Kappensitzung in Marienrachdorf unter weiblicher Herrschaft
Von Wolfgang Rabsch
Annalena Baerbock hatte als neue Außenministerin einst kundgetan, sie wolle die Außenpolitik femininer gestalten. Diese Nachricht kam auch in Marienrachdorf an und so beschloss der dortige Elferrat, dass in Zukunft der Elferrat nur noch aus Frauen und Mädchen bestehen soll.
Marienrachdorf. Es gibt auch keinen Präsidenten des Elferrats mehr, jedes Mitglied ist gleichberechtigt, entsprechend wurde die diesjährige Kappensitzung von mehreren Frauen moderiert. Vorab kann attestiert werden, dass die Neuerung bestens beim Publikum ankam, zumal der langjährige Präsident des Elferrats, Udo Wingender, ehrenvoll und dankbar verabschiedet und mit einem Ehrenorden dekoriert wurde.
Ja, es wehte ein frischer Wind durch das Dorfgemeinschaftshaus, die Charmeoffensive zeigte Wirkung. Bereits beim Einmarsch des neuen Elferrats wurden die Damen begeistert gefeiert. Nachdem die holde Weiblichkeit auf der Bühne Platz genommen hatte und die Begrüßung stattfand, erfolgte der Startschuss in das Programm der Kappensitzung, das Motto lautete: "AHOI, ihr Narren und Piraten". Den Besuchern in dem restlos ausverkauften DGH in Marienrachdorf wurde eine Ortsfastnacht geboten, gespickt mit viel Lokalkolorit und tänzerische Highlights der Tanzgruppen.
Ein Programm ohne Fehl und Tadel
Zur Einstimmung konnten die Besucher sich an der schwungvollen Tanzvorführung der Jugendgarde der KG Willroth erfreuen. Als erster Büttenredner betrat Pastoralreferent Matthias Scherer verkleidet als Sternsinger die Bühne. Er hatte viel Erheiterndes aus Marienrachdorf, Sessenhausen und Selters zu berichten. Ortsbürgermeister Jörn Schaefer hätte auf dem Wochenmarkt in Selters neben einem Auto gestanden, als der Ortspolizist von Selters glaubte, er sei der Halter des Autos und zu ihm sagte: "Sie stehen im Halteverbot, dafür gibt es ein Knöllchen, der TÜV ist abgelaufen, dafür gibt es auch ein Knöllchen und die Reifen sind abgefahren, auch dafür gibt es ein Knöllchen." Das wurde Matthias nun doch zu viel und er sagte zu den Polizisten "Ich will ehrlich sein, das Auto gehört nicht mir, sondern dem Bürgermeister von Sessenhausen."
In Selters hätte der Pastoralreferent auch den kleinsten Viehtransporter gesehen, nämlich ein Polizeiauto, in dem sich vorne zwei Bullen befanden und hinten eine "arme Sau" saß. Um abzunehmen, habe er sich einen Hula-Hoop-Reifen gekauft, als er mit dem Training anfangen wollte, stellte er fest, dass der Reifen passen würde. Ein Gag reihte sich an den anderen, zwischendurch labte sich der Gottesmann immer wieder an einem Schnäppchen und beendete seinen gefeierten Auftritt mit einer Rockparodie.
Für die Gymnastikgruppe aus Marienrachdorf wurde die erste "Rakete" des Abends gezündet, da es den Damen gelang, mit ihren Handpuppen zu fetziger Rockmusik zu singen und zu tanzen. Ohne Kerstin Fuchs, der geschwätzigen Postbotin aus Marienrachdorf, ist Karneval in dem kleinen Ort fast undenkbar. Gnadenlos schilderte sie, was sie so alles beim Postaustragen erlebt und das im tiefsten Platt. Bereits beim Einstieg in Ihren Vortrag erntete sie laute Bravo- und Buhrufe: "Mal nur Frauen auf der Bühne und kein unnötiges Männergesocks". Damit war klar, von welchem Geschlecht die entsprechenden Rufe kamen.
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An Oliver Götsch, dem neuen Bürgermeister der VG Selters, der mit Gattin Alina die Sitzung besuchte, hatte Kerstin eine Frage: "Herr Götsch, an ihren Amtsvorgänger Klaus Müller hatte ich mal die Frage gerichtet, wieviel Mitarbeiter auf der VG Selters arbeiten würden. Knapp die Hälfte, war die Antwort von Klaus Müller. Herr Götsch, sind es denn inzwischen mehr geworden? Noch eine Frage: Stimmt es, dass Sie angeordnet haben, in den Büros der VG Bewegungsmelder einzubauen, um Strom zu sparen?" Eine gute Karnevalistin zeichnet aus, dass sie sich nicht nur an anderen abarbeitet, sondern auch sich selbst und ihren Ehemann (Udo Fuchs) mit allen ehelichen Problemen durch den Kakao zieht. Kerstin Fuchs landete mit ihrem Vortrag einen Volltreffer und erntete immer wieder wahre Lachsalven.
Die Showtanzgruppen der Garde Willroth, die "Black Dancer" der TSG Selters, von "Marvelous" des TuS Maxsain und die "Funny LadyBoys on fire" aus Westerburg wurden vom begeisterten Publikum für ihre teils waghalsigen, akrobatischen und sportlichen Höchstleistungen abgefeiert. Der Musikverein aus Marienrachdorf passte sich der närrischen Stimmung an und befeuerte die Stimmung im Saal mit einigen Karnevalsliedern.
Der Elferrat a.D. ließ die 80er-Jahre wieder auferstehen
Die 80er-Chartshow der musikalischen Früherziehung und des Elferrates a.D. war der eigentliche Knaller des Abends: Zu den Hits von ABBA (Mamma Mia), Wolle Petry (Der Himmel brennt), Helene Fischer und Shirin David (Atemlos) und vielen anderen Hits, saß niemand mehr auf seinen Stühlen, die Halle verwandelt sich in eine einzige Partyzone.
Bevor alle Aktiven zum krönenden Abschluss auf die Bühne gebeten wurden, zeigten die Damen des Elferrates, welche tänzerischen Talente in Ihnen schlummern, denn auch sie waren in der Lage, einen fantastischen Showtanz auf das Parkett zu legen.
Dem objektiven Betrachter bleibt nichts anderes übrig, als den Karnevalisten aus Marienrachdorf höchste Anerkennung auszusprechen. Eine Kappensitzung genau nach dem Geschmack des Publikums ausgerichtet, die man eher als Ortsfastnacht bezeichnen könnte, begeisterte weit über 400 Besucher, die anschließend bei der After-Show-Party weiterfeiern konnten. (Wolfgang Rabsch)
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