Werbung

Nachricht vom 02.03.2022    

Bauernverband Rheinland-Nassau zum "Wolf": "Schutzstatus nicht mehr gerechtfertigt"

Von Stefanie Schuhen

Die steigende Anzahl an Wolfssichtungen und Nutztierrissen beschäftigt die Landwirte in der Region. Die Forderung des deutschen Bauern- und Winzerverbands Rheinland-Nassau e.V., Bezirksgeschäftsstelle Altenkirchen, Neuwied, Westerwald, ist deutlich: der Schutzstatus des Wolfes müsse überdacht werden.

Von links: Markus Mille (Geschäftsführer des Bauern- und Winzerverbands Rheinland-Nassau) und Josef Schwan (AK-Kreisvorsitzender des Bauern- und Winzerverbandes) vor einer wolfssicher eingezäunten Weide bei Hachenburg, wo auch die Bezirksgeschäftsstelle Altenkirchen, Neuwied, Westerwald ihren Standort hat. (Fotos: Stefanie Schuhen)

Region. Generell habe man nichts gegen den Wolf, so Josef Schwan, Kreisvorsitzender für Altenkirchen des Bauern- und Winzerverbandes. Jedoch müsse die Frage gestellt werden, wo die Entwicklung hinführe. Als Beispiel nennt er die Waschbärenpopulation: "Vor einigen Jahren ist man Waschbären noch eher selten begegnet, jetzt sind sie fast schon zu einer Plage geworden." Die Wolfspopulation in Deutschland steige an – im Gegensatz zu Ländern wie Schweden gebe es jedoch keine Obergrenze. Insbesondere in Bezug auf den Umgang mit Problemwölfen zeigen sich die Vertreter des Verbandes unzufrieden: "Momentan scheint keiner dazu bereit, eine Entscheidung zu treffen, um reißende Wölfe zu entnehmen."

Die Frage der wolfssicheren Zäune
Um Landwirte zu unterstützen, wird eine Förderung wolfssicherer Zäune in den sogenannten Präventionsgebieten angeboten. Eine solche Aufrüstung sei laut Markus Mille, Geschäftsführer des Bauern- und Winzerverbands Rheinland-Nassau e.V., für Nutztierhalter empfehlenswert, um einen Grundschutz zu erreichen. Jedoch weist er darauf hin, dass nicht jede Lage gleichsam unkompliziert wolfssicher zu machen sei, dies gelte insbesondere für die Mittelgebirgslage im Westerwald. Zu beachten sei hier etwa, dass Weideflächen mit tiefen Böschungen schwieriger mit den entsprechenden Zaunanlagen auszustatten seien als flache Weideflächen. Zudem werde derzeit nur der Aufbau der Zäune gefördert. Über eine Erweiterung der Förderung auf die Unterhaltung der Zaunanlagen werde schon eine Weile diskutiert, eine Entscheidung stehe aber noch aus. "Man fühlt sich hingehalten", erklärt Markus Mille.

Appell an die Politik: Anpassung des Schutzstatus
Besonders der "Problemwolf" GW1896m steht aktuell in der Diskussion. Der Bauern- und Winzerverband beobachtet dabei die Zahlen der Sichtungen und Nutztierrisse übergreifend für Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen. Ein Problem sei, dass von den jeweiligen Behörden oftmals nur die Zahlen der Übergriffe innerhalb eines Bundeslandes genannt würden. GW1896m und auch die Fähe GW1415f vom Leuscheider Rudel seien jedoch nicht nur für Risse in Rheinland-Pfalz, sondern auch in Nordrhein-Westfalen verantwortlich. Somit seien für GW1896m seit Ende Februar 2021 insgesamt 84 Nutztierrisse in Rheinland-Pfalz verzeichnet worden, darunter überwiegend Schafe. Hinzu kämen aber mindestens 11 weitere Risse in Nordrhein-Westfalen zwischen April 2021 und Januar dieses Jahrs.



