Burgkapelle aus Hartenfels feierte umjubeltes Antoniuskonzert
Von Wolfgang Rabsch
Auch wenn es ein Heimspiel ist, müssen sich Musiker stehende Ovationen und jubelnden Beifall erst erspielen und erarbeiten. So geschehen und erlebt unlängst bei den beiden Antoniuskonzerten der Burgkapelle Hartenfels. An beiden Wochenenden war die Burghalle mit jeweils knapp 300 Zuschauern restlos ausverkauft.
Hartenfels. Niemand brauchte sein Kommen zu bereuen, da die Burgkapelle sich in bester Form präsentierte und mit ihrem breit gefächerten Programm jeden musikalischen Geschmack bediente. Die Burgkapelle stellte wieder einmal unter Beweis, dass sie jede musikalische Stilrichtung hervorragend interpretieren kann und sich längst vom Image gelöst hat, nur über die "reine Blasmusik" mit ihren Märschen und bayerischer Volksmusik definiert zu werden. Bei einigen Stücken wirkte die Burgkapelle fast wie ein Symphonieorchester, dann wieder wie eine Big Band, letztendlich sogar wie eine Rock-Band.
Ein Konzertabend nach dem Geschmack der Besucher
Vom Vorstand der Burgkapelle begrüßte Daniel Mosch das Auditorium und vergaß nicht zu erwähnen, dass das letzte Antoniuskonzert vor sage und schreibe 1664 Tage stattgefunden hatte. Wegen der Pandemie mussten die Feierlichkeiten zum 70-jährigen Jubiläum der Burgkapelle ausfallen, was man aber in diesem Jahr nachholen will. Insgesamt wäre es das 66. Antoniuskonzert, da aber ab 1996 jeweils zwei Konzerte stattfinden, sind inzwischen 91 Konzerte gespielt worden. Viel Beifall erhielt Theo Hinrich, der nachweislich zuerst als aktiver Musiker, dann als Zuhörer bei allen 90 Konzerten anwesend war.
Mit viel Beifall, sozusagen als Vorschusslorbeeren, wurden die Burgkapelle und ihr Dirigent Edgar Schichel empfangen. Dass die Burgkapelle mit Edgar Schichel einen Glücksgriff getan hat, ist bekannt, steht er doch seit über 17 Jahren am Dirigentenpult und wirkt immer noch frisch und energiegeladen wie am ersten Tag. Er ist auch ein hervorragender Moderator, der vor jedem Stück den Besuchern Details und Anekdoten dazu erläuterte, sodass jeder sich innerlich vorbereiten konnte.
Anmoderation mit Tiefgang
In zweierlei Hinsicht war die Anmoderation von Edgar Schichel bei dem Stück "Cape Horn" bedeutungsvoll: Zunächst beschrieb er die dramatische Umsegelung des berühmt-berüchtigten Kap Horns, weil dort bei mächtigem Wellengang hunderte Schiffe mitsamt der Besatzung untergegangen sind.
Musikalisch sei der Spannungsbogen aufgebaut mit anfangs ruhigeren Tönen, die dann mit jetzt steigenden Flötenspielen die Gefahren andeuteten, bis schließlich in einem wahren Rausch das Orchester den Zustand des Schiffs in der tobenden See beschrieb. Am Ende kehrte wieder Ruhe ein, als der Sturm sich gelegt hatte.
Für musikalischen Nachwuchs gesorgt
Zum anderen stellte Edgar Schichel den 21-jährigen Simon Dickopf vor, ein Eigengewächs der Burgkapelle, dessen Großvater und Eltern ebenfalls Mitglied in der Burgkapelle sind. Simon hat sich komplett der Musik verschrieben, er ist ausgebildeter Hornist und hat die sicherlich nicht einfache Prüfung zum Dirigenten erfolgreich bestanden. Beeindruckend konnte Simon sein Können beweisen, als er bei dem Stück "Cape Horn" mit dem Horn die ganze Dramatik des Geschehens auf hoher See interpretierte, ohne dabei ein Notenblatt zu benutzen. Am Ende stand großer Jubel in der Burghalle, auch die Mitglieder der Burgkapelle erhoben sich und applaudierten dem jungen Musiker.
Simon Dickopf konnte dann sein Horn zur Seite legen und den Dirigentenstab in die Hand nehmen, denn nun dirigierte er das Jugendorchester der Burgkapelle. Sehr gut angenommen wurden die Vorankündigungen der Stücke durch Mitglieder des Jugendorchesters. So beschrieb zum Beispiel Malia das Stück "Leuchtfeuer": "Das Werk besteht aus mehreren vielseitigen Themen, mitreißende Rhythmen und überwältigende Klänge werden abgelöst von angenehmen und ergreifenden Melodien. Die unterschiedlichen Stile tragen sie immer weiter und weiter und die Musik steht nie still". Rauschender Beifall belohnte das Jugendorchester und Simon Dickopf, der seine Feuerprobe als Dirigent mit einer glatten Eins absolvierte.
"Blasmusik meets Rock"
Was in Wacken geht, geht auch in Hartenfels: Im zweiten Teil des Konzertes wurde es rockig und poppig. Zunächst spielte die Burgkapelle ein Medley von James Last im Stile einer Big Band, gefolgt von "Senorita", dem Sommerhit von 2019. Nach "You´ll never walk alone", der englischen Fußballhymne und der Symphonie aus dem Film "Die Eisprinzessin", wandte sich die Burgkapelle weltbekannten Rock-Hits zu, angefangen mit "The Sound of Silence" (Simon & Garfunkel) und "Despacito" (Luis Fonsi) bis zu einem genialen Medley der größten Hits von "Earth, Wind & Fire".
Bei "Another brick in the wall" (Pink Floyd) durften sich alle Solisten nochmals richtig austoben, Schlagzeug, Gitarre und Saxophon, integriert im Orchester, schufen eine Stimmung wie bei einem Rockkonzert. Das begeisterte Publikum hielt es nicht mehr auf den Sitzen, es sang und klatschte mit.
Doch alles hat einmal ein Ende, so auch das Konzert in Hartenfels. Zuallerletzt spielte die Burgkapelle das gefühlvolle Wiegelied "Guten Abend, gut´ Nacht" von Johannes Brahms. Dazu wurden im Saal das Licht heruntergedimmt und die Musiker schalteten die Beleuchtungshilfen an ihren Notenständern aus. Das Publikum harrte noch einen Moment andächtig aus, bevor sich das Gefühl und die Dankbarkeit für das Konzert in brausendem Beifall entluden. (Wolfgang Rabsch)
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