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Nachricht vom 17.11.2021    

Corona wird zum Drama: Massiver Anstieg der Fallzahlen im Westerwaldkreis

Wenn ein Händler kaschieren möchte, dass sein Produkt 6 Euro kostet, verkauft er es für 5,99 Euro. 5,99 Prozent ist auch der aktuelle Auslastungssatz an Intensivbetten im Westerwaldkreis. Bei drei aufeinanderfolgenden Tagen ab 6 Prozent wird der Kreis eine höhere Warnstufe ausrufen müssen.

Symbolfoto

Westerwaldkreis. Die Corona-Lage im Westerwaldkreis droht, dramatisch zu werden. Abgesehen von Trier gibt es keinen einzigen Landkreis mehr in Rheinland-Pfalz mit einer 7-Tages-Inzidenz von weniger als hundert. Im Gegenteil: Mit einer Inzidenz von 123,7 steht der Westerwald sogar noch verhältnismäßig gut da. Rundherum kratzen die Kreise eher oft schon an der 200-er-Marke.

Gesundheitsamt kommt nicht mehr hinterher

Die Kreisverwaltung weist darauf hin, dass das Gesundheitsamt alleine nicht mehr hinterherkommt bei der Kontaktnachverfolgung. Mit 116 neu eingegangenen Corona-Fällen beim Westerwälder Gesundheitsamt wurde alleine am gestrigen Dienstag ein neuer Höchstwert seit Beginn der Pandemie erreicht. Auf Grund des enorm steigenden Fallaufkommens ist das Gesundheitsamt aktuell leider nicht mehr in der Lage, die infizierten Personen in der bisherigen Schnelligkeit zu kontaktieren sowie die daran anknüpfende Cluster-Kontaktnachverfolgung durchzuführen.

Das Gesundheitsamt bittet positiv getestete Personen und ihre nicht vollständig geimpften oder genesenen Haushaltangehörigen sowie engen Kontaktpersonen, sich gemäß Absonderungsverordnung des Landes Rheinland-Pfalz selbstständig und eigenverantwortlich in Quarantäne zu begeben. „Die Landesverordnung zur Absonderung von mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 infizierten oder krankheitsverdächtigen Personen und deren Hausstandsangehörigen und Kontaktpersonen regelt dies eindeutig“, erklärt Gesundheitsamtsleiterin Sarah Omar. Diese Pflicht besteht auch ohne unmittelbaren Anruf aus dem Gesundheitsamt.

„Wir rufen nach wie vor alle positiven Personen an, aber aufgrund des hohen Fallaufkommens kann es zu zeitlichen Verzögerungen kommen, ergänzt Omar. Wer unsicher ist, kann sich auch auf den Internetseiten www.westerwaldkreis.de und www.corona.rlp.de umfassend informieren. Wer sich krank fühlt und starke Symptome entwickelt, sollte sich in jedem Fall telefonisch an den behandelnden Hausarzt wenden.

Dem Arbeitgeber gegenüber kann mit einem positiven Laborbefund vorerst nachgewiesen werden, dass eine Pflicht zur Absonderung besteht. Wegen einer Quarantänebescheinigung müssen sich die Betroffenen am besten per e-Mail an gesundheitsamt@westerwaldkreis.de wenden. Gleiches gilt auch für alle sonstigen Fragen rund um die Coronapandemie. Rechtsfragen können gestellt werden per e-Mail an rechtsfragen.corona@westerwaldkreis.de.

Die Erreichbarkeit der Hotline wird auf ein Zeitfenster von 8 Uhr bis 12 Uhr von montags bis freitags angepasst. „Wir benötigen das Personal nachmittags, um die leider aktuell in hoher Zahl neu eintreffenden Befunde abzuarbeiten und die betroffenen Personen entsprechend zu informieren“, erklärt Omar die Anpassung der Erreichbarkeit. „Wir müssen in der aktuell wieder kritischer werden Zeit unsere Ressourcen bündeln, um die Kernarbeit zu erledigen und die Pandemie im Kreis im Schach halten zu können.“