Nicht zuletzt angesichts dieser Zahlen ist es ein zentrales Anliegen des Verbandes, den Schutzstatus des Wolfes zu überdenken. Rechtlich gesehen genieße der Wolf in Deutschland derzeit einen hohen Schutzstatus, laut Verband sei dies jedoch nicht mehr gerechtfertigt, da zwischenzeitlich bereits ein guter Erhaltungszustand erreicht worden sei. Zu bedenken sei auch, dass sich der Wolf an der Spitze der Nahrungskette befinde und demnach kaum reguliert sei, "allenfalls durch das Auto", so Markus Mille. Die Änderungen durch die Anwesenheit des Wolfes seien weitreichend und betreffen nicht nur die Landwirtschaft, sondern zum Beispiel auch die Jagd, es entstehe ein Schneeballeffekt und es sei wichtig, alle potenziellen Folgen zu berücksichtigen.

Der Appell des Verbandes richtet sich gezielt an die Politik: "Es liegt nun an der Politik, eine Umstufung hinsichtlich des Schutzstatus des Wolfes zu prüfen", so Markus Mille abschließend.


Mehr dazu:   Wolf  
Lokales: Hachenburg & Umgebung
Feedback: Hinweise an die Redaktion

Weitere Bilder (für eine größere Ansicht klicken Sie bitte auf eines der Bilder):
 

Anmeldung zum WW-Kurier Newsletter


Mit unserem kostenlosen Newsletter erhalten Sie täglich einen Überblick über die aktuellen Nachrichten aus dem Westerwaldkreis.

» zur Anmeldung



Aktuelle Artikel aus Region


100 Jahre Einsatz: Die Geschichte der Freiwilligen Feuerwehr Niederelbert

Am 10. Mai feiert die Freiwillige Feuerwehr Niederelbert ihr 100-jähriges Bestehen. Dieses Jubiläum wird ...

Diebstahlserie in Nassau und Bad Ems: Unbekannte Täter schlagen zu

In den frühen Morgenstunden des Mittwochs (30. April) kam es in Nassau und Bad Ems zu mehreren Diebstählen ...

Dreister Kupferdiebstahl in Herschbach

In Herschbach kam es zu einem ungewöhnlichen Diebstahl, der die Polizei auf den Plan rief. Unbekannte ...

Vorsicht vor gefälschten Steuer-E-Mails - Finanzamt warnt vor Betrügern

Derzeit kursieren betrügerische E-Mails, die angeblich vom Bundeszentralamt für Steuern stammen. Diese ...

Einbruch in Kindertagesstätte in Horbach: Unbekannte entwenden Bargeld

In Horbach ereignete sich ein Einbruch in der Kindertagesstätte Buchfinkennest. Die Täter verschafften ...

Zukunft der Arbeit im Westerwald: Seniorentalk beleuchtet Chancen älterer Beschäftigter

Im Westerwald rückt der Arbeitsmarkt für ältere Menschen in den Fokus. Beim WW-Seniorentalk am Mittwoch, ...

Weitere Artikel


Zeugen gesucht: Verkehrsunfallflucht auf der B 49 zwischen Koblenz und Montabaur

Nach einem Ausflug über den Grünstreifen neben der B 49 hat ein Autofahrer am 1. März die Fahrbahn derartig ...

20 Jahre Techno in Hachenburg: Castle Freaks - Maximum Overdrive

Hachenburg ist eine feste Größe in der Techno-Szene. Seit 20 Jahren schaffen es "the castle freaks", ...

Arbeitslose: Regionale Quote sinkt unter drei Prozent

Im Agenturbezirk Montabaur sind derzeit 5.324 Menschen ohne Job gemeldet. Damit ist erstmals das Vor-Corona-Level ...

Erneut mit dem Westerwald-Verein e. V. nach Berlin

Auch in diesem Jahr bietet der Westerwald-Verein e. V. seinen Mitgliedern und auch Nicht-Mitgliedern ...

Hilfstransport in Richtung Ukraine: Meso and More nimmt noch Hilfsgüter an

Am Donnerstag, dem 3. März, machen sich zwei Reisebusse der Firma Meso and More aus Kroppach auf den ...

Westerwälder Rezepte: Saftiges Rührei als Mitternachts-Snack

Eier von eigenen Hühnern wurden in den ländlichen Haushalten immer reichlich bevorratet, daher brauchte ...

Werbung