Werbung

Nachricht vom 17.12.2023    

Buchtipp: "Bodendenkmäler im Quellgebiet der Wied" von Helmut und Mathias Priewer

Von Helmi Tischler-Venter

Wer die reizvolle Landschaft und Natur der Westerwälder Seenplatte genießt, wundert sich vielleicht über künstlich wirkende Bodenstrukturen. Es handelt sich hierbei um Bodendenkmäler, großteils im Boden verborgene Zeugnisse der Kulturgeschichte, oft von untergegangenen Siedlungen, Befestigungsanlagen und Grenzziehungen. Sie legen Zeugnis ab von menschlichem Leben vor langer Zeit.

Buchtitel. Foto: Wolfgang Tischler

Dierdorf/Anhausen. Den Autoren ist es ein Anliegen, dass die Kulturzeugnisse geschützt und das Wissen um sie bewahrt bleibt. Das Buch bezieht sich auf das Quellgebiet der Wied im ehemaligen wiedischen Kirchspiel Dreifelden im Umfeld des Dreifelder Weihers. Die Lage und Struktur der Bodendenkmäler wird anschaulich dokumentiert anhand von Karten, Fotografien, Boden- und Luftbildern sowie LIDAR-Aufnahmen, die Vegetation und moderne Bebauung herausrechnen. Hinzu kommen zufällige Oberflächenfunde aus Keramik, Glas und Stein.

Das wohl längste Bodendenkmal im beschriebenen Gebiet ist ein mächtiges Gebück aus dem 13./14. Jahrhundert, ein grenzschützender Heckenverbau aus Hainbuche als Überquerungshindernis an der kurtrierischen Landesgrenze bei Dreifelden, Steinebach und Schenkelberg. Reste eines Steinwalls sind noch vorhanden, Baumzeugnisse mussten zwischenzeitlich dem Straßenbau weichen.

Grenzmarken waren auch Heidenstöcke, die seit dem ausgehenden 17. Jahrhundert Nichtsesshaften oder "Zigeunergesindel" den Zutritt ins Land verboten. Konsequenterweise findet sich in der Nähe, am Haidenweiher, ein Hügel, der einen Gerichtsplatz trug.

Eine alte Dreifeldener Ortssage zu "Magdborn" mystifiziert den Zusammenfluss dreier Wasserläufe (Wied, Schäkel und Rure Bach), die die Wiedquelle bilden im Rohrbruch des Dreifelder Weihers. Viele alte Keramikfunde in der Flur "Heiligenborn", von Frühsteinzeit bis Spätmittelalter zu datieren, belegen die Bedeutung der Heilquelle. Fischhäuser - Baulichkeiten zur Teichbewirtschaftung - sind noch in Flur- und Hofbezeichnungen sowie Bodenstrukturen nachweisbar.

"Bell" und "zum Holz" sind Hofwüstungen in der Gemarkung Dreifelden, die die Priewers aufgrund akribischer Quellenarbeit lokalisieren können. Ebenso erkennen sie "Oberhahn" als Schmidthahner Hofwüstung, während "Hortenbach" eine Siedlungswüstung am Hartenbach zwischen Schenkelberg und Steinebach ist und "Mertingen" ein wiedisches Dorf bei Hartenfels war.

"Eine Karte der Grafschaft Wied aus dem Jahr 1589 zeigt die Steinebacher, die Hartenfelser und die Herschbacher Burg, aber im Gebiet um Dreifelden weder die Rohrburg noch die Weiher, die nach 1655 von Graf Friedrich III. zu Wied (1618-1698) in Form der Westerwälder Seenplatte angelegt wurden, und auch nicht das Schloss Seeburg. 1683 wird Syburg erstmals erwähnt." Schloss Seeburg war ein beliebter Aufenthaltsort der wiedischen Familie. 1706 gebar Gräfin Louise Charlotte dort ihren Sohn Johann Friedrich Alexander, den späteren ersten Fürsten des Hauses Wied. 1809 wurde das Schloss wegen Baufälligkeit niedergelegt.



In der Nähe wurde 1763 vom preußischen Generalleutnant Graf Franz Carl Ludwig zu Wied die Kolonie Seeburg für ehemalige militärische Getreue gegründet. Die letzten Bewohner waren Eva Magdalena und Johannes Wilhelm Käß. Johann Peter Käß errichtete ein neues Wohnhaus in Ober-Seeburg, dem heutigen Seeburg. Dieses Anwesen brannte 1826 ab. Das Ende der 1820er Jahre errichtete Jägerhaus existiert noch heute. Es wurde 1925 von den Nachfahren Käß an die Fürstlich Wiedische Rentkammer verkauft und von dieser verpachtet. Es entstand die Sommerwirtschaft "Wanderers Rast". Nach einer wechselvollen Geschichte wurde die Gaststätte "Heidekrug", die bis 1964 betrieben worden war, niedergelegt.

