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Nachricht vom 01.12.2021    

Stadtplanungen im Westerwald – was ist 2021 noch geplant?

Urbanisierung und Digitalisierung schreiten voran, der demografische Wandel ist in vollem Gange, der Klimaschutz in aller Munde. Weitere Faktoren wie Globalisierung und Verkehrschaos komplettieren die Liste zukünftiger Herausforderungen. Dabei ist nicht nur in den Metropolen dieser Welt ein Umdenken in der Planung gefordert. Auch Kleinstädte müssen sich den Gegebenheiten stellen und für ein langfristig soziales und nachhaltiges Zusammenleben neu erfinden.

Foto Quelle: Symbolfoto WW-Kurier

Wohin geht die Entwicklung?
Technische Weiterentwicklungen, anhaltende Migration, neue Lebensentwürfe sind nur einige der Herausforderungen, die schnelle Umsetzungen innovativer Ideen und städtebaulicher Transformationen erfordern. Dabei sind nicht nur Strategien für Großstädte wie Hamburg oder Ballungsgebiete wie der Rhein-Ruhr-Metropolregion gefragt. Auch im Westerwald werden Entwicklungskonzepte entworfen – unter Einbeziehung der betroffenen Einwohner.

Kleinstadt vs. Metropole
Durch den Zuzug ehemaliger Landbewohner in große Städte stehen bei dortigen Planungen effektive Flächennutzungen im Vordergrund. In die Höhe zu bauen, eine Gentrifizierung einzelner Stadtteile zu verhindern, sind aber nur zwei Faktoren künftiger Wohnmodelle. Auf Grundlage vorhandener Infrastrukturen und Ressourcen soll die Lebensqualität durch produktive Arbeitsquartiere, attraktive Begegnungsstätten und vermehrte Freiräume nachhaltig steigen. Einen besonders hohen Stellenwert genießen dabei die Folgen des Klimawandels. Dabei steht die Schaffung einer ausreichenden Anzahl von Grünflächen ebenso im Fokus wie eine Bepflanzung von Bushaltestellen oder das Setzen junger Bäume zur Bindung von CO²-Emissionen. Die besondere Herausforderung hierbei ist die ausreichende Bewässerung der städtischen Grünflächen. Ein positiver Nebeneffekt findet sich in der beruhigenden Wirkung von Erholungsgebieten auf die Einwohner.

In ländlichen Gebieten wie dem Westerwald mit maximal mittelgroßen Städten stehen andere Problemstellungen im Vordergrund. Trotz seiner Fläche von 3.000 km² zählen nur 16 Orte über 5.000 Einwohner, eine Großstadt sucht man vergeblich. Entsprechend differenziert wird die städtebauliche Zukunft betrachtet. Ins Gewicht fällt auf dem Land in erster Linie der Zusammenhalt der Einwohner. Schrumpfende Gemeinden bei einer gleichzeitigen Zunahme des Durchschnittsalters bedürfen gezielter Handlungen zum Erhalt der kommunalen Kommunikation und des Miteinanders. Auch durch die Aufwertung regionaler Architektur, Förderung baulicher Strukturen und Sicherstellung ausreichender Versorgungsangebote lässt sich die Zugkraft kleinerer Gemeinden steigern.

Anonymität durchbrechen
Fehlt es in Nister oder Dreifelden auch an gigantischen Wohnblocks mit untereinander unbekannten Mietparteien, wird in Untershausen oder Weidenhahn Nachbarschaft noch gelebt, zerfallen auch hier nach und nach klassische Strukturen des unausgesprochenen Zusammenhalts. Die Schließung von Postämtern oder Supermärkten erfordert neue Transportmöglichkeiten in nächstgelegene Gemeinden. Durch ein Zurück zu leicht erreichbaren Serviceangeboten, einer weitläufigen Kombination aus Wohnen, Arbeit, Freizeit und Gastronomie finden Einwohner wieder zusammen.

Digitalisierung vorantreiben
Mit seinem digitalen Angebot auf dem Land kann Deutschland nicht punkten. Langsames Internet steht dynamischen Innovationsideen und zukunftsorientierten Konzepten im Weg. Dabei können Kleinstädte durch die Vernetzung privater Nachfragen und öffentlicher Angebote ebenso profitieren wie durch die Aufrechterhaltung dringend benötigter Infrastrukturen.