Gesundheitsamtsleiterin fühlt sich von der Landesregierung im Stich gelassen
Das Gesundheitsamt rät aufgrund der steigenden Fallzahlen dringend dazu, sich impfen zu lassen und die empfohlenen Auffrischungsimpfungen wahrzunehmen. Hier appelliert Omar an das Land, weitere Impfangebote zu schaffen. Wie groß der Bedarf ist, spürt das Westerwälder Gesundheitsamt bei dem von ihnen auf freiwilliger Basis geschaffenen zusätzlichen Impfangebot. Die Termine waren in kürzester Zeit alle vergeben. „Wir arbeiten mit Hochdruck daran, auch hier weitere Angebote in der Fläche in den Verbandsgemeinden zu schaffen. Aktuell wurde und wird dafür zusätzliches Personal generiert. Dies ist aber nur ein Tropfen auf besagten heißen Stein. Das Land hätte die Impfzentren mit Blick auf die notwendigen ‚Boosterimpfungen‘ nicht schließen dürfen. Mit der Reaktivierung der Stand-by-Impfzentren wird auch der Bedarf nicht gedeckt werden können. Hier hat man uns im Norden von Rheinland-Pfalz scheinbar vergessen, denn die Impfangebote enden gefühlt in Koblenz“, macht die Gesundheitsamtsleiterin ihrem Unmut Luft.
Neben den Impfungen bei Hausärzten und den Terminen in den Impfbussen, wird auch das Krankenhaus Montabaur ein Impfangebot schaffen. Zusätzlich können ab dem 18. November auch Termine in den reaktivierten Impfzentren unter www.impftermin.rlp.de gebucht werden.



Außerdem äußert Omar die Bitte, nicht zwingend notwendige Kontakte freiwillig zu reduzieren, um den Fallzahlanstieg nicht weiter zu befeuern. „Nicht alles was aktuell erlaubt ist, ist auch sinnvoll. Da es an rechtlichen Regelungen mangelt, ist aktuell mehr denn je der gesunde Menschenverstand von Jedermann gefragt.“

CDU-Landtagsfraktion fordert mehr Tempo bei der Corona-Bekämpfung

Auch die CDU-Landtagsfraktion übt Kritik und fordert Tempo von der Landesregierung bei der Coronabekämpfung. Jenny Groß, die aus dem Westerwald stammende CDU-Obfrau für Bildung im Land fordert ausreichend Lollytests für alle Kindertagesstätten, es gehe um die Sicherheit der Kinder, der Kita-Beschäftigten sowie der Familien. Mädchen und Jungen im Kindergartenalter können bislang nicht gegen Corona geimpft werden, weil es dafür noch keinen Impfstoff gibt. Tests seien daher sinnvoll, um die Sensibilität für das steigende Infektionsgeschehen in den Einrichtungen zu erhöhen. Ungeimpfte Erzieher sollten ebenso täglich getestet werden.

Viele Kita-Beschäftigte haben sich zudem früh impfen lassen. Entsprechend groß dürfte daher die zu erwartende wachsende Zahl an Impfdurchbrüchen in den nächsten Wochen sein. Laut RKI lässt die Immunisierung etwa sechs Monate nach der zweiten Impfdosis stark nach. "Beschäftigten im Bildungssekttor muss das Land jetzt schnell und unkompliziert die dritte Impfung ermöglichen“, fordert Groß.

Generell gilt das Ansteckungsrisiko von Geimpften als wesentlich niedriger, bis eben nach Ablauf der genannten sechs Monate. Bei der Delta-Variante laufen derzeit die Untersuchungen noch, so dass abschließend noch keine Entwarnung gegeben werden kann, inwieweit Geimpfte das Virus verbreiten oder nicht.

Erneut zwei Menschen im Westerwaldkreis verstorben
Fakt ist, dass aktuell mehr als 520 aktive Fälle im Westerwaldkreis bekannt sind, davon alleine 100 nur aus der Verbandsgemeinde Westerburg. Seit Montag sind ein 88-Jähriger aus der Verbandsgemeinde Bad Marienberg und eine 87-Jährige aus der Verbadnsgemeinde Rennerod an Covid-19 verstorben. Die Zahl derer, die sich trotz anfänglichem zögern jetzt impfen lassen wollen, als auch derer, die eine Auffrischungsimpfung möchten, scheint von Tag zu Tag zu wachsen. Das nutzt aber nichts, wenn trotz der dramatischen Entwicklung zu wenige Impfangebote vorhanden sind.

Quellen: Kreisverwaltung, Gesundheitsamt, Landesregierung, CDU-Landtagsfraktion, Landesuntersuchungsamt, RKI, Redaktion



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