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Nachricht vom 11.10.2021    

Den Wald erhalten durch klimagerechten Umbau

Sonntagmittag im Wald unterhalb des Köppel: Rund siebzig Interessierte waren der Einladung des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Kreisgruppe Westerwald, gefolgt und hörten aufmerksam den Ausführungen des Forstamtsleiters Friedbert Ritter zu, der an drei verschiedenen Orten die Probleme des Waldes in der Klimakrise erläuterte.

Am Köppel. Foto: BUND

Montabaur. Unübersehbar ist bereits von Weitem, dass der Forst auch hier schweren Schaden genommen hat. Nach verschiedenen Stürmen waren es die drei Trockenjahre 2018 bis 2020 in Folge mit einem dramatischen Borkenkäferbefall, die von einst geschlossenen Fichtenflächen nicht viel übrigließen.

Teilweise wurde auf größeren Bereichen noch das Stammholz entnommen und verkauft, hier stehen noch Stümpfe und eine Krautschicht. Bald soll mit der Wiederaufforstung begonnen werden. In Rudeln setze man möglichst Buchen; denn das sei die heimische und standortgerechte Baumart im Westerwald, so Ritter. Natürlich seien auch noch viele Fichtensamen im Boden, sodass es zu einem Mischwald kommen werde. Aber auch Eichen sollen hinzukommen und in kleinem Maße Douglasien. Solche exotischen Baumarten stoßen oft aber auf Kritik, denn sie sind selten Heimat für die Vogel- und Insektenwelt. Unübersehbar sind überall auch halbhohe Birkenwäldchen, die sich „von selbst“ angesiedelt haben und den Waldboden dicht bedecken. Möglicherweise wird diese Baumart noch zunehmend eingesetzt, denn sie wächst schnell und gerade, ein guter Rohstoff zum Beispiel für Möbel.

Viele der Fragen der Anwesenden drehten sich so auch um die wirtschaftliche Zukunft des Waldes, insbesondere bei immer extremer werdenden klimatischen Bedingungen. Der BUND fordert darum zusammen mit der Landesregierung eine sogenannte Wald-Klimaprämie. „Rheinland-Pfalz hat schon 2020 dazu eine Bundesratsinitiative gestartet und wir hoffen, dass die neue Bundesregierung mehr für den Wald tut als bisher“, fordert BUND-Landesvorstandsmitglied Egbert Bialk aus Koblenz. Dem Wald müsse in dieser krisenhaften Situation der wirtschaftliche Druck genommen werden. „Dessen Erhalt und naturnaher Umbau und ein Schutz von FFH-Flächen liegen im öffentlichen Interesse. Darum müssen solche Zusatzleistungen auch mit öffentlichem Geld bezahlt werden“, so Bialk.



Viele Zuhörer verwiesen auch auf die vielen Funktionen eines intakten Waldes für den Wasserhaushalt, die biologische Vielfalt und als Erholungsraum. Insbesondere den Boden gelte es zu schützen. Bodenverdichtungen durch sorgsame Entnahme von Einzelbäumen seien zu vermeiden. Da junge Bäume Leckerbissen für unser Reh- und Rotwild sind, müssen die Wildbestände durch Bejagung niedrig gehalten werden. Dann hätten die jungen Laubbäume und auch Weißtannen eine Chance. „Waldumbau braucht Zeit und Mut, Neues auszuprobieren. Dann haben wir in vielleicht dreißig Jahren im Westerwald eine Vielfalt von Mischwald, der sich auch den klimatischen Veränderungen anpassen kann und Bestand hat“, hofft Carsten Frenzel, Vorstandsmitglied der BUND-Kreisgruppe und selbst Forstwirt.

Um den Wald zu erhalten, sei aber auch eine ambitioniertere Klimaschutzpolitik nötig, dazu gehöre ein schnellerer Kohleausstieg, der Zubau von Erneuerbaren Energien, insbesondere Windkraft, eine Verkehrswende wie auch ein Verzicht auf Flugreisen oder hohen Fleischkonsum, meinten mehrere der Teilnehmenden.

Abschließend bat der BUND deshalb um Unterstützung seiner ehrenamtlichen Klimaarbeit und wies auf mehrere Veranstaltungen hin: Klimastreiks von Fridays For Future am 22. Oktober sowie Onlineveranstaltungen zu Klima und Ernährung am 4. November und eine Diskussion mit dem Klimaschutzmanager der Verbandsgemeinde Hachenburg am 24. November 2021. Nähere und immer aktuelle Informationen gibt es dazu beim BUND-Regionalbüro Koblenz, Telefon 0261-9734539, E-Mail regionalbuero-koblenz@bund-rlp.de und auf der Homepage www.koblenz.bund-rlp.de. (PM)



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