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Nachricht vom 27.01.2022    

Ortsbegehung in Simmern - Bürgerinitiative fordert Tempo 30 auf der Hauptstraße

Von Elke Stockhausen

Der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Montabaur, Ulrich Richter-Hopprich,´weitere Vertreter der Verbandsgemeinde Montabaur und interessierte Bürger trafen sich in Simmern zur Ortsbegehung. Im Fokus lagen die Gefahrenstellen der unteren Hauptstraße, für die seitens einer Bürgerinitiative im Oktober 2021 rund 450 Unterschriften gesammelt wurden.

Fahrzeuge über 3,5 Tonnen müssen schon jetzt ein Tempolimit beachten. (Foto: Elke Stockhausen)

Simmern. Unter Leitung von Detlev Jacobs, der die Bürgerinitiative “Tempo 30 auf der Hauptstraße Simmern“ im Ort aktiv mitgestaltete, galt es am 26. Januar den Ansprechpartnern der Verbandsgemeinde einen realen Eindruck der Situation im Bereich der unteren Hauptstraße zu vermitteln. Vertreter des Ortsgemeinderates und Bürger zeigten ein reges Interesse, die Verkehrssicherheit in Simmern zu optimieren. Eine Einführung in die Thematik sollte zeigen, dass die Hauptstraße ein Gefahrpunkt ist, der in den Augen der Bewohner des Dorfes bereits mit einem Tempolimit von 30 km/h entschärft werden könnte. Ein solches Tempolimit verringere den Anhalteweg und entschärfe die Verkehrssituation dieser Straße, die den Ort teilt. Täglich wird sie von Kindern, jungen Menschen und älteren Personen passiert. Gleichzeitig ist sie eine Durchgangsstraße, welche auch für die angrenzenden Ortschaften als Verbindung nach Koblenz genutzt wird.

Das Problem einer Durchgangsstraße

Bürgermeister Ulrich Richter-Hopprich bekundete bereits zu Beginn der Veranstaltung, dass die Problematik der Verkehrsberuhigung in der Verbandsgemeinde bekannt sei. Kleine Dörfer, die ihre Dörflichkeit bewahren wollen, mit Durchgangsstraßen, die als Erschließungsstraßen für das eigene Dorf und die angrenzenden Dörfer genutzt werden: Das sei ein Konflikt. Er sah die Entscheidung über eine Verkehrsberuhigung gerade in solchen Ortschaften als - so wörtlich - “schwierige Aufgabe“, da es hier auch eine Grundeinschätzung durch das Landesstraßengesetz zur Funktion und die Möglichkeit der Einschränkung dieser Verkehrswege gibt. Er warf auf, dass in Simmern drei Parteien involviert seien. Die Ortsgemeinde, die sich mit der Gestaltung der Straße auseinandersetzt, die Verkehrsbehörde der Verbandsgemeinde und der Straßenbaulastträger, der laut Richter-Hopprich “die Straße anfassen will“. Die Ortsbegehung sah er als Chance, Spielräume für ein gemeinsames Vorgehen zu finden. Die Hauptstraße in Simmern ist immerhin auch eine Kreisstraße.

Neuralgische Orte in Simmern
Zwei neuralgische Orte standen im Fokus. Das Haus “Hauptstraße 55“, an der Einmündung der Schlossstraße gelegen, wurde am 1. September 2019 durch einen Transporter schwer beschädigt. Dies sei nur einer von vier Vorfällen gewesen. Zur Gefahrabwehr wurden die Randsteine des Bürgersteiges mit weißer Farbe kenntlich gemacht. Dies würde die Gefahr jedoch nicht mindern, so Reiner Klug, Mitglied der Bürgerinitiative. Vorfälle könnten demnach für Fußgänger lebensgefährlich werden, wenn die Geschwindigkeit nicht reduziert würde. Der Gehweg in diesem Bereich sei ohnehin zu schmal. Dies konnte während der Begehung durch den Einsatz eines mitgeführten Rollators verdeutlicht werden. Ein Straßenwechsel in diesem Bereich sei gefährlich.

Diese Kreisstraße würden täglich 3.000 bis 4.000 Pkw und mittlerweile 50 bis 100 Lkw passieren, so wusste Reiner Klug zu berichten. Sie würde zur Umfahrung der Maut-Straßen genutzt. Die Hauptstraße ist in diesem Bereich außerdem verengt. Durch die Positionierung der Häuser könne an der Straße baulich nichts verändert werden. Ein neues Tempolimit hingegen würde laut Klug die Situation entschärfen.

Sören Münick, Hauseigentümer der Hauptstraße 55, pflichtete den Ausführungen des Vorredners bei und berichtete von seinem persönlichen Eindruck. Die passierenden Fahrzeuge führen meist schneller als die erlaubten 50 km/h zum Teil auch wesentlich schneller. Er wolle nicht darauf warten, dass er auf seinem eigenen Sofa von einem Auto angefahren werde. Die Kinder mit ihren Scootern, deren Schulweg an seinem Haus vorbeiführt, können den Gehweg nicht nutzen und geraten so oftmals in Gefahrsituationen durch zu schnelle Pkw. Münick schlug vor, die Engstelle zu verjüngen und so eine Verkehrsberuhigung zu erzwingen, da niemand sein Fahrzeug freiwillig beschädige.



