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Nachricht vom 30.03.2022    

Diskussionen um geplantes Gewerbegebiet "Grießing" in Selters

Von Janina Kehrbaum

Das geplante Gewerbegebiet "Grießing" der Stadt Selters stößt derzeit auf viel Widerstand. Es kommen zahlreiche Stimmen auf, die sich gegen die Bebauungspläne richten. Jedoch gibt es auch Stimmen, die sich für das Gewerbegebiet aussprechen. Stadtbürgermeister Rolf Jung argumentierte, dass "Grießing" klimaangepasst und zukunftsorientiert werden solle.

Die Planskizze des Gewerbegebiets zeigt den Standort von "Grießing" angrenzend an Nordhofen an. (Foto: Stadt-Land-plus/ agentur media schneider)

Selters. Das Projekt "Grießing" soll zwar außerhalb von Selters liegen, aber an die Ortsgemeinde Nordhofen angrenzen. Das bringt vor allem den Nordhofener Bürgern viele Bedenken. Die größten Sorgen seien, die Zerstörung sowie Beeinträchtigung des Landschaftsbildes durch aufkommende Emissionen und Dreck und eine erhöhte Lärmbelastung durch Liefer- und Kundenverkehr. Aber auch der Verlust von landwirtschaftlicher Nutzfläche und Probleme beim Wasserhaushalt bereiten Sorge. Insgesamt soll die Gesamtfläche des Plangebiets 9,2 Hektar betragen, wovon 2,3 Hektar Grünflachen sein sollen.

Rolf Jung, Bürgermeister der Stadt Selters, rief aus den genannten Gründen zu einem Informationsgespräch auf, um genau diese Sorgen abzuschwächen und Argumente für das Vorhaben zu nennen. So sei der erste zu klärende Punkt, dass "Grießing" ein Gewerbegebiet werden soll und kein, wie viele Stimmen behaupten, Industriegebiet. Jung erklärte, dass ein Industriegebiet wesentlich emissionslastiger sei. Wohingegen die Planung dieses Projekts "ein klimaangepasstes, zukunftsorientiertes und wertiges Gewerbegebiet mit dauerhafter Wertigkeit" vorsehe.

Nachhaltigkeit ist obligatorisch
Nach gründlicher Prüfung auf weitere potenzielle Plätze, sei der jetzige Standort die einzig verbliebene Stelle gewesen. Eine Kooperation mit der Ortsgemeinde Maxsain scheiterte und weitere Plätze seien entweder mögliche Überflutungsgebiete oder zu nah an Wohngebieten gewesen. Darüber hinaus seien seit 2012 unzählige Gutachten erstellt und geprüft worden. In diesen seien der Naturschutz, Schallschutz und die Verkehrsflüsse unter strengsten Bestimmungen beleuchtet worden. Stadtplaner Stefan Schmutzler betonte darüber hinaus, dass eine Großzahl an Grünflächen hinzugefügt werden sollen. "Einerseits für den Natur-, aber auch für den optischen Aspekt. Mehr Grün ist zwar teurer, da weniger Fläche und somit weniger Wirtschaftlichkeit vorhanden wäre. Auch auf den Käufer hat diese Planung Auswirkungen. Wir wollen Gründächer statt Wellblechdächer anbringen und diese sind natürlich teurer." Im Hinblick auf die Ökologie sei dies aber nötig. Auch stellten Experten fest, dass mit keiner Gefährdung von Arten- oder Naturschutz zu rechnen sei.



Belastung für Nordhofen?
Die Sorge der Nordhofener Bürger, dass das Gewerbegebiet zu laut werde, sei ebenfalls unbegründet. Demnach würde der Abstand zu bestehenden Häusern mindestens 300 Meter betragen und aus durchgeführten Schallgutachten würde ausgehen, dass die Richtlinien für die Schallemissionen ebenfalls unterschritten würden. "Wir gehen sogar davon aus, dass eine Bebauung und Bepflanzung den Schall der stark befahrenen Kreisstraße in Richtung Nordhofen reduzieren kann", so Rolf Jung. Momentan würden diese täglich circa 14000 Fahrzeuge durchqueren.

Die Frage, warum "Grießing" ausgerechnet in Selters errichtet werden soll, beantwortet Jung mit der "wirtschaftlichen Notwendigkeit für die Stadt". "Auch ich war anfangs nicht unbedingt pro Gewerbegebiet. Bereits im November 2013 habe ich eine Sitzung einberufen, um Grundsatzentscheidungen zu treffen. Es war eine hitzige Diskussion, die nicht nur ein paar Stunden ging.", betonte der Stadtbürgermeister. Am Ende sei er jedoch aufgrund der Summe der Argumente überzeugt gewesen, dass der Standort in Selters der Richtige sei. Das Gewerbegebiet sieht die Ansiedlung vieler Betriebe mit Vollzeitstellen vor. Dort seien auch nur Betriebe zulässig, die keinen industriellen Lärm machen.

Rolf Jung stellte nochmals heraus, dass er die vielen Gegenstimmen der Bürger mitbekomme, aber aufgrund subjektiver Wahrnehmungen nie eine 100-prozentige Zufriedenheit geschaffen werden könne. Die genannten Argumente würden keinerlei Nachteile für den Bau von "Grießing" mit sich bringen. "Es ist auch so, dass kein Bürger Anrecht auf freie Aussicht oder Unbebaubarkeit hat.", resümierte Stefan Schmutzler. Das Thema wird weiterhin aktuell sein und die Diskussionen werden wohl noch, bis das Gewerbegebiet endgültig steht, anhalten. (jk)


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