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Pressemitteilung vom 23.11.2022    

Westerwälder Gespräche mit Samuel Koch - den Krisen begegnen

Von Elke Stockhausen

Samuel Koch schreibt über sich selbst, dass er Redner, Autor, Sprecher, Schauspieler und Unterhalter sei. Am Montagabend war er der Coach für ein begeistertes Publikum in der Stadthalle Westerburg. Das Comeback der "Westerwälder Gespräche", organisiert von MdL Jenny Groß und unterstützt von Dominik Deinert, gab Einblicke in das Spektrum der Resilienz.

Samuel Koch sprach als Coach über das Meistern von Krisen. (Fotos: Elke Stockhausen)

Westerburg. Samuel Koch, für Manche in tragischer Weise unvergessen. Als er am 5. Dezember 2010 bei der Durchführung seiner Wette - den Sprüngen über fünf fahrende Autos - in der Sendung „Wetten, dass...“ schwer verunglückte, änderte sich das Leben für den Leistungssportler drastisch. Erfolgsverwöhnt, agil und mit großen Plänen für seine Zukunft im Kopf, hatten die Verletzungen seiner Wirbelsäule die Tetraplegie, die Lähmung vom Hals abwärts, zur Folge.

Ein Schicksal, das es zu bewältigen galt und Koch zu dem wachsen ließ, was er an diesem Abend seinen Gästen präsentierte. Ein junger Mann, der sich nicht zurückzog, der sein Handicap zu nutzen wusste und sich in einem gedanklichen Prozess die Resilienz zu eigen machte. Sein Leben heute? Er absolvierte 2014 sein Schauspielstudium, das er zwei Monate vor dem Unfall begann, gründete „Samuel Koch und Freunde e.V.“ - ein Verein, der sich der Hilfe für Menschen in Notlagen widmet - schreibt Bücher und bietet Veranstaltungen rund um das Thema Resilienz an.

Was passiert, wenn das Leben zusammenbricht?
Der Vortrag begann mit einem zusammenfassenden Video seines Lebens. Episoden aus der Zeit vor dem Wettunfall zeichneten das Leben eines lebensfrohen, aktiven Kindes und gaben einen Einblick in die sportliche Leistung des jungen Mannes. Untermalt mit dem Song „Liberation“ von Harold van Lennep, der mit den Worten „What happens when life breaks down“ begann. Und darum ging es dann auch - was passiert, wenn das Leben zusammenbricht? Ein Exkurs zur berühmtesten literarischen Wette des Faust leitete den Vortrag Kochs ein. Die Betrachtung Fausts Krise führte zu den realen Krisen und deren Bewältigung, die Samuel Koch in seinem Vortrag in drei Abschnitte gliederte. „Wer, wie, was soll das sein, mit der Resilienz?“, „Wieso, weshalb, warum braucht man das überhaupt?“ und „Wer nichts tut, ist dumm?“

Resilienz, kein französischer Nachtisch, so Koch. Es ist die psychische Widerstandsfähigkeit, wie wir mit Krisen und schweren Situationen umgehen, resümierte er. Die sieben Säulen der Resilienz seien für seinen Alltag wenig anwendbar, vor allem wenn er in Hospizen unterwegs sei, in der keine optimistische Sichtweise möglich ist. Unzählige Ratgeber seien geschrieben worden, mit vielen Menschen habe er gesprochen und zwanzig Säulen für sich selbst entdeckt. Basierend auf diesen Erfahrungen entstand sein Buch „StehaufMensch!“, das den Untertitel „Kein Resilienz- Ratgeber“ trägt. Resilienz als aktiver, dynamischer Prozess sei ein erlernbarer Zustand. Über 130 Millionen EU-Bürger seien von Stress, Depressionen und Burn-Out betroffen. 10.000 Menschen in Deutschland begingen 2021 Suizid, das tragischste Ende einer Verzweiflung.



Nutzlos und sinnlos, diese Gefühle verarbeitete er in der Zeit der Rehabilitation. Bei seiner damaligen Recherche fand er heraus, dass die Nützlichkeit dem Wert gleichgesetzt war. Sein Unfall nahm ihm das Selbstwertgefühl. „Ein Haufen aufgestapelte Knochen, umgeben von leblosem Fleisch.“ Er hinterfragte daraufhin, worauf sein Selbstwertgefühl nun basieren sollte. Es war sein Vater, der ihm in seiner Kindheit die Note „1+“ gab. Selbst dann, wenn er in der Schule eine „5“ kassierte. Und dies schien seine Frage beantwortet zu haben. Die heutige Wertegesellschaft funktioniere sequenziell, folge dem „tun- haben- sein“, er habe dies umgedreht und „sein- haben- tun“ als sein Credo gefunden.

Der Wert eines Menschen basiere auf dem Sein, seiner Existenz selbst und ermögliche so etwas zu tun. Für ihn drücke das die englische Übersetzung für „menschliches Wesen“ aus- „human being“, es sein kein „human doing“. Koch las dazu Textpassagen seines Buches „Zwei Leben“ vor, zog gekonnt die Zuhörer in die Aktion und erhielt spontan musikalische Untermalung von Christian Gansemer an der Klarinette und Ludmilla Karmanova am Keyboard. Beide sind Musiklehrer an der Kreismusikschule Westerwald.

Er gab Einblick in seine Kindheit, vermittelte die Stärke, die er im Sport kennenlernte und ihm half, den „inneren Schweinehund“ zu überwinden. Das Gesamtbild seines Lebens, die Kraft weiterzumachen, sich neu zu definieren und die Zuversicht nicht zu verlieren- Samuel Koch konnte es seinen Zuhörern vermitteln. Der Vortrag, den er als „zu langer Monolog“ beschrieb, hätte die Zuhörer noch für Stunden gebannt. Der Dialog mit dem Publikum war jedoch gewünscht und wurde angenommen. Koch ging auf die Fragen der Interessierten ein und teilte seine persönliche Meinung und Erfahrung. Auch der Glaube an Gott wurde thematisiert und hatte den gleichen Stellenwert wie Schule und Medizin.

Ein abwechslungsreicher, teils humorvoller Abend, der viel Information zum Nachdenken bot. Die Quintessenz des Abends? Vielleicht dass es wichtig ist, unseren eigenen Wert zu kennen und keine Angst zu haben. Ein Abend der Kulturreihe „Westerwälder Gespräche“, der zu unserer Zeit passte. Eine Zeit der Krisen, die es zu überwinden gilt. (Elke Stockhausen)


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