Infrastrukturen wiederaufbauen
Bedingt durch den Zerfall des stationären Einzelhandels in ehemals pulsierenden Einkaufsstraßen steigt trotz teils unzureichendem Empfang die Anzahl von Online-Bestellungen auch auf dem Land. Mag es auch Zeit einsparen, werden gleichzeitig Ressourcen unnötig verbraucht und die Einsamkeit vieler vor allem älterer Menschen ohne menschlichen Kontakt vergrößert. Der Wiederaufbau gewünschter Infrastruktureinrichtungen wie Arztpraxen, Schulen oder Gemeindezentren entscheidet maßgeblich über die Attraktivität einzelner Standorte im Westerwald mit.

Klimaschutz leben
Der Westerwald ist grün, die durchschnittliche Niederschlagsmenge pro Jahr liegt in Montabaur leicht über dem deutschen Mittelwert. Doch auch hier hält der Klimawandel Einzug. Von smarten Anpflanzungen profitiert nicht nur das Auge des Betrachters, sondern auch die Umwelt.

Konkrete Maßnahmen im Westerwald
Trotz identischer Herausforderungen unterscheidet sich der Westerwald leicht von anderen vorwiegend ländlichen Gebieten. Hier stieg die Gesamt-Einwohnerzahl in den vergangenen Jahren leicht auf rund 203.000 an. Auch die finanzielle Knappheit anderer Gemeinden ist hier nicht dramatisch zu spüren, Einwohner der Landkreise Altenkirchen oder Neuwied verzeichnen einen durchschnittlich mittleren Lebensstandard. Dennoch werden auch hier Konzepte zum Erhalt oder der Wiederbelebung attraktiver Städte und Ortschaften entworfen – einige tragen bereits Früchte.

Was bisher geschah
Ein gutes Jahrzehnt ist vergangen, seit das Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat Rennerod anlässlich seines finanziellen Förderungsprogramms "Kleinere Städte und Gemeinden" Unterstützung bei der Neugestaltung seines Stadtkerns gewährt hat. Zwischen 2010 und 2013 wurde neben weiteren Modernisierungsmaßnahmen der Hubertusplatz architektonisch umgestaltet, das Pfarrheim dient seitdem als beliebter Treffpunkt für Jung und Alt.

Was die Zukunft bringt
Dank der weiterhin garantierten Versorgungsfunktionen stieg die Lebensqualität in Rennerod wieder an – ein Vorbild für Städtebauprogramme anderer Kleinstädte und Gemeinden.

● Unterstützung für Altenkirchen: Auch Altenkirchen profitiert von Bauförderungen durch Bund und Land. 2020 in das Programm „Wachstum und nachhaltige Erneuerung“ aufgenommen, soll durch konkrete private und öffentliche Maßnahmen dem ökonomischen und demografischen Wandel im Innenstadtbereich Einhalt geboten werden. Über acht Jahre erstreckt sich das Projekt, für das ein ausgesuchtes Planungsbüro derzeit ein erstes Konzept zu Mobilität, Grünflächen, Gebäudestrukturen und Erholungsarealen entwickelt.
Schecküberreichung an Lahnstein: Das Mittelzentrum im rheinischen Westerwald scheint mit seinem zukunftsorientiertem Konzept für eine „Nachhaltige Stadt“ alles richtigzumachen. Zur Unterstützung der ganzheitlichen Entwicklungsstrategie erhielt der Oberbürgermeister der kreisangehörigen Stadt Lahnstein einen Förderbescheid über 500.000 Euro vom rheinland-pfälzischen Innenminister. Geplant sind Sanierungsmaßnahmen im Zuge einer innenstädtischen Neugestaltung.
Weiterentwicklung in Selters: Das Interesse der Einwohner der gleichnamigen Stadt an der „Zukunftswerkstatt Selters“ ist hoch. Die Bürgerbeteiligung wundert nicht – schließlich sollen Antworten gefunden werden auf dringende Zukunftsfragen in den kommenden zwei Jahrzehnten. Dabei kristallisierten sich schnell zwei besonders dringliche Aufgabenfelder heraus: die Umwandlung der Innenstadt im Sinne des Klimaschutzes und in Hinblick auf ein nachhaltiges Mobilitätssystem.
Wirges 2030: Auch in dem von Bergen umgebenden Wirges wird nichts ohne die Beteiligung der Einwohner entschieden. Sie alle sind aufgerufen, gemeinsam mit professionellen Stadtplanern nachhaltige und innovative Konzepte für ein zukunftsgerechtes "Wirges 2030" zu entwerfen. Einschließlich Infrastruktur und Digitalisierung, Klimaschutz und Verkehrswende – und nicht zuletzt einem neuen Gemeinschaftsgefühl. (prm)

Agentur Autorin:
Karina Gindorf



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