Buchtipp: „Totensilber“ – Westerwaldkrimi von Micha Krämer
Von Helmi Tischler-Venter
Mit seinem neuen Kriminalroman liefert Micha Krämer aus Kausen im Kreis Altenkirchen seiner Leserschaft zwei Geschichten zum Preis von einer. Die beiden Handlungen liegen mehr als 250 Jahre auseinander und sind doch miteinander verwoben. Bei den Ermittlungen zu einem Totenfund, der augenscheinlich Folge eines Unfalls ist, stoßen die Polizisten auf eine alte Silbermünze und einen dubiosen Bauunternehmer.
Kausen. Die historische Erzählung beginnt 1749 mit dem Suizidversuch einer verzweifelten Mutter, die nach ihrem Mann nun auch noch das letzte ihrer fünf Kinder durch einen Unfall im Blei- und Silberbergwerk in Hamm an der Sieg verloren hat. Die Frau verflucht alle Verantwortlichen und das Silber. Tatsächlich kursieren in der Bevölkerung viele Geschichten um den verfluchten Silberschatz und zahlreiche damit verbundene Tragödien. Der Eigentümer der Mine, Johann Gottlieb Falcken verstarb an einer Blutvergiftung, die adlige Witwe auf Schoss Hachenburg, Sophie Amalie von Kirchberg, Gräfin zu Sayn-Hachenburg ließ aus dem restlichen Silber 110 Gedenkmünzen mit dem Portrait ihres Gatten prägen.
Im Dezember 2021 nimmt der zeitgenössische Kriminalfall seinen Anfang. Kriminalhauptkommissarin Nina Moretti und ihre Kollegen Thomas Kübler und Marcello Berlutschi von der Kriminalinspektion in Betzdorf werden informiert, dass ein alleinstehender Herr tot in seiner Wohnung aufgefunden wurde. Dessen durchwühlte Wohnung lässt auf Raubmord schließen, aber bei dem für seinen „großen Durst“ bekannten Baggerfahrer Willi Wünschle ist nichts zu holen. Gefunden wurde der Tote von seinem Chef und Vermieter, dem grobschlächtigen Bauunternehmer Franz Hinterstaller. Im Mülleimer des Toten findet die Spurensicherung Papiertücher, mit denen Silber poliert worden ist.
Im Altstadtgrill, einer heruntergekommenen Spelunke, versuchen Nina Moretti und der pensionierte Oberkommissar Hans Peter Thiel, Ermittler aus Berufung, den Saufkumpanen des Toten Informationen zu entlocken. Sie erfahren, dass der Willi am Vorabend erzählte, er habe beim Baggern neben der Kirche in Flammersfeld einen Schatz gefunden: alte Knochen und einen Krug voll Silbermünzen. Eine der Münzen befindet sich nun im Auto des Wirts.
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Als die Kommissarin den Bauunternehmer befragen will, wird sie Zeugin eines körperlichen Angriffs eines Italieners auf Hinterstaller. Der und seine Lebensgefährtin liegen einen Tag später erschossen in ihrer Wohnung. Die Auszubildende Nadine Grassmann ist völlig erschüttert, denn Hinterstallers Freundin war ihre Mutter. Der Polier Sandro Paulsen und Kriminaloberkommissar Thomas Kübler verhalten sich merkwürdig. Es tauchen alte Schusswaffen und Münzen an unvermuteten Stellen auf.
Nina Morettis Arbeit wird immer verzwickter, zumal der Staatsanwalt den ursprünglichen Todesfall für abgeschlossen hält. Die Causa Hinterstaller ist völlig undurchsichtig für die Ermittler.
Micha Krämer schafft es, die Spannung in beiden Handlungssträngen aufrecht zu halten, nicht zuletzt, indem er die berufliche Arbeit mit den liebenswerten oder originellen Persönlichkeiten der Protagonisten verbindet. Der intensiv recherchierte Roman vermittelt zudem eine Menge Lokalkolorit und Geschichte des Westerwalds.
Das Taschenbuch ist erschienen bei CW Niemeyer, ISBN 978-3-8271-9365-0. (htv)
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