Kunst als Zugang zur Demokratie: Blaue Friedensherde grast in Hachenburg
Von Stefanie Schuhen
Der Europatag, der immer am 9. Mai begangen wird, steht für Frieden in einem geeinten Europa. Auch die "Blauschafe", ein Projekt der Künstlerin Bertamaria Reetz, stehen ganz im Zeichen des Friedens und können während der nächsten Tage in Hachenburg bewundert werden.
Hachenburg. Bis Mittwoch, 11. Mai, weidet die Herde der Blauschafe noch in Hachenburg vor dem Bürger- und Europabüro ihrer Schirmherren - dem Europaabgeordneten Karsten Lucke, dem Landtagsabgeordneten Hendrik Hering und der Bundestagsabgeordneten Tanja Machalet.
Es wäre schön gewesen, wenn man den Europatag im Sinne des Gedankens eines friedlichen Europas hätte begehen können, so der Europaabgebordnete Karsten Lucke während der Eröffnungsveranstaltung des Kunstprojekts: Das damalige Friedensversprechen gelte aber nun nicht mehr, denn in Europa herrsche wieder Krieg. Dieser Krieg beschäftigt auch die übrigen Anwesenden. Als man in der Planung gewesen sei, die Friedensherde nach Hachenburg zu holen, so habe man sich nicht vorstellen können, dass Krieg in Europa herrschen würde, wenn die Schafe hier ankommen, erklärt Bundestagsabgeordnete Tanja Machalet. Auch Landtagsabgeordneter Hendrik Hering zeigt sich betroffen: In Russland seien demokratische Rechte systematisch abgebaut worden. Insbesondere angesichts dessen müsse die Demokratie gestärkt werden. "Es ist unsere Verpflichtung, für Demokratie zu werben und zu begeistern", so Hering.
Die Blauschafe seien da ein tolles Projekt, um vor allem auch jüngeren Menschen durch Kunst einen Zugang zur Demokratie zu bieten. Wenn die Weide schon hier sei, dann wolle man dies nutzen, um europäische Themen anzusprechen, erklärt Karsten Lucke. Diese Themen wolle man insbesondere jüngeren Menschen näherbringen, mit ihnen ins Gespräch kommen über die aktuelle politische Situation und dabei auch Europa im Alltag stärker präsent zu machen. Mehrere Schulklassen werden in den kommenden Tagen die Herde besuchen und sich mit den Politikern austauschen.
Die Blauschafe haben schon in der ganzen Welt geweidet
Künstlerin Bertamaria Reetz wählte die blaue Farbe der Schafe als Symbol für den Frieden. 2009 nahm die Herde in Venedig ihren Anfang und hat seitdem in über 200 Städten weltweit geweidet. Sie waren etwa in Straßburg, Brüssel, Köln oder Hannover und haben ihren Weg auch längst auf andere Kontinente gefunden - seien etwa in den USA oder Neuseeland zu sehen. Heute tragen einige der Schafe gelbe Halstücher als Zeichen der Solidarität mit der Ukraine.
Das Projekt der Friedensherde entstand aus einem tiefen Wunsch der Künstlerin heraus: Als junge Frau sei sie stark gewesen. Falls sie überleben werde, so schwor sie sich, würde sie in ihrem Schaffen Kunst und Soziales miteinander verbinden. Nun sind die Blauschafe, die in den Kölner Sozial-Werkstätten lackiert werden, überall in der Welt zu finden. Wenn man die Weide ansehe, so Reetz, dann denke man, es könne nichts passieren.
Die Blauschafe sollen die Botschaft eines freundlichen Miteinanders vermitteln, stehen für Toleranz und Frieden. Und immer sind sie an einprägsamen Orten zu finden, etwa vor Sehenswürdigkeiten oder an bekannten Plätzen. An Karsten Lucke, Hendrik Hering und Tanja Machalet als Schirmherren der Weide in Hachenburg überreicht die Künstlerin jeweils eines der Blauschafe. Die übrigen Tiere können während der Aktion zum Preis von 180 bis 200 Euro pro Stück als dauerhaftes visuelles Symbol für Europa und den Frieden erwerben werden. Die Erlöse gehen an die Ukrainehilfe.
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