Werbung

Pressemitteilung vom 28.01.2023    

Universität Koblenz erforscht Familiengeschichten

Der rheinland-pfälzische Landtag lässt die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus in einheimischen und migrantischen Familien in Rheinland-Pfalz durch die Universität Koblenz erforschen. Die dritte und vierte Generation nach der Ära des Nationalsozialismus steht dabei besonders im Fokus.

Der Präsident des rheinland-pfälzischen Landtags Hendrik Hering (li.),Projektleiterin Dr. Inka Engel von der Universität Koblenz und Projektverantwortlicher Peter-Erwin Jansen M. A. von der Hochschule Koblenz starten eine spannende Kooperation. (Foto: Landtag Rheinland-Pfalz/Hannah Walker)

Koblenz. Laut der repräsentativen Studie "MEMO Deutschland - Multidimensionaler Erinnerungsmonitor" aus dem Jahr 2020 im Auftrag des Instituts für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung (IKG) an der Universität Bielefeld verneinen fast 68 Prozent, dass ihre Vorfahren unter den Tätern während der NS-Zeit waren. Über 50 Prozent der Befragten verneinen, dass Vorfahren von ihnen Mitläufer waren.

"Einige Menschen möchten nichts von der Rolle ihrer Vorfahren im Nationalsozialismus wissen und haben offensichtlich einen Schutzwall des Nicht-Wissens gebildet. Ich erachte es jedoch als unsere Verantwortung, Risse in diesen Schutzwall zu bringen und Erzählungen zu hinterfragen", erklärt Landtagspräsident Hendrik Hering. Zugleich gebe es aus den nachkommenden Generationen das Bestreben, die Spuren der Vorfahren wieder aufzunehmen. "Dies ist eine Chance, Erinnerungs- und Gedenkkultur in einer heute heterogenen Gesellschaft begreifbar zu machen und nachvollziehbar zu erhalten", so Hering.

Vor diesem Hintergrund hat der Landtagspräsident ein etwa 15-monatiges Forschungsprojekt initiiert. In einem zweistufigen Vergabeverfahren konnte sich die Universität Koblenz, die das Projekt hauptverantwortlich und federführend durchführt, durchsetzen. Die Koblenzer Universität kooperiert dabei mit der Hochschule Koblenz und der Touro University Berlin. Prof. Dr. Claudia Quaiser-Pohl, die neue Vizepräsidentin für Forschung und Transfer der Universität Koblenz, begrüßt das Transferprojekt als wichtigen Beitrag zur Erinnerungskultur. Für die wissenschaftliche und organisatorische Durchführung ist Dr. Inka Engel von der Universität Koblenz verantwortlich. Vonseiten der Hochschule Koblenz als Kooperationspartner wird das Projekt von Peter-Erwin Jansen M. A. betreut.



Online-Fragebogen und Interviews in Familien
"Wir werden zunächst durch einen Online-Fragebogen ein Stimmungsbild zur Thematik in Rheinland-Pfalz erarbeiten und anschließend darauf aufbauend zehn Familien im städtischen und ländlichen Raum zu ihren Familiennarrativen interviewen. Die Forschungsergebnisse werden auf verschiedene Arten weiter genutzt. Wir setzen hier einen Schwerpunkt auf Citizen-Science und möchten beispielsweise eine Wanderausstellung zum Projektende konzipieren", so Engel.

Citizen Science meint den aktiven Einbezug von Bürgern in die Prozesse des Forschungsprojektes. Auch als Bürgerwissenschaft bezeichnet, fördert Citizen Science die Partizipation und Stärkung der Zivilgesellschaft. „Heute zeigt sich ein vielschichtiger Bezugsrahmen von Erinnerungskultur und Gedächtniskonstruktionen, die einerseits aus dem zeitlichen Abstand zum Holocaust resultieren, andererseits überlagern Familiennarrative von Menschen anderer Herkünfte die Bezüge zur deutschen Vergangenheit", so Jansen. Beide Forschende sind sich einig, dass die Erinnerung an die Menschheitsverbrechen des Nationalsozialismus ein wichtiger Bestandteil der demokratischen Gesellschaft bleiben muss.

