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Nachricht vom 14.09.2021    

Forum Selters: Ungewöhnliches Duo spielte sich in die Herzen

Kann das gutgehen? Links auf der Bühne der coole Jazzpianist Charles Herrig mit Hut und Sonnenbrille, der auch als Barpianist durchgehen würde und der vor sich keine Partitur, sondern nur die Harmonien liegen hat und rechts daneben der bescheidene, akademische Solo-Oboist und Hochschullehrer Marc Schaeferdiek mit perfektionistischem Anspruch.

Klare Rollenverteilung auf der Bühne: Jazzpianist Charles Herrig und Solo-Oboist Marc Schaeferdiek begeistern mit ihrer ungewöhnlichen Konstellation. Fotos: privat

Selters. Kann das gutgehen? Ja, es geht – und zwar sehr gut. Ihre Rollen verlassen die beiden Musiker den ganzen Abend in der Festhalle Selters nicht. Herrig improvisiert, lässt die Finger über die Tasten fliegen, singt und moderiert locker durch den Abend. Ganz dem Moment verpflichtet spielt er, was ihm gerade durch den Kopf geht. Er rutscht auch bei klassischen Stücken von Johann Sebastian Bach, Ludwig van Beethoven, Felix Mendelssohn Bartholdy und Gustav Holst in die Welt des Jazz, umspielt virtuos, frech und unbeschwert die Motive weiter.

Mit großer Konzentration und viel Gefühl spielt Schaeferdiek die Melodiebögen auf der Oboe aus, gestaltet klare Linien, lässt Töne im Nichts verschwinden und trifft mit seinem warmen und hellen Oboenklang direkt in die Herzen der Konzertbesucher. Den ganzen Abend spielt er Stücke, die nie für das Instrument gedacht waren. „Aber was sollen wir eine Violine nehmen, wenn wir eine Oboe haben“, meint Herrig scherzhaft. Marc Schaeferdiek bleibt in seiner Spielweise klassisch differenziert, spielt aber keinen Jazz. „Ich kann tatsächlich nicht improvisieren und das gewollt ‚unkorrekte‘ im Jazzspiel ist für mich eine Herausforderung“, sagt der Professor für Oboe an der Maastricht Academy of Music, Autor und „Oboen-Doktor“.



Vielleicht ist dies das Geheimnis hinter pianoreed: Jeder macht, was er gut kann und zusammen ergibt sich etwas musikalisch Neues. Da verschmