Werbung

Nachricht vom 12.03.2022    

Alles klar, Herr Kommissar? - Die Lebenden und die Toten

Von Jörg Schmitt-Kilian

KOLUMNE | Obwohl ich die Frage mit "Nein" beantworte, habe ich diesen Song des Extremmusikers Falco als Überschrift für meine Kolumnen gewählt. Ich werde Geschichten aus dem Leben erzählen, Antworten auf Ereignisse im polizeilichen Alltag suchen und möchte Leser sensibilisieren, ihre eigene Haltung zu überprüfen und mit anderen zu diskutieren.

Folge 3 der Kolumne "Alles klar, Herr Kommissar?". (Zeichnung: Hannes Dietze)

Region. Seit Tagen aktiviert mein “Kopf-Kino“ eine Wiederholungstaste. Hinter Nebelschwaden spielt sich ein Schreckensszenario ab: Schüsse auf zwei junge Menschen in Uniform. Ich kann den Tatablauf nur schemenhaft erkennen, als trüge ich eine Brille mit zu geringer Schärfe. Sekunden später liegen zwei Körper reglos auf dem grauen Asphalt. Das Bild wird immer undeutlicher und vor meinem geistigen Auge breitet sich rabenschwarze Dunkelheit aus.

Szenenwechsel: “Es ist besonders tragisch, wenn das Leben von zwei jungen Menschen ausgelöscht wird, die Tag und Nacht für unsere Sicherheit sorgen“, sagt der Pfarrer. “Und wer schützt uns?“, fragen sich die Polizistinnen und Polizisten bei der Trauerfeier.

Meine Trauer wird von einer unbändigen Wut überlagert, wenn ich an zahlreiche Hasskommentare und den Applaus für den (oder die?) Mörder nach der “Hinrichtung“ denke. “Höhepunkt“ dieser abscheulichen und menschenverachtenden Reaktionen: in sozialen Netzwerken lädt ein (inzwischen festgenommener) Mann zu einer nächtlichen “Cop-Hunting-Party“ ein: Er würde gegen Zahlung von 500 Euro Kopfgeld nachts eine Polizeistreife in ein Waldgebiet locken. Interessierte “Polizistenjäger“ könnten dann aus für das Hunting-Event reservierten Hochsitzen ihre menschlichen Ziele aus sicherer Entfernung erschießen. Grausamer könnte es vermutlich kein Thriller-Autor formulieren oder man würde ihm zumindest eine rege Fantasie unterstellen.



Tagtäglich werden auch die anderen “Freunde und Helfer“ der Blaulichtfamilie (Feuerwehr und Rettungsdienste) verbal und körperlich angegriffen, oft in Situationen, in denen sie Menschen schwer verletzt aus demolierten Autos befreien, in letzter Minute aus den lodernden Flammen eines brennenden Hauses oder einem reißenden Fluss retten: nur drei Beispiele von vielen Einsätzen professioneller Ersthelfer, die sich dabei selbst in Lebensgefahr begeben. Ob den “Hass-Postern“, die (selbst bei Rettungsaktionen) Ersthelfer beleidigen und körperlich attackieren, bewusst ist, dass sie in Notfällen von diesen Menschen gerettet werden (wollen). Also denkt daran! Man sieht sich immer “zweimal im Leben“. Und diese Menschen sind für euch der “letzte Abschaum“? Wer diese Bezeichnung verdient, das ist doch wohl klar, oder?


Mehr dazu:   Alles klar, Herr Kommissar?  
Lokales: Montabaur & Umgebung

Jetzt Fan der WW-Kurier.de Lokalausgabe Montabaur auf Facebook werden!


Anmeldung zum WW-Kurier Newsletter


Mit unserem kostenlosen Newsletter erhalten Sie täglich einen Überblick über die aktuellen Nachrichten aus dem Westerwaldkreis.

» zur Anmeldung



Aktuelle Artikel aus der Region


Bei Verkehrsunfall auf A 3 bei Ebernhahn wurde eine Person tödlich verletzt

Ebernhahn. Zum Unfallzeitpunkt gegen 21.30 Uhr staute sich der Verkehr auf dem Streckenabschnitt, da eine Baustelle im Bereich ...

Netzwerk Orange Westerwald plant erste Kleider- und Taschenbörse

Westerwaldkreis. "Einige tolle Exemplare haben wir schon, aber es sollen natürlich noch viel mehr werden", sagt Susanne Görg, ...

Ausstellung im Kreis zum Thema: Gewalt in der Partnerschaft ist keine Privatsache

Westerburg. Oftmals schaffen es die Betroffenen nicht, die Beziehung und/oder die Gewalt ohne Hilfe von außen zu beenden. ...

Frackträger im Fokus: Pinguin-Aktionstag im Zoo Neuwied

Neuwied. "Eine nah verwandte Art wird nicht umsonst auf Englisch "Jackass-Penguin", also Esels-Pinguin, genannt. Wobei das ...

Neubau von Tierheim in Ransbach-Baumbach gerät ins Stocken

Ransbach-Baumbach. Wann immer es möglich war, auf dem Gelände zu arbeiten, waren die Mitarbeiter des Tiefbau-Unternehmens ...

Gemeinsames Projekt: DRK und Uni Siegen unterstützen ukrainische Jugendliche

Siegen. Wie kann man Kindern und Jugendlichen, die durch den Ukrainekrieg ihr gewohntes Lebensumfeld verloren haben, eine ...

Weitere Artikel


"Wunderbare Vogelwelt": Volker Ecker präsentiert Buch im Landschaftsmuseum Westerwald

Hachenburg. Durch das Buch "Wunderbare Vogelwelt im schönen Westerwald" wird deutlich, dass während der letzten Jahre massive ...

Zwei Verletzten nach Frontalzusammenstoß auf der K 10

Welkenbach. Am Freitagmittag, dem 11. März, kam es auf der K 10 zwischen Welkenbach und Roßbach zu einem Zusammenstoß im ...

Vier verkaufsoffene Sonntage in der Töpferstadt Ransbach-Baumbach

Ransbach-Baumbach. Auch in der jüngsten Sitzung des Verbandsgemeinderates Ransbach-Baumbach wurde der aktuelle Krieg in der ...

Mithelfer gesucht: Anne Frank Realschule Montabaur unterstützt geflüchtete Kinder

Montabaur. In der Schule habe man sich Gedanken gemacht, wie man die Menschen unterstützen könnte, die vor dem Krieg geflohen ...

FDP Hoher Westerwald zu Besuch in Rennerod

Rennerod. Gerrit Müller erklärt die Situation im Bereich der Feuerwehren, der ansässigen Firmen in der Verbandsgemeinde und ...

Karriere beim Westerwaldkreis: Kreisverwaltung in Montabaur sucht Nachwuchstalente

Montabaur. Damit die Kreisverwaltung im regionalen Wettbewerb um junge Talente mithalten kann, hat sie ein umfangreiches ...

Werbung