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Pressemitteilung vom 01.08.2022    

Geschichten aus Montabaur: Geheime Gänge, geschwätzige Vikare und ein vergifteter Kurfürst

Montabaur steckt voller Geschichte und Geschichten. Wenn doch die historischen Häuser erzählen könnten, was sie schon alles gesehen haben... Jetzt tun sie genau das. Neun Gebäude in der Innenstadt laden ein zum Erlebnis-Rundgang Fachwerk. Wer die QR-Codes an den Fassaden per Handy scannt, bekommt spannendende Storys auf die Ohren.

Am Kleinen Markt traf sich die Projektgruppe, um den neuen „Erlebnis-Rundgang Fachwerk“ für die Öffentlichkeit freizugeben. (Foto: Stadt Montabaur)

Montabaur. Damit der Spaziergang auch für den Familien- oder Klassenausflug taugt, gibt es neben dem Text für Erwachsene auch eine Version für Kinder. Konzept und Umsetzung wurden gefördert durch das Landesprojekt KuLaDig-RLP (Digitale Erfassung und Präsentation von Kulturlandschaften in Rheinland-Pfalz). Dessen Ziel ist es, in ausgewählten Modellkommunen Objekte zu erfassen, sichtbar zu machen und sie multimedial möglichst vielen Menschen zugänglich zu machen. Montabaur hat sich erfolgreich mit seinem Markenzeichen Fachwerk beworben und profitiert nun von finanziellen Zuschüssen und wissenschaftlicher Beratung durch die Universität Koblenz-Landau. Ein großer Erfolg ist, dass die Stadt inzwischen zur Deutschen Fachwerkstraße gehört.

Stadtbürgermeisterin Gabi Wieland konnte den Erlebnis-Rundgang nun rechtzeitig zu den Sommerferien eröffnen. „Unser touristisches Angebot wird auf eine neue Weise bereichert“, freut sie sich. „Wer wissen möchte, wie es früher in Montabaur zuging, muss nicht unbedingt eine Führung buchen, sondern kann jederzeit losziehen und in vergangene Jahrhunderte eintauchen. Das ist nicht nur für auswärtige Gäste interessant, sondern gewiss auch für die Einheimischen.“

Die ausgewählten Fachwerkhäuser tragen Plaketten mit ihrem Namen und ihrer Adresse, dem Stadtwappen und QR-Codes, hinter denen die Geschichten warten. Sie entstanden als Gemeinschaftsprodukt: Die historischen Hintergründe lieferten Bernd Schrupp, ehemals Mitarbeiter des Stadtarchivs, und die Krimiautorin Ingeborg Schevior, aus Welschneudorf, die amüsante Anekdoten zu den Tatsachen beigetragen hat. Eine Gruppe Studierender um Fiona Stolle von der Universität Koblenz-Landau aus dem Fachbereich Kulturwissenschaften recherchierte ebenfalls zu den Details der Häuser und ergänzte das Fachwerk-Projekt um Tonaufnahmen und Videoclips. Die Journalistin Jutta Klöckner hat die Texte für große und kleine Zuhörern geschrieben. Die Erwachsenen dürfen der Stimme von Sprecher Thomas Marz lauschen. Für das junge Publikum kommt das Hörvergnügen aus Kindermund: Sieben Mädchen im Grundschulalter lesen ernst- und gewissenhaft vor.

Vor historischer Kulisse lebt das alte Montabaur beim Zuhören wieder auf: Vom Peterstor her strömen Pilger, Händler, Bauern, Kauf- und Schaulustige in die Stadt. Fuhrwerke voller Waren holpern die Kirchstraße hinunter zu den Märkten, wo ein unglaublicher Lärm die Nerven der Anwohner strapaziert: Pferde wiehern, Schweine grunzen, Schafe blöken, Hühner gackern – und Menschen feilschen lautstark um den günstigsten Preis.



Aber auch hinter den Mauern geht es lebhaft und nicht immer beschaulich zu. Mord- und Totschlag in der Familie führen zur Teilung eines Hauses. Junge Männer werden im Gasthof besinnungslos betrunken gemacht und wachen als zwangsrekrutierte Soldaten auf. Aus Kellern heraus gräbt man unterirdische Gänge, um bei kriegerischen Belagerungen aus der Stadt fliehen zu können. Die Vikare der Pfarrkirche, die auch die Jugend unterrichten, sind kein Vorbild, sondern laufen herum und stören die Messen mit ihrem Geschwätz.

Und dann gibt es Gerüchte: Stimmt es, dass der Heilige Rock Jesu während der Französischen Revolution in der Wand eines Montabaurer Fachwerkhauses versteckt ist, bevor er schließlich sicher im Trierer Dom verwahrt wird? Und was ist mit Richard von Greifenklau geschehen, seines Zeichens Erzbischof und Kurfürst? Angeblich erkrankt er nach einem kalten Trunk aus einer Westerwälder Quelle. Wenige Monate später ist er tot…

Und das sind die neun Stationen des Rundgangs, die auch in KuLaDig zu finden sind:
• Judengasse Nr. 20 – „Alte Kellerei“
• Großer Markt 16/18 Haus Melchior
• Kirchstraße 16 „Freiherr vom Stein Haus“
• Kirchstraße 18, „Hotel Schlemmer“ – Gasthaus zur Goldenen Krone
• Kirchstraße Nr. 48 Ecke Obere Plötzgasse
• Kirchstraße 58 „Mädchenschule“
• Kleiner Markt 13
• Fachwerkgebäudekomplex „Fuhrmannskapelle“ „Präsenzhaus, Vikarie, St. Anna-Kapelle“
• Werbhausgasse Nr.1 „Gasthaus zum heiligen Geist“

Einen Flyer dazu gibt es in der Tourist-Information am Großen Markt neben dem Alten Rathaus. Öffnungszeiten sind Montag bis Freitag von 9 Uhr bis 16 Uhr, Samstag von 10 Uhr bis 15 Uhr. Kontakt per E-Mail: tourismus@montabaur.de oder per Telefon: 02602 / 9502780

Das Projekt wurde mit 1.000 Euro Anschubfinanzierung durch das Ministerium des Inneren und für Sport unterstützt. Information zu diesem und allen bisherigen Objekten findet man auf dem Informationsportal „KuLaDig - Kultur.Landschaft.Digital“ unter www.kuladig.de. (PM)


Lokales: Montabaur & Umgebung
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