"Kulturpolitischer Aschermittwoch" für Kulturschaffende in Montabaur
Von Wolfgang Rabsch
Dass man eine Aschermittwochsveranstaltung auch mit Niveau durchführen kann, bewies eindrucksvoll das Netzwerk "MT-KULTURTREFF". Das Netzwerk hatte zum "Kulturpolitischen Aschermittwoch" in den Gewölbekeller an der alten Stadtmauer in Montabaur eingeladen. Neben kulturpolitischen Themen kam jedoch auch der Spaß nicht zu kurz.
Montabaur. Neben kulturpolitischen Diskussionen konnten sich die Gäste, wie es sich für einen Aschermittwoch gehört, am traditionellen Heringsbuffet laben. Uli Schmidt, seines Zeichens erster Vorsitzender der "Kleinkunstbühne Mons Tabor", war es gelungen, einen Hochkaräter der rheinland-pfälzischen Kulturpolitik für einen Vortrag zu gewinnen: Staatssekretär Prof. Dr. Jürgen Hardeck. Mit ihm und den anwesenden Kulturschaffenden sollten die aktuellen Probleme und Sorgen erörtert werden, die sich in der Kunstszene breitgemacht haben.
In seiner kurzen Begrüßung formulierte Uli Schmidt die Probleme, die für die Kulturszene im Allgemeinen durch die zurückliegende Pandemie entstanden sind. Es werden Wege gesucht, das vor Pandemieniveau wieder zu erreichen, zumindest annähernd. Dabei müsse die Politik finanziell fördernd unterstützen, denn ohne Landesmittel kann sich die Lage nicht stabilisieren. Nach Aufhebung des Lockdowns wären die Zuschauerzahlen bei Veranstaltungen weit unter den Erwartungen zurückgeblieben, was sich jedoch im Laufe der Zeit etwas besserte, aber noch bei Weitem nicht die Zahlen wie vor der Pandemie erreicht werden.
Stadtbürgermeisterin Gabi Wieland machte den Kulturschaffenden Mut und bekräftigte, dass die Kulturszene in Montabaur und Umgebung sich auf zuverlässige Förderung und Unterstützung verlassen könne. "Die Kunstszene ist für mich eine Herzensangelegenheit", so die Stadtchefin. Bevor der Hauptredner des Abends zu Wort kam, faszinierte Stefan Kohmann vom Landesmusikgymnasium Montabaur mit experimenteller Musik. Dabei gelang es ihm sogar, mit Hilfe eines Geigenbogens, einem Tannenzapfen Geräusche zu entlocken.
Sorgen werden gesehen und gehört
Mit Staatssekretär Prof. Dr. Jürgen Hardeck hatte das Netzwerk einen Politiker eingeladen, dem anzumerken war, dass er die Sorgen und Nöte der Kunstszene sehr ernsthaft nimmt. Es sei in der Politik angekommen und wahrgenommen worden, welche gravierenden Einschnitte die Kulturszene durch die Pandemie hinnehmen musste. Rheinland-Pfalz werde die im Haushalt 2023 vorgesehenen Mittel für Kunst und Kultur um zehn Prozent erhöhen. Es sei auch nicht verborgen geblieben, dass in der Kulturszene zum Beispiel bei Chören und Musikvereinen ein teilweise starker Aderlass stattgefunden habe, der im schlimmsten Fall zur Auflösung eines Vereins geführt habe. Diesem Trend müsse entgegengewirkt werden, vor allen Dingen jüngeren Menschen Appetit zu machen, sich in vielfältigen Bereichen der Kunst zu engagieren. In den nächsten drei Jahren soll eine Konzeptions- und Mobilitätsförderung stattfinden, zunächst durch eine Kulturentwicklungsplanung, die letztendlich im einem Kulturförderungsgesetz endet.
Gastgeberin Jutta Linden-Quirmbach berichtete, dass im Gewölbekeller in Zukunft an jedem ungeraden Dienstag im Monat Musikreihen durchgeführt werden sollen, um den Erhalt des "Historica" Gewölbekellers zu gewährleisten. Musikalisch durften sich die Besucher der Veranstaltung an dem Auftritt des Duos "Pferdediebe" erfreuen, die mit sehr anspruchsvollen Texten und hoher Musikalität begeisterten. Nach dem Heringsessen setzen sich die anwesenden Kulturschaffenden nochmals zusammen, um zu diskutieren und Erfahrungen auszutauschen.
Erfahrungsaustausch der Kulturveranstalter
Es wurde begrüßt, dass auch die bildende Kunst immer mehr beim Netzwerk "MT-KT" einbezogen wird. Als neu in der Runde stellte sich das "Offene Atelier" vor. Auch das "Haus der Jugend" war erstmals vertreten und berichtete über viele laufende und geplante Jugendkulturaktivitäten. In den Berichten der anwesenden Kunst- und Kulturschaffenden wurde deutlich, dass die Einschränkungen durch Corona weitgehend überwunden sind und die Lage wieder positiver beurteilt wird. Aber Probleme im Hinblick auf Finanzen und Sponsoren, Veranstaltungsräume und fehlende Aktive gibt es nach wie vor.
Schlusswort von Uli Schmidt
"Entscheidend ist, dass die Leute jetzt wieder die Couch verlassen und zu den Veranstaltungen kommen", so sagte Uli Schmidt, und weiter: "Beim nächsten MT-Kulturtreff im Herbst wird das Thema "Kultur als weicher Standortfaktor für die heimische Wirtschaft" im Mittelpunkt stehen. Es soll gemeinsam mit der VG Montabaur und Bürgermeister Ulrich Richter-Hopprich, der seine Unterstützung bereits zugesagt hat, sowie der Wirtschaftsförderung für mehr Kooperationen mit erfolgreichen Unternehmen in der Region geworben werden. Das Treffen soll möglichst in einem Unternehmen stattfinden, das für ein Kultursponsoring offen ist oder dies schon praktiziert." (Wolfgang Rabsch)
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