Drei New Yorkerinnen brachten etwas von Tom Waits in den Westerwald
Drei quirlige Ladys aus New York, die Tom Waits interpretieren und den Namen eines Woody-Allen-Films tragen, haben das Publikum im Jazzklub von Hans Ruppert in Bad Marienberg erobert. Von Anfang an war die Stimmung hervorragend, warm und herzlich und das Trio "Vicki Kristina Barcelona" (VKB) hatte die Besucher auf seiner Seite.
Bad Marienberg. Die "Jazz we can"-Hymne, gespielt von Mahmud Uwimana und Hans Ruppert, hat die drei New Yorkerinnen direkt in den Bann gezogen. Sie erzählten von ihren guten Gastgebern und Maria Rupperts Kochkünsten, ihrer Erfahrung mit der Autobahn, die selbst New Yorker erschüttern kann, und von wichtigen deutschen Wörtern, die sie gelernt haben, etwa: "mit Senf". Doch vor allem spielen sie.
Ohne mit der Wimper zu zucken, führten sie die Zuhörer gleich mit Engeln und Teufel „Way down in the hole“, dabei erklangen Gitarre und Percussion. Rachelle Garniez spielte das Akkordeon und ließ auch mal ein hinreißendes, kleines Solo hören. Mit Witz, Kreativität und voller Leidenschaft setzten die Frauen die Songs von Tom Waits um. Dafür benutzten sie auch ungewöhnliche Instrumente. Amanda Homi griff zu einer waschbrettartigen Krawatte und einer Metallweste zum Schrammeln, dann waren es Kastagnettenklänge, die sie mit großem Gestus und stolzem Blick erklingen lässt. Auch ihre Stimmen sind variantenreich und ergänzten sich. Stark und warm klingt die von Amanda, die auch ein Mal opernhafte Töne einsetzt.
Bei Rachelle Garniez wechselte die Stimmlage von tief (als würde ein kleiner Tom Waits in ihr sitzen) zu hell, sie spielte virtuos mit den Klängen und konnte charismatisch mitreißen. Das zeigt sie auch bei einer Solorunde, bei der die Musikerinnen ihre persönliche Musik mit eigenen Kompositionen vorstellen. Bei diesem drehte Rachelle auf und griff mit ihrem Akkordeon lustvoll bayerische Volksmusik auf. Das ist einfach gut und ebenso komödiantisch.
Terry Radigan, die auch als Country-Sängerin bekannt ist, übernahm eher den beständigeren, konstanten Part an der Gitarre. Die Frauen trugen Jeans, Glitzerhose, bunte Klamotten, Hut oder eine große Brille – und mit den schrägen Outfits und anscheinend einer ebenso offenen Lebenseinsicht gingen sie an Tom Waits eigenwillige Musik heran. An einen Mann, der gut Geschichten erzählen konnte, Rebell gegen Rebellen war, die Wahrheit als überschätzt ansah und in Filmen von Jim Jarmusch mitwirkte. Bob Dylan hat ihn inspiriert und auch Charles Bukowski. In seinem bislang 72-jährigen Leben hat er verschiedenste Phasen durchlebt, Zerrissenheit gefühlt und sicher einige Höllengänge erlebt.
Das Trio und das Publikum feierten den Abend, die Musik und das Beisammensein. Es wurde auch mitgewippt, mitgeklatscht, mitgesungen. Und viel Applaus gespendet. Glückliches Lächeln erfüllte den Raum, der sich bei der Reihe "Jazz we can" von einer Turnhalle, die Teil von Rupperts Praxis für Ergotherapie ist, immer wieder in einen wunderbaren Jazzklub verwandelt. (PM)
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