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Nachricht vom 16.05.2022    

Heinrich-Roth-Realschule plus spendet 14.000 Euro für ukrainische Flüchtlinge

Die ukrainischen Familien leben seit März in den renovierten Räumen der Evangelischen Kirchengemeinde Montabaur.

Fotos: Privat

Montabaur. Als sie den Scheck sieht, muss Pfarrerin Anne Pollmächer tief durchatmen. 14.000 Euro hat die Montabaurer Heinrich-Roth-Realschule plus für die Flüchtlingsarbeit der Evangelischen Kirchengemeinde gespendet und den stattlichen Betrag erst während der Scheckübergabe vor der Pauluskirche verraten. Das Geld fließt unter anderem in die Wohn- und Lebenskosten oder in die medizinische Versorgung der Menschen. „Es ist eine sehr dynamische Situation: Wir als Kirchengemeinde haben für die Geflüchteten Geld in die Hand genommen – und werden das natürlich auch weiterhin tun. Das ist für uns selbstverständlich. Die Spende hilft uns, unvorhergesehene Kosten besser tragen zu können“, sagt die Pfarrerin. Das Geld kommt auf ein Konto, das die Kirchengemeinde speziell für die Flüchtlingshilfe eingerichtet hat. Zurzeit leben acht Geflüchtete in den eilig renovierten Räumen der Kirchengemeinde.

Zusammengekommen ist die Summe unter anderem durch eine Spendenwanderung. Die Schülerinnen und Schüler haben sich für die Ukraine auf den Weg gemacht und sind pro zurückgelegtem Kilometer mit Geld aus dem Bekanntenkreis belohnt worden. Ein tolles Gemeinschaftserlebnis, erinnert sich Schulleiter Franz-Josef Gerz. „Die Spendenbereitschaft war dieses Mal deutlich höher als bei zurückliegenden Aktionen. Der Krieg in der Ukraine berührt uns alle sehr. Ich hoffe, dass die Menschlichkeit am Ende siegt und die ukrainischen Familien in Montabaur bald wieder mit ihren Lieben vereint sind.“

Denn die Geflüchteten, die die Kirchengemeinde seit Anfang März beherbergt, mussten vieles in ihrer alten Heimat zurücklassen. Auch ihre Männer, die dort ihr Land verteidigen. „Als die Frauen und Kinder bei uns ankamen, hatten sie nur ein paar Habseligkeiten in Plastiktüten bei sich“, erinnert sich Pfarrerin Anne Pollmächer. Tetiana ist eine von ihnen. Sie vermisst ihren Ehemann, ihren 26-jährigen Sohn und ihre Heimat Winniza im Westen des Landes. Aber dort bleiben konnte sie nicht mehr: „Ständig heulten die Sirenen; es gab Luftangriffe, und wir mussten oft in den Schutzkeller. Gerade für unsere achtjährige Tochter Nataliia war das eine schlimme Belastung“, erinnert sie sich. Mit Hilfe von Alexander Böhler, dem Leiter des Fachbereichs Migration beim Diakonischen Werk, schaffte es Tetiana mit anderen Frauen und Kindern in die Kreisstadt.



In der Kirchengemeinde sind sie nun in Sicherheit. Aber die Angst sitzt immer noch tief. Als vor ein paar Tagen in Montabaur die Feuerwehrsirenen Alarm schlagen, hält es Tetiana für einen Luftangriff und ruft in Panik bei Alexander Böhler an. Er beruhigt sie und spricht ihr Mut zu. „Wir Erwachsenen halten das irgendwie durch“, sagt Tetiana nachdenklich. „Es sind die Kinder, um die wir uns Sorgen machen. Unser größter Wunsch ist, dass die, die noch dort sind, bald in Sicherheit kommen.“

Drei der Geflüchteten sind selbst noch Kinder. So wie die 14-jährige Ahafiia: Sie besucht die Heinrich-Roth-Schule und hat dort schon viele neue Bekanntschaften gemacht, erzählt sie. Ihre alten Freunde vermisst sie trotzdem. „Manche sind noch in der Ukraine, andere sind geflüchtet.“ Das Lernen hilft ihr, auf andere Gedanken zu kommen. „Ich mag die Schule“, sagt sie. „Besonders die Sprachen. Ich liebe Süd-Korea und spreche schon koreanisch. Ich habe schon Kontakt zu einer koreanischen Community in Frankfurt aufgenommen und besuche die demnächst hoffentlich mal.“

Nicht nur Ahafiia blickt nach vorne. Die acht Frauen, Mädchen und der Junge aus der Ukraine sind dankbar für die große Hilfe, die sie hier erleben. Für die Spende der Heinrich-Roth-Schule. Aber auch für die vielen Helferinnen und Helfer, die ihnen Menschlichkeit entgegenbringen – und denen sie Menschlichkeit zurückgeben. „Wenn es im Pauluszentrum nach Mittagessen riecht oder die Kinder im Hof spielen, dann bin ich so froh, dass diese Menschen bei uns sind“, sagt Pfarrerin Anne Pollmächer. „Sie sind eine Bereicherung für die Kirchengemeinde und die Stadt.“


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