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Nachricht vom 22.12.2021    

Wäller Helfen legt eine deutschlandweit einmalige Erfolgsgeschichte vor

Von Thomas Sonnenschein

Der Westerwälder Verein Wäller Helfen e.V. erhält den Engagement-Preis 2021 der Deutschen Stiftung für Engagement und Ehrenamt. Parallel knackte der junge Verein am 18. Dezember die Wahnsinns-Spendensumme von mehr als 300.000 Euro zugunsten der Flutopfer im Ahrtal. 22.000 Bäume wurden gepflanzt.

Björn Flick mit der Preisurkunde. (Fotoquelle: Wäller Helfen e.V.)

Westerwaldkreis. Dem am 13. März 2020 gegründete Nachbarschaftshilfe-Verein Wäller Helfen e.V. aus dem Westerwald wurde kurz vor Weihnachten der Engagement-Preis der Deutschen Stiftung für Engagement und Ehrenamt (DSEE) verliehen. Die DSEE ist eine öffentlich-rechtliche Bundesstiftung.

Preis der Jury

Die Jury setzte sich zusammen aus 27 Experten und wählte für den gesamten süddeutschen Raum aus 357 Einsendungen zehn Gewinner aus. Jeder Preis ist mit 10.000 Euro dotiert. Die DSEE möchte mit diesem Preis Ehrenamt und bürgerschaftliches Engagement stärken und fördern. Ehrenamt und freiwilliges Engagement würden eine herausragende Rolle zur Stärkung des gesellschaftlichen Zusammenhalts einnehmen. Wer sich ehrenamtlich engagiert, trage aktiv zum Erhalt des Miteinanders und zur Lebensqualität bei. Besonderen Wert legte die Expertenjury bei ihrer Entscheidung auf Übertragbarkeit, Innovation, Inklusionskraft und Wirksamkeit der eingereichten Ideen.

"Wir gehören damit zu den besten ehrenamtlichen Netzwerken und Institutionen dieses Landes – als Non-Profit-Organisation nicht nur für die Bundesrepublik Deutschland, sondern auch für Rheinland-Pfalz, aber vor allem für unsere Heimat, den Westerwald", fasst der Vorsitzende von Wäller Helfen, Björn Flick aus Oberroßbach, zusammen. Jung, dynamisch.

Nachbarschaftshilfe

Am Anfang begann Wäller Helfen e.V. mit Hilfsaktionen und Vernetzung in den sozialen Netzwerken, um das Leid vieler Menschen, welches die Corona-Pandemie ausgelöst hatte, zu lindern mit einer ersten Facebook-Gruppe, die Christian Döring ins Leben gerufen hatte. Döring sagte zu seiner Motivation: "Wir wollen die Menschen sensibilisieren, sich wieder mehr um sich um die Gesellschaft zu kümmern." Nach dem Motto "Gemeinsam statt Einsam" schlossen sich binnen kürzester Zeit viele tausend Freiwillige an, die helfen wollten. So viele, dass Döring seinen Freund Björn Flick um Hilfe bat. Dieser war von dem Potenzial beeindruckt und setzte alle Hebel auf Erfolgskurs. Seither ist die wachsende Vereinsgeschichte beispiellos und für die Region einmalig. Unzählige Fans brachten eigene Ideen mit ein, andere ihre Fachkompetenz. So entstanden online kostenlose Fitnessangebote, Kinderbasteln und -animation, Entertainment, Geschenkbörsen, Ratgeber und nützlicher Informationsaustausch.

Schnell wurde die Besonderheit dieses Projektes klar, die sich nicht nur auf den Zeitraum von Lockdown und Corona erstreckt, sondern auch nach der Krise weiter wachsen soll, um auch künftig Wäller Mitmenschen bei den unterschiedlichsten Problemen mit großen und kleinen Projekten zu helfen.

Ganz nebenbei wurden bereits 2020 zusätzlich weihnachtliche Geschenke an Bedürftige verteilt, Fahrdienste zu Impfzentren wurden organisiert, Kinder bereiteten an Ostern den Senioren in den Pflegeheimen eine Freude, deren Eltern brachten einsam lebenden Menschen ihre Einkäufe. Ein harmonisches Miteinander zeichnet alle diese Aktionen aus - und das tausendfach. Mittlerweile zählt Wäller Helfen zu den größten Nachbarschaftshilfe-Netzwerken des Landes. Und dabei ist der Verein noch nicht einmal zwei Jahre alt.

Die Flutkatastrophe
Es war die Klimakrise, die beinahe über Nacht die Dynamik und Flexibilität des Vereins herausforderte. So nutzte Wäller Helfen in enormer Geschwindigkeit die Wäller Solidarität untereinander auch für Hilfseinsätze bei unseren Nachbarn an der Ahr. Für die Flutopfer wurden ganze Busladungen mit menschlichen Helfern und Hilfsgütern aus dem Westerwald entsendet, um vor Ort jede erdenkliche Hilfe zu leisten. Dabei ging es zunächst um Aufräumarbeiten, es folgten Fachkräfte und Handwerker, um kostenlos oder vergünstigt Versorgungsleitungen zu installieren und zu reparieren. Als Koordinator der vielen Einzelaktionen und der Vernetzung mit anderen Hilfsteams an der Ahr setzte sich der erste Vorsitzende, Björn Flick, mit all seinem Herzblut dafür ein, dass Wäller Helfen e.V. schon aktiv geworden ist, als die staatlichen Hilfszentren noch durch bürokratische Mühlen gingen. Als Dank für die Helfer an der Ahr wurde ein Charity-Event im Stöffelpark ausgerichtet.



