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Pressemitteilung vom 25.01.2022    

Kinderschutzbund: Wie haben Kinder die Wochen des Lockdowns erlebt?

Die Pandemie hat bei den Grundschulkindern im Westerwald zum Teil tiefe Spuren hinterlassen. Die 15 "Mobilen Sorgenbüros" des Kinderschutzbundes berichten in ihrem Schuljahres-Rückblick 2020/21 von Ängsten und psychischen Problemen, einer Zunahme der Gespräche mit den Kindern sowie den Lehrern und Eltern - aber auch von positiven Erfahrungen.

Die Pandemie hinterlässt auch bei Kindern Spuren (Foto: Kinderschutzbund)

Höhr-Grenzhausen. Trotz der zeitweisen Schulschließungen ist die Zahl der Gespräche mit Kindern an den 15 Grundschulen der Verbandsgemeinden Montabaur, Höhr-Grenzhausen und Selters um mehr als 20 Prozent auf fast 2800 gestiegen. Dabei hatten die Jungen und Mädchen weniger schulische Probleme als sonst, sondern eher Fragen zur Familie und persönliche Sorgen. Die sozialpädagogischen Fachkräfte bekamen häufig Aussagen zu hören wie: "Ich hatte Angst, dass ich nie mehr in die Schule gehen kann"; "Ich bin viel allein und vermisse meine Freunde"; "Meine Mutter hat eine Immunschwäche. Wir haben Angst, dass sie Corona bekommt" oder: "Ich habe es nicht mehr ausgehalten und meine Oma einfach umarmt". Teilweise waren die Fachkräfte auch in die Notbetreuung eingebunden und intensivierten zusätzlich die telefonische Unterstützung, auch die der Eltern. Denn das Homeschooling machte auch den Vätern und Müttern zu schaffen, die die "Sorgenbüros" häufiger als je zuvor mit erzieherischen Fragen konfrontierten. So geriet das soziale Umfeld stärker in den Blick, was auch zu mehr Interventionen führte.

Auch Gespräche mit Lehrern stiegen um gut ein Drittel auf 1342. Das lag unter anderem daran, dass der häufige Wechselunterricht mit kleinen Gruppen die Belange einzelner Kinder viel deutlicher gemacht hat. Die Lehrer stimmten sich dann mit den erfahrenen sozialpädagogischen Fachkräften über konkrete Hilfen ab. Die Arbeit in kleineren Gruppen wurde dabei sowohl vom Lehrpersonal als auch vom Team des Kinderschutzbundes sehr positiv empfunden.

Erschwerend kam allerdings hinzu, dass die übliche Schuleingangsuntersuchung wegen der Pandemie nicht oder nicht in vollem Umfang stattfinden konnte. Reifetest und Förderbedarfsermittlung fielen aus und mussten im Schulalltag quasi nachgeholt werden. Außerdem konnten nicht alle Kinder in ihrem letzten Kita-Jahr so auf die Schule vorbereitet werden wie üblich.



Zum Glück haben inzwischen alle Verbandsgemeinden die Kontingente für die Schulsozialarbeit an Grundschulen ausgeweitet. Nur so konnten die unterschiedlichen Bedarfe während der Pandemie gut bedient werden. Das gilt auch für die Zeit nach der Rückkehr in den regulären Unterricht. Die Kinder waren nicht nur froh, die Klassenkameraden wieder "live" zu sehen - sie nutzten auch eifrig die "Mobilen Sorgenbüros". Jetzt schon ist abzusehen, dass die Nachwirkungen der Pandemie noch lange Zeit in den Grundschulen spürbar sind und die Arbeit der Fachkräfte prägen werden.

Die Gespräche mit den Lehrerkollegien, die zu einem zentralen Bestandteil geworden sind, werden sicher auch nicht weniger - denn Corona lastet auf den Kindern. Sie machen sich Sorgen um die Eltern, um Oma und Opa, haben Angst vor einer schwierigen Zukunft, die in der Familie spürbar ist. Um dem entgegenzutreten, müssen alle Beteiligten ihre Kräfte bündeln. Dass das in der Pandemie noch besser geklappt hat, ist eine der positiven Erfahrungen in dieser herausfordernden Zeit. Dazu zählt auch die Erkenntnis aller Verantwortlichen, dass für die Schule als wichtiger Lebens- und Lernraum künftig Schließungen ausgeschlossen sein müssen. Schule und besonders die im Präsenzunterricht eingeübten demokratischen Regeln sind nicht zuletzt ein wichtiger Entwicklungsraum für Kinder zu mündigen Bürgern. (PM)



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