschutzinitiative betont abschließend, dass der Erhalt der Biodiversität als Ganzes im Mittelpunkt stehen müsse. "Dem Kormoran als 'bösen Buben' die Hauptschuld zuzusprechen, ist aber nur eine aktionistische Scheinlösung, die nicht funktioniert", so die NI. (PM/red)


Mehr dazu:   Naturschutz  
Lokales: Hachenburg & Umgebung
Feedback: Hinweise an die Redaktion

Anmeldung zum WW-Kurier Newsletter


Mit unserem kostenlosen Newsletter erhalten Sie täglich einen Überblick über die aktuellen Nachrichten aus dem Westerwaldkreis.

» zur Anmeldung



Aktuelle Artikel aus Region


Neue Nutzungsideen für leerstehende Kirchengebäude im Westerwald

Im Westerwald stehen viele Pfarr- und Kirchengebäude leer, was die Gemeinden vor Herausforderungen stellt. ...

Unbekannte Anrufer locken Bürger mit falschen Behauptungen zur Polizei

Am 19. August 2025 sorgte ein ungewöhnlicher Vorfall für Aufsehen in Koblenz. Zahlreiche Bürger fanden ...

Depression im Fokus: Expertenvortrag in Montabaur

Am 26. August lädt die Kreisverwaltung des Westerwaldkreises zu einem aufschlussreichen Vortrag über ...

Spiel und Spannung am Quendelberg: Montabaurs Familientag lockt mit buntem Programm

Am Sonntag, 31. August 2025, erwartet Familien in Montabaur ein ereignisreicher Tag am Quendelberg. Die ...

Einbruch in Schwimmbad Linderhohl: Unbekannte Täter brechen in Kassenhäuschen ein

In der Nacht von Montag auf Dienstag (18. und 19. August 2025) wurde das Kassenhäuschen des Naturschwimmbads ...

Musiker Andreas Nilges aus Nauort ist in der "Zweiten Heimat" zu Gast

Am 27. August 2025 ist der lokale Musiker Andreas Nilges aus Nauort in Höhr-Grenzhausen in der "Zweiten ...

Weitere Artikel


Sparkasse Westerwald-Sieg unterstützt Radfahrausbildung in Grundschulen

Den ersten Führerschein schon in der Grundschule machen. Damit Kinder auf den Straßenverkehr gut vorbereitet ...

Von Blitzen, Historie und Bergkuppen – Unterwegs im Herzen des frühherbstlichen Westerwaldes

Der Frühherbst ist da, die ersten Blätter verfärben sich, und es ist die ideale Zeit für eine herbstliche ...

Feuerwehreinsatz in Bad Marienberg: Defekte Heizanlage löst Brandalarm aus

In der vergangenen Nacht zum Donnerstag (12. September) rückte die Feuerwehr Bad Marienberg zu einem ...

SPD-Fraktion besucht Freiwillige Feuerwehr Unnau

Die SPD-Fraktion im Verbandsgemeinderat Bad Marienberg hat sich in ihrer ersten externen Sitzung der ...

Initiative "Landwirtschaft, die Werte schafft" im Austausch mit der Politik

Auf Einladung der Initiative "Landwirtschaft, die Werte schafft", die ihren Ursprung in den Leader Regionen ...

Montabaur lädt zum traditionellen Schustermarkt ein

Tradition trifft auf Moderne – auf dem traditionellen Schustermarkt vom 21. bis 22. September werden ...

Werbung