Auch Geld sammelte Wäller Helfen ein - und zwar sehr viel. Bis zum 18. Dezember kamen mehr als 300.000 Euro zusammen von vielen tausend Westerwäldern, die begeistert waren von der Fähigkeit des Vereins. "Die Menschen spenden uns inzwischen aus ganz Deutschland, wir arbeiten authentisch, transparent, und unsere Spenden fließen 1:1 in die verschiedensten Projekte in der Ahrregion", erzählt Björn Flick. Während einige namhafte Verbände und Vereine ganz offen einen gewissen Prozentsatz der Spenden für die Verwaltung einbehalten, geht von Wäller Helfen wirklich jeder einzelne Cent dorthin, wo er gebraucht wird. "Wir helfen weiter, solange es nötig ist, und wir lassen unsere Nachbarn nicht alleine", konstatiert Björn Flick, der mit einer schier unerschöpflichen Energie dafür sorgte, dass der Verein gleich ein weiteres Ziel in den Fokus nahm: das Baumsterben im Westerwald.

Das Fichtensterben

Denn der Klimawandel machte bekanntlich auch vor dem schönen Westerwald nicht Halt. Die gewaltigen Flächen an abgestorbenen Wäldern, vor allen den Fichten, sind nicht zu übersehen und bieten vielerorts ein erschreckendes Bild. Mehr noch: Die Wechselwirkung der überall fehlenden Bäume und die Aufnahmefähigkeit des Bodens von Wasser stehen in relevantem Zusammenhang. Wenn weitere Dürresommer folgen, droht ein eklatanter Mangel an Grundwasser. Ebenso werden Hochwasserereignisse wahrscheinlicher. Zeit also für Wäller Helfen wieder die eigene Heimat zu unterstützen, denn auch die Natur braucht unsere Hilfe. Wäller Helfen hat sich das ehrgeizige Ziel gesetzt, in den nächsten drei Jahren ganze 100.000 Bäume zu pflanzen. Natürlich ohne die Fehler der Vergangenheit zu wiederholen, also auf Monokulturen zu verzichten und robuste Baumarten zu verwenden. Auch für diese Aktion gelang es dem Verein Dutzende freiwilliger Helfer zu mobilisieren und Geld für die Setzlinge unter der Aktion "Wir forsten auf" zu sammeln. In der Pflanzzeit in diesem Jahr gelang es bereits, mehr als 22.000 Setzlinge zu pflanzen.

Die Verdienste auf den Punkt gebracht

Bereits sechs Monate nach der Gründung erhielt der Verein den SWR-Ehrensache-Publikumspreis für seine einmalige Idee, die Region Westerwald während der Pandemie enger zu verknüpfen. Jung und Alt, helfen einander, gesunde „Wäller" helfen denen, die es aus gesundheitlichen Gründen selbst nicht mehr können. Sie kaufen ein, schippen Schnee, oder fahren jemanden zum Arzt. Wäller Helfen setzt sich ein bei Katastrophen und Schicksalsschlägen in der Region - auch über die Grenzen des Westerwaldes hinaus.

Natur und Umwelt, Wissensbildung und das Aufdecken von infrastrukturellen Problemen der Region Westerwald war und ist eine Säule der Vereinsarbeit. Das Netzwerk wird kontinuierlich weiter ausgebaut, wird sogar zu einem Sprachrohr auf politischen Veranstaltungen.

Preis der DSEE
Für diese beispiellose Vereinsarbeit, für diese explosionsartige Vereinsentwicklung erhielt der Verein jetzt den Deutschen Engagement Preis 2021:
Jan Holze, Vorstand der DSEE: „Viele Engagierte weisen uns immer wieder darauf hin, wie schwer es ist, neue Engagierte zum Mitmachen zu gewinnen. Da setzt der Engagement-Gewinner an. Natürlich wäre es schön, wenn sich der ein oder andere die Konzepte näher anschaut, und überlegt, was er oder sie im eigenen Verein davon umsetzen kann.”

Katarina Peranić, Vorständin der DSEE: „Das Team der Deutschen Stiftung für Engagement und Ehrenamt erlebt tagtäglich, dass viele Organisationen großartige Ideen haben und mutig neue Wege gehen, um Nachwuchs für ihre Sache zu gewinnen. Der Förderpreis ist eine Anerkennung für dieses kontinuierliche Engagement.“

Als zentrale Anlaufstelle stellt die Bundesstiftung Serviceangebote wie Beratung und Qualifizierung für ehrenamtlich und bürgerschaftlich Engagierte bereit. Außerdem begleitet die DSEE Vereine und Initiativen bei der Weiterentwicklung ihrer Organisationsstrukturen und unterstützt mit verschiedenen Programmen das Ehrenamt in seiner ganzen Breite. (Thomas Sonnenschein)


Mehr dazu:   Wäller helfen  
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