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Nachricht vom 20.06.2022    

Westerwald in den Augen von Karl Heinrich Zunn: Ausstellung am Wiesensee

Wandern und sich mit Gott beschäftigen, das hat Karl Heinrich Zunn am Herzen gelegen. Unterwegs hatte er seinen Zeichenblock immer mit dabei. Das war vor rund 100 Jahren. Die Bilder aber könnten fast von heute stammen – wenn man davon absieht, dass Federzeichnungen momentan nicht in Mode sind.

Foto: Tatjana Steindorf

Stahlhofen am Wiesensee. Auch im Westerwald war Karl Heinrich Zunn als Theologe und Künstler tätig. Dieter Kaiser (Westerburg) von der Geschichtswerkstatt hat sich mit dessen Biografie und Werk ausführlich beschäftigt. Zunn begleitet ihn seit 1982, als er durch den Geschichtsinteressierten Willy Mehr von ihm erfuhr. 33 Arbeiten in Kopien hat er zusammengetragen und zeigt sie in der Tourist-Information WällerLand am Wiesensee (Tiwi) von Mittwoch, 1. Juli, 19 Uhr, bis Mittwoch, 31. August.

Eine kurze Biografie des Künstlers:
Karl Heinrich Zunn ist 1893 in Frankenthal, in der Pfalz, geboren und in Dillenburg aufgewachsen. Bereits im Gymnasium wurde sein zeichnerisches Können erkannt und gefördert. Sein Wunsch war es, Theologie zu studieren. Kaum hatte er damit angefangen, zog er bereits in den Ersten Weltkrieg, wo er fünf Mal verwundet wurde. Danach studierte er weiter, wanderte aber auch viel, zunächst vorwiegend im Hessischen und im Rheintal. Schnell fanden seine kleinformatigen Federzeichnungen Anerkennung und guten Absatz, sie wurden auch in Zeitschriften abgedruckt. Der Ebnersche Verlag in Hachenburg veröffentlichte gar einen Kalender mit seinen Werken. Als junger Pfarrer kam er 1923 nach Liebenscheid in den hohen Westerwald, wo er sich sehr wohl fühlte und eine Familie gründete. Seine Tatkraft bewies er auch, was ihm die Sympathien der Einheimischen zutrug. „Auf der Luck, als sein zweiter Sohn geboren wurde, herrscht großer Andrang“, erzählt Dieter Kaiser. (Heute würde man „Bäumchenstellen“ sagen.) Versetzt nach Bad Marienberg (1927) gründete er hier einen Verein junger Männer, um sie aufzufangen, ihnen Halt zu geben. 1932 wurde er nach Bad Godesberg versetzt. Die Machtübernahme der Nationalsozialisten fand alsbald statt. Anfangs erschien ihm Hitler vielversrechend und trat den „Deutschen Christen“ bei. Doch die Begeisterung hielt nicht lange an. Und er wurde ein erbitterter Hitler-Gegner, wechselte daher auch zur Bekennenden Kirche.

Nach dem Zweiten Weltkrieg veränderte sich viel für den Theologen und Künstler. Fortan arbeitete er für eine große Versicherung. 1952 erlitt er einen Schlaganfall, 1964 verstarb er in Bethel. Präzise Federzeichnungen vermochte er in den letzen Jahren nicht mehr zu fertigen, dafür griff er zu Ölkreide und Ölfarbe.



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Die Federzeichnungen:
In den kleinformatigen Federzeichnungen in schwarzer Farbe erfasst Zunn mit gezielten, scheinbar von leichter Hand gesetzten Strichen den Charakter und Bau von Häusern, Burgen, Torbögen oder auch Landschaften, die Bäume und Sträucher zeigen und eine vage Landschaftsmodulation andeuten, eventuell begleitet von Vögeln im Flug... Man muss an die Werke herantreten, um sich mit den Details zu befassen – doch die Aussagekraft und das „Typische“ der jeweiligen Szenerie ist gleich zu sehen. Menschen jedoch zeichnete Zunn nicht. Keine Kleidermode, kein Haarschnitt, keine Farbe verrät etwas über die jeweilige Dekade – es bleibt das Zeitlose.

Die Geschichtswerkstatt:
Die Geschichtswerkstatt ist 2005/06 gegründet worden von Dieter Kaiser, Burghard Peschke und Willi Kaesberger, um die Geschichte von Westerburg zu erforschen. Sie ist eine Untergruppierung des Westerwald-Vereins Westerburg, zu der zehn Männer zählen, die jeweils einen eigenen Schwerpunkt bearbeiten. Dieter Kaiser beispielsweise befasst sich mit einer umfassenden Geschichtsdarstellung des Westerburger Raums – von der Keltenzeit an, die er bald zum Abschluss bringen will.

2016 hat die Geschichtswerkstatt bereits in Rennerod Zunns Werke (Buchhandlung Lang) ausgestellt, zu der auch Enkel des Künstlers aus Paderborn und Würzburg anreisten, die sich über die Ehrung freuten.
Der Treffpunkt und das Archiv der Gruppe befindet sich im Obergeschoss des Burgmannenhauses. Ansprechpartner und Organisator ist mittlerweile Peter Franz (Herschbach). Kontakt: E-Mail 
p-e-t-e-r@freenet.de – Mobil 0160/99315670.

Wo und wann:

Die Eröffnung der Ausstellung „Der Künstler und Zeichner Karl Heinrich Zunn“ mit kleiner Ansprache und Austausch findet am Mittwoch, 1. Juli 2022, 19 Uhr in der Tourist-Info (TiWi), Winner Ufer 9 in Stahlhofen a.W. statt. Die Bilder sind noch bis Mittwoch, 31. August, während der Öffnungszeiten zu sehen: montags bis freitags von 10 bis 17 Uhr, samstags 13 bis 17 Uhr, sonntags 10 bis 18 Uhr.


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