Im Westerwald waren zahlreiche "Motten", Turmhügel oder Niederungsburgen für den niederen Adel zu finden. Dazu gehörten vermutlich "Brinken" und "Mummelschanz" in der Gemarkung Dreifelden. Die Mottenwüstung am "Aschenbach" bei Lochum befand sich an der saynisch-wiedischen Herrschaftsgrenze.

Auch die Inseln im Dreifelder Weiher waren Standorte von Motten. Das beweisen archäologische Funde im abgelassenen Weiher. Trittsteine im Bachbett des Steinebachs, der oberhalb von Langenbaum auch Aschenbach heißt und in die Wied mündet, erweisen sich als Relikte des alten Wegenetzes um Steinebach.

Es lohnt sich, mit offenen Augen, am besten mit dem vorliegenden Buch in der Hand, durch die Westerwälder Seenplatte zu wandern und dabei fast verborgene Zeugnisse der spannenden Siedlungsgeschichte der Region zu entdecken.

Das Hardcover-Buch ist im Eigenverlag erschienen, ISBN 978-3-9819156-8-6. Es ist in der Hähnelschen Buchhandlung in Hachenburg, im Landschaftsmuseum Westerwald in Hachenburg und im Hofladen Wäller Allerlei in Steinebach a. d. W. erhältlich. (htv)


Mehr dazu:   Buchtipps  
Feedback: Hinweise an die Redaktion

Anmeldung zum WW-Kurier Newsletter


Mit unserem kostenlosen Newsletter erhalten Sie täglich einen Überblick über die aktuellen Nachrichten aus dem Westerwaldkreis.

» zur Anmeldung



Aktuelle Artikel aus Region


Buchtipp: "Die Kannenbäckerin" von Annette Spratte

In ihrem historischen Roman "Die Kannenbäckerin" entführt die Westerwälder Autorin Annette Spratte ihre ...

Michael Weidenfeller aus Müschenbach bleibt Vizepräsident des DStI

Michael Weidenfeller aus Müschenbach wurde erneut in ein bedeutendes Ehrenamt gewählt. Der Deutsche Steuerberaterverband ...

Bad Marienberg: ChorAktiv 2025 bringt Chorgesang auf den Marktplatz

Am Samstag, 28. Juni, wird der Marktplatz in Bad Marienberg zur Open-Air-Bühne für Chormusik. ChorAktiv ...

45. Europäischer Keramikmarkt in Höhr-Grenzhausen startete erfolgreich

Gleich zu Beginn das Artikel vom 45. Europäischen Keramikmarkt in Höhr-Grenzhausen muss wieder einmal ...

Musikalischer Abendgottesdienst in Ransbach-Baumbach begeistert mit Blech und Piano

Ein ungewöhnliches musikalisches Zusammenspiel sorgte in Ransbach-Baumbach für Begeisterung. In der Musikkirche ...

Kühlwagenwanderweg 2025: Das Wander-Highlight rund um Oberwambach

Der Kühlwagenwanderweg rund um Oberwambach geht in die vierte Runde. Am Donnerstag, 19. Juni, werden ...

Weitere Artikel


Weihnachtlicher Hüttenzauber in der Sayner Hütte - Markt der Besonderheiten

Die außergewöhnliche Qualität der Kreativarbeiten im Industriedenkmal Syner Hütte hat überregionale Bekanntheit ...

Bei der Tat geschnappt: Polizei ertappt zwei Einbrecher in Rennerod

In der Weststraße in Rennerod wurde die Polizei am Samstag (16. Dezember) zu einem mutmaßlichen Wohnungseinbruch ...

Falschfahrer unter Alkoholeinfluss vermied knapp einen Unfall in Siershahn

Eine riskante Fahrt hat ein Autofahrer am späten Samstagabend (16. Dezember) in Siershahn hingelegt, ...

Warm ums Herz: Gottesdienste zu Weihnachten im Westerwaldkreis erleben

Alle Jahre wieder laden die 27 Kirchengemeinden des Evangelischen Dekanats Westerwald zu zahlreichen ...

AKTUALISIERT: Mehrfamilienhaus in Altenkirchen brannte - Überreste eines Leichnams gefunden

Am Samstag (16. Dezember) war gegen 12.30 Uhr ein Mehrfamilienhaus im Ulmenweg in Altenkirchen in Brand ...

Neujahrsschießen in Montabaur lädt zum geselligen Wettkampf ein

Am Samstag, 6. Januar 2024, lädt die Schützengesellschaft St. Sebastianus Montabaur wieder zu ihrem traditionellen ...

Werbung