Pressemitteilung vom 28.04.2022
Eselwanderung: Warum Rinder Einzigartiges leisten und Braugerste besonders anspruchsvoll ist
Was wächst da auf dem Acker? Diese Frage beantwortete Landwirt Axel Scheffen bei der mittlerweile dritten Eselwanderung auf dem Hof Scheffen. Rund 90 Teilnehmer, unter ihnen viele Familien mit Kindern, erwanderten auf etwa drei Kilometern in Begleitung der drei Esel die Gemarkung Hattert und betrachteten sie aus einem landwirtschaftlichen Blickwinkel.
Hachenburg. Das große Teilnehmerinteresse machte deutlich, dass mit dem Ukraine-Krieg und dessen Folgen für die Lebensmittelmärkte auch die regionale Erzeugung von Lebensmitteln in den Mittelpunkt des Interesses rückt. An verschiedenen Stationen erläuterte Axel Scheffen, der neben einem konventionellen Ackerbaubetrieb einen ökologischen Grünlandbetrieb führt, wie in seinen beiden landwirtschaftlichen Betrieben Nahrungs- und Futtermittel produziert werden.
“Der Westerwald besteht zu drei Vierteln der Landwirtschaftsfläche aus Wiesen und Weiden, die für die menschliche Ernährung unmittelbar nicht nutzbar sind. Um diese Wiesen und Weiden zu erhalten und daraus Nahrungsmittel zu erzeugen, braucht es Wiederkäuer wie Rinder, Schafe oder Ziegen“, erläuterte Scheffen. Auf diese Weise nutze er 170 Hektar Grünland mit seinen fünf Rinderherden der Rasse Limousin. Die Schlachtung der Tiere erfolge regelmäßig in einem Schlachthof in Nordrhein-Westfalen, die Vermarktung erfolge über einen großen Lebensmittelhändler. Auch eine künftige Direktvermarktung des Fleisches ab Hof zieht Scheffen in Betracht, wobei das Hindernis bislang der damit verbundene große Arbeitsaufwand sei: “Das kann eine Aufgabe für die nächste Generation sein."
Die Wanderung führte durch den “Hatterter Grund“, der aufgrund seiner Bodenverhältnisse eine gute Eignung für den Ackerbau aufweise. Dort erfuhren die Teilnehmer, dass der Hof Scheffen im Rahmen einer fünfgliedrigen Fruchtfolge Winterweizen, Raps, Roggen, Sommergerste und Ackerbohnen anbaut. "Während der Winterweizen, der schon im vergangenen Herbst ausgesät wurde, durch die Winterfeuchte sehr gutsteht, leidet die Sommergerste unter der langen Trockenheit“, gab der Landwirt einen Einblick in den derzeitigen Stand der Kulturen. Der Raps, der insgesamt auf knapp eintausend Hektar im Westerwaldkreis angebaut wird, erfährt als Ölsaat, aufgrund der Knappheit beim Sonnenblumenöl, derzeit eine besondere Wertschätzung. Zudem erfreut er gerade mit seiner gelben Blütenpracht die Beobachter der Feldflur. Auch die Imker wie beispielsweise Siegfried Heuzeroth aus Mörsbach, mit dem Axel Scheffen seit vielen Jahren gut zusammen arbeitet, wissen den Raps zu schätzen. Sie stellen ihre Bienenkästen gerne an den Feldern auf, um dort Rapshonig zu gewinnen. Dabei gebe es eine einfache Regel, so Scheffen: “Wenn der Honigertrag im Frühjahr gut ist, wird es regelmäßig auch der Rapsertrag.“
An einem Feld mit Wintergerste wurde deutlich, wie die Vermarktungsmöglichkeiten der Kulturen deren Anbau beeinflussen. Scheffen erläuterte, dass er in den letzten Jahren auf den Anbau von Braugerste verzichtet habe, da die entsprechende Vermarktung an die Mälzereien, aufgrund der besonders hohen Qualitätsanforderungen, zunehmend unsicher geworden seien. Stattdessen habe er mit weniger Aufwand Futtergerste angebaut, dies sich zuverlässig vermarkten lasse. Jens Geimer, Chef der Hachenburger Brauerei und Teilnehmer der Wanderung, bestätigte, dass auch für seine Brauerei der Grundsatz “Qualität vor Regionalität“ gelte, wenngleich sich die Hachenburger Brauerei seit jeher bemühe, einen hohen Anteil an regionaler Braugerste zu beziehen. Er berichtete jedoch, dass sich sein Haus zur Stärkung regionaler Kreisläufe mittelfristig zum Ziel gesetzt habe, 20 Prozent ihrer Braugerste aus der unmittelbaren Umgebung zu beziehen. Er vereinbarte mit Axel Scheffen sogleich eine Abnahme von Braugerste für das nächste Jahr.
Ein Imbiss mit selbst gebackenem Brot, Honig vom Imker Heuzeroth und Westerwälder Milch und Wurst rundete die Veranstaltung ab. Für die Kinder hatte der Kreisbauernverband Westerwald Saatgutmischungen aus Weizen, Mais Roggen und Gerste zum Ausprobieren eines eigenen Anbaus vorbereitet, um das Gehörte zu Hause zu erproben. (PM)
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