Erste positive Bilanz zu Schulgesundheitsfachkräften nach landesweitem Ausbau
Mit zwei Schulgesundheitsfachkräften (SGF) fing 2018 alles an. Heute sind 26 "Schulkrankenschwestern" an ebenso vielen Grundschulen in Rheinland-Pfalz im Einsatz für mehr Gesundheit, mehr Teilhabe und mehr Chancengleichheit.
Mainz/Region. Sie leisten erste Hilfe bei Not- und Unfällen, verabreichen Medikamente, unterstützen chronisch erkrankte Schülerinnen und Schüler, sind Ansprechpartnerinnen und Vertrauenspersonen und können so psychische Auffälligkeiten früh erkennen. Das Projekt wird fortlaufend evaluiert und ist in den letzten eineinhalb Jahren schrittweise gewachsen. Auf einer Fachtagung wurden erste Ergebnisse des Modellprojektes vorgestellt.
„Mit dem Modellprojekt nehmen wir verstärkt die Kinder in den Blick, die unter schwierigeren sozioökonomischen Bedingungen leben, stärkeren gesundheitlichen Risikofaktoren ausgesetzt sind und über geringere Bewältigungsressourcen verfügen. Damit knüpfen wir an die sehr positiven Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie zum Einsatz von Schulgesundheitsfachkräften an zwei Schulen in Mainz an“, sagte Bildungsministerin Dr. Stefanie Hubig in ihrer Begrüßung. „Diese positiven Effekte zeigen sich nun auch im Rahmen der Ausweitung des Projekts auf 26 Grundschulen, die das Bildungsministerium finanziert: Erste Rückmeldungen aus den Schulen deuten darauf hin, dass Fehlzeiten zurückgehen und sich bessere Lernvoraussetzungen und Bildungserfolge einstellen. Die Schulgesundheitsfachkräfte sind bereits nach kurzer Zeit als wichtiger Teil der multiprofessionellen Teams an ihren Schulen unentbehrlich. Ich danke allen Partnerinnen und Partnern, dass sich dank ihres Engagements die Schulgesundheitspflege bereits in so kurzer Zeit etablieren konnte.“
Mehr Integration und Chancengleichheit
Das Modellprojekt „Schulgesundheitsfachkräfte“ des Ministeriums für Bildung Rheinland-Pfalz, der Landeszentrale für Gesundheitsförderung in Rheinland-Pfalz e.V. (LZG) und der Universitätsmedizin Mainz hat die verbesserte Integration von Kindern mit chronischen Erkrankungen in Grundschulen, die Stärkung der Bildungsteilhabe und die Reduzierung gesundheitlich bedingter Chancenungleichheit zum Ziel. Schulgesundheitsfachkräfte sind examinierte Gesundheits- und (Kinder-)Krankenpflegekräfte. Sie verfügen über langjährige Berufserfahrung im klinischen Bereich und durchlaufen zu Beginn ihrer Tätigkeit eine berufsbegleitende Weiterbildung in der Schulgesundheitspflege.
Die positive Einschätzung ihrer Arbeit wurde in den Fachvorträgen bestätigt. Prof. Dr. Catharina Maulbecker-Armstrong von der Technischen Hochschule Mittelhessen betrachtete das neue Berufsbild „School Nurse“ bundesweit aus wissenschaftlicher Perspektive – insbesondere im Hinblick auf Wirksamkeit und ökonomische Effekte.
Prof. Dr. Michael S. Urschitz, Kinderarzt und Epidemiologe am Institut für Medizinische Biometrie, Epidemiologie und Informatik (IMBEI) der Universitätsmedizin Mainz, erläuterte die Bedeutung von chronischer Krankheit für den individuellen Bildungserfolg. Seine „ikidS-Studie“ hatte 2018 ergeben, dass Kinder mit chronischen Erkrankungen bereits am Ende der ersten Klasse in den schulischen Kernfächern Lesen, Schreiben, Mathematik, Naturwissenschaft und Sozialkompetenz deutlich zurückliegen. Diese Ergebnisse hatten den Ausschlag dafür gegeben, die ersten beiden Schulgesundheitsfachkräfte in Mainz zu etablieren und die Effekte ihrer Arbeit zu beobachten.
Entlastung für Schulpersonal
Dr. Michael Eichinger von der Universitätsmedizin Mainz, der das Projekt aktuell wissenschaftlich evaluiert, konnte bei der Fachtagung berichten, dass sich das Schulpersonal der beteiligten Schulen in Rheinland-Pfalz durch die Gesundheitsfachkräfte entlastet fühlt und Unsicherheiten im Umgang mit Unfällen und Erkrankungen zurückgegangen sein dürften. Die Befragung der Eltern wird zurzeit abschließend ausgewertet und in den nächsten Monaten veröffentlicht.
Ein Film, der die Schulgesundheitsfachkräfte im Arbeitsalltag begleitet und unterschiedliche Akteure in den Schulen zu Wort kommen lässt, zeigt aber schon eine eindeutige Tendenz: Schülerinnen und Schüler fühlen sich bei den „Schulkrankenschwestern“ mit ihren großen und kleinen gesundheitlichen Problemen gut aufgehoben, und die Eltern sind beruhigt, weil sie sich bei gesundheitlichen Beeinträchtigungen auf die fachliche Versorgung ihrer Kinder in der Schule verlassen können.
„Die Arbeit der Schulkrankenschwestern ermöglicht den Kindern eine stärkere Konzentration auf den Lernstoff. Gesundheit ist eine wichtige Voraussetzung für einen langfristigen Bildungserfolg“, sagte der Geschäftsführer der LZG, Dr. Matthias Krell. „Darum ist die Arbeit der Schulgesundheitsfachkräfte ein Beitrag zur Gesundheitlichen Chancengleichheit und zugleich auch ein Beitrag dazu, im Schulalltag Bildungs- und damit soziale Chancen zu verbessern. Die starke Nachfrage von Schulen und Eltern sowie die hohe Zufriedenheit bei den Kindern bestätigen, dass der Weg der Schulgesundheitspflege zukunftsweisend ist.“ (PM)
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