Der Bürgermeister erkannte, dass die Problematik des schmalen Bürgersteiges, nicht nur hier zu Problemen führt, es sein ein Grundproblem der ganzen Straße. Es bedürfe eines Dialoges mit dem Landesbetrieb Mobilität, der hier Entscheidungsträger für eine mögliche Straßenverengung ist.

Auf dem Weg zum zweiten neuralgischen Ort, die Kreuzung Hauptstraße/ Siebenbornstraße/ K 115, konnte kurz die Situation des Dorfplatzes besprochen werden. Hier käme es in seltenen Fällen durch das Wenden der Linienbusse zu einer Gefahrsituation. Die meisten Busse würden jedoch den Dorfplatz zum Richtungswechsel nutzen, so dass zu dieser Thematik keine weiteren Diskussionen folgten.

Der besagte Kreuzungsbereich weist zwei Gefahren auf. Die Unübersichtlichkeit der dort zusammentreffenden Straßen, wie auch der unzureichende Ausbau des Gehweges standen im Fokus.
Detlev Jacobs beschrieb die Situation mit den prägnanten Worten “… dass keiner weiß, wie er hier fahren soll.“ Die Entschärfung dieses Bereiches durch einen Kreisel mit Überfahrtmöglichkeit wurde vorgeschlagen. Auch diese führe zu einer Verlangsamung der Geschwindigkeit. Wissenswert ist, dass sich in Simmern der Recyclinghof der Schneider Recycling GmbH & Co. KG befindet und so Lastzüge den Ort passieren. Richter-Hopprich erläuterte, dass anteilige Kosten für die möglichen Baumaßnahmen nach der neuen Gesetzeslage auf alle Grundstückseigentümer der Kommune aufgeteilt würden.

Alternativen und Aussichten
Diskutiert wurden Optionen wie die Beschränkung des Lkw-Verkehrs auf Anlieger um die Durchgangsstraße vom ortsfremden Schwerkraftverkehr zu entlasten. So bestehe keine Möglichkeit mehr, Simmern als Ausweichstrecke für die Mautstraßen zu nutzen.
Ein Verkehrsschild, die Geschwindigkeitsbegrenzung für Fahrzeuge ab 3,5 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht wegen Straßenschäden, brachte eine weitere Idee ins Gespräch. Einzig durch die Entfernung der Gewichtsabhängigkeit könnte hier der Straßenbereich für alle Fahrzeuge auf 30 km/h begrenzt werden und so die Zeit bis zur Entscheidung über bauliche Maßnahmen und generelle Geschwindigkeitsbegrenzung überbrückt werden. Diese Entscheidung, ob die vorhandenen Straßenschäden für ein Tempo 30-Limit ausreichen, obliegt der Fachaufsicht und dem Landesbetrieb Mobilität.

Die heutigen Informationen, die neben dem Bürgermeister auch von Timo Maier, Kevin Ferdinand und Ralf Kohlhaas als Vertreter der Verbandsgemeinde Montabaur gehört wurden, werden gesammelt und mit der Fachaufsicht kommuniziert. “Reicht es für die 30 oder reicht es nicht für die 30?“, so Richter-Hopprich. Auch die Vertreter der Verbandsgemeinde brachten Vorschläge ein, so zum Beispiel Schutzbarken vor Häusern zu installieren. Von den teilnehmenden Bürgern wurde die Installation weiterer Hinweisautomaten, welche die aktuelle Geschwindigkeit eines Fahrzeuges anzeigen und die Überschreitung des Tempolimits farblich anmahnen, angefragt. Die bis jetzt bereits stehenden Hinweisautomaten würden eine positive Wirkung auf das Verhalten so manchen Rasers haben.

Insgesamt wurde die Begehung in Simmern zu einem informativen und konstruktiven Nachmittag, der von den Vertretern der Verbandsgemeinde offen aufgenommen wurde. Die Mitglieder des Gemeinderates verfassten bereits im Oktober 2019 eine Resolution zur Geschwindigkeitsreduzierung, die Landrat Achim Schwickert und den Mitgliedern des Kreistages zuging. Die Bürgerinitiative “Tempo 30 auf der Hauptstraße Simmern“, unterstützt von den Mitgliedern des Ortsgemeinderates Simmern, informierte die Bürger, sammelte Unterschriften und übergab diese Liste im November 2021 an Richter-Hopprich. Die Ortsbegehung ist nun auch ein Zeichen dafür, dass die Hauptstraßen-Situation in Simmern aktuell diskutiert und wahr genommen wird. (Elke Stockhausen)



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