Machtvolle Kundgebung in Montabaur für Demokratie, Toleranz und Vielfalt
Von Wolfgang Rabsch
Dem Aufruf des Ortsverbandes der Grünen in Montabaur zur Kundgebung gegen rechts, Hass und Hetze folgten Schätzungen zufolge bis zu 2.000 Menschen. Die Initiative von Bündnis 90/Die Grünen wurde von den Parteien SPD, CDU, FDP, den Linken sowie den Freien Wählern (FWG) mitgetragen und von regionalen und überregionalen Verbänden und Organisationen, sowie von den Kirchen und kirchlichen Institutionen unterstützt.
Montabaur. Auf dem Konrad-Adenauer-Platz in Montabaur herrschte eine bemerkenswert friedliche, entspannte Stimmung, trotz des ernsten Themas. Bunte Kleidung, teilweise in Regenbogenfarben, fantasievolle Plakate und Banner, die sich überwiegend gegen die AfD richteten, insbesondere gegen die von ihnen verbreiteten Parolen voller Hass und Hetze, bestimmten das Bild.
Eine Kundgebung ohne Parteienstreit
Sämtliche Parteien, die sich an der Kundgebung beteiligten, waren vertreten und nutzen die Gelegenheit, durch ihre Sprecher von der Bühne aus, ihre Statements abzugeben. Alle Redner sprachen voller Leidenschaft und echter Sorge von dem, was sich zurzeit in Deutschland abspiele. Einige gingen auch selbstkritisch mit sich und ihren Parteien ins Gericht, weil die negative Entwicklung nicht früh genug erkannt und entsprechend thematisiert worden sei.
Trotz des ernsten Themas sorgte Detlev Jacobs bei der Begrüßung für den größten Lacher während der gesamten Kundgebung, als er darauf hinwies, dass vom Ordnungsamt die Auflage erteilt wurde, dass bei Plakaten die Holzlatten, an denen sie befestigt werden, nicht länger als zwei Meter und nicht kürzer als einen Meter sein dürften. Diese Ankündigung sorgte für Heiterkeit und ging im lauten Gelächter der Anwesenden unter, da wieherte wieder einmal der Amtsschimmel und die Bürokratie ließ grüßen. Fast entschuldigend betonte Jakobs, dass er verpflichtet gewesen sei, den Hinweis zu den Holzlatten zu geben.
Da nicht jede von den insgesamt zehn Reden wiedergegeben werden kann, werden an dieser Stelle die Redner nur namentlich erwähnt. Im Anschluss daran erfolgt eine lose Zusammenstellung von beeindruckenden Sätzen, die im Publikum immer wieder lautstarken Beifall hervorriefen. Musikalisch begleitet wurde die Kundgebung von dem Duo "Pferdediebe", das mit sozialkritischen Songs, Ausgrenzung, Ausländerfeindlichkeit, Hass und Hetze anprangerten und damit genau den Nerv der Demonstranten trafen.
Liste der Redner
Dr. Ulrich Richter-Hopprich (Bürgermeister der VG Montabaur), Misbah Khan (B 90/Die Grünen, MdB), Hendrik Hering (Landtagspräsident RLP), Pfarrerin Anne Pollmächer (für die ev. und kath. Kirche Montabaur, ökumenisch), Florian Pernak (Junge Liberale), Susanne Görg (Ortsverband Montabaur der CDU), Josef Winkler (B90/Die Grünen, MdL), Dr. Tanja Machalet (SPD, MdB), Melanie Leicher (FWG OV Montabaur) und Jenny Groß (CDU, MdL)
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Auswahl prägnanter Inhalte aus den Reden
Es fielen Aussagen wie "Wer heute hier steht, der ist auch gegen die AfD" oder "Jeden Fremden begrüßen, weil er es wert ist". Rechte würden rassistische Aussagen relativieren, dass es doch nicht so gemeint sei oder man das doch noch sagen dürfe. Nazis seien heute nicht mehr daran zu erkennen, dass sie Glatze und Springerstiefel tragen, auch Anzugträger hätten Rassismus im Kopf und besäßen das AFD-Parteibuch. Weitere Aussagen waren: "Gemäß Paragraf 1 des Grundgesetzes ist die Würde des Menschen unantastbar", "Kein Mensch ist illegal" oder "Wer schweigt, spielt mit dem Feuer". Pfarrerin Anke Pollmächer sagte: "Unser Kreuz hat keine Haken, unser Kreuz ist bunt".
Knallharte Ansagen klangen so: "Jeder Extremist ist und bleibt Mist" und "Die AfD ist keine Alternative für Deutschland, sondern eine Schande für Deutschland". Zitiert wurde Michelle Obama, die ehemalige First Lady der USA mit: ´When they go low we go high´. Gemeint war, wenn die Moralvorstellungen einer Gruppe auf ein niedriges Niveau sinken, dürfe man sich nicht auf das gleiche niedrige Niveau begeben.
Weiterhin hieß es: "Höcke hat gesagt, dass Remigration keine Drohung sei, sondern ein Versprechen". Für die Wäller Selbstironie "Freundlichkeit Fremden gegenüber kostet nichts, den Westerwälder nur etwas Überwindung" gab es großes Gelächter und Beifall auf dem Platz. Das letzte Wort von Jenny Groß am Ende ihrer Rede "Hui Wäller", wurde aus der Menge mit einem hundertfachen "Allemohl" beantwortet.
Der Landtagsabgeordnete Josef Winkler schilderte Auszüge einer Gerichtsverhandlung, nachdem er wegen seiner Hautfarbe von einem Neonazi als "Halbaffe" beleidigt worden sei. Zu seiner Rechtfertigung habe der Angeklagte gesagt, der Ausdruck wäre ja nicht so schlimm gewesen, weil er nicht "Affe" gesagt hätte. Außerdem sei Winkler ja nur ein "Passdeutscher".
Als am Ende der Kundgebung alle Redner gemeinsam die Bühne betraten und mit Ihren Händen eine kleine Menschenkette bildeten, brach lauter Jubel aus und die Kundgebung endete so friedlich, so wie sie begonnen hatte. Gegendemonstrationen gab es keine. (Wolfgang Rabsch)
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