Als wissenschaftliche Berater stehen dem Forschungsvorhaben Prof. Dr. Peter Klein und Prof. Dr. Stephan Lehnstaedt von der Touro University Berlin zur Seite. Das Projekt mit dem Hashtag weitergedenken, so betonen die beiden Professoren und ausgewiesenen Holocaust-Forscher, habe einen wichtigen Stellenwert in der Erforschung der aktuellen Holocaust-Communication.

Die Teilnahme an der Online-Befragung ist hier möglich. (PM)



Lesen Sie gerne und oft unsere Artikel? Dann helfen Sie uns und unterstützen Sie unsere journalistische Arbeit im Westerwaldkreis mit einer einmaligen Spende über PayPal oder einem monatlichen Unterstützer-Abo über unseren Partner Steady. Nur durch Ihre Mithilfe können wir weiterhin eine ausgiebige Berichterstattung garantieren. Vielen Dank! Mehr Infos.



Feedback: Hinweise an die Redaktion

Anmeldung zum WW-Kurier Newsletter


Mit unserem kostenlosen Newsletter erhalten Sie täglich einen Überblick über die aktuellen Nachrichten aus dem Westerwaldkreis.

» zur Anmeldung



Aktuelle Artikel aus Region


Neue Bambini-Feuerwehr "Blaulichtlöwen Maxsain" gegründet

Am 29. Juni wurde in Maxsain die siebte Bambini-Feuerwehr der Verbandsgemeinde Selters ins Leben gerufen. ...

Single-Wanderung im Westerwald: Natur trifft auf neue Bekanntschaften

Im Westerwald gibt es eine besondere Gelegenheit für Singles, die abseits von Dating-Apps echte Begegnungen ...

Vollsperrung auf der K 163 zwischen Niedererbach und Nentershausen

Vom 22. bis 24. Juli kommt es zu einer Vollsperrung der Kreisstraße 163 zwischen Niedererbach und Nentershausen. ...

Polizei sucht Messer-Angreifer in Bonn

Ein bislang unbekannter Mann steht im Verdacht, einen 51-Jährigen in der Bonner Innenstadt mit einem ...

Familienabenteuer im Westerwald: Wandern mit Kindern leicht gemacht

Der Westerwald bietet in den Sommerferien ein ideales Ziel für Familien, die gemeinsam die Natur erkunden ...

Lkw beschädigt Bahnschranke bei Elgendorf und flüchtet

Ein ungewöhnlicher Vorfall ereignete sich am Freitagvormittag (18. Juli) auf der L312 zwischen Montabaur-Elgendorf ...

Weitere Artikel


Wallmeroder Abendmusik: Konzert mit Texten und Liedern

Zu einer Abendmusik mit Stücken unter anderem von Johann Sebastian Bach und Antonio Vivaldi lädt die ...

Appell des Tierschutz Siebengebirge: "Den heimischen Wildvögeln helfen"

Jedes Jahr erinnert der Tierschutz Siebengebirge die Menschen daran, den heimischen Wildvögeln mit Futter ...

Raumlufttechnische Anlagen im Schulzentrum Bad Marienberg installiert

Zur Verbesserung der Luftqualität wird seit 2020 der Einbau von stationären raumlufttechnischen Anlagen ...

Irmtraut: Trunkenheit im Straßenverkehr

Samstagmorgen (28. Januar) wurde gegen 7.30 Uhr eine Streifenwagenbesatzung auf einen Pkw Audi aufmerksam, ...

Eisbären auf Trainersuche: Reifenscheidt und Lauer hören im Sommer auf

Als im April 2016 sein Name als neuer Trainer der Eisbachtaler Sportfreunde präsentiert wurde, hatten ...

Tourbus der "12 Tenöre" steckte in der "Wüste" fest

Die Anwohner der Bergstraße und des Sonnenweg in Elkhausen sind es quasi schon gewohnt: In regelmäßigen ...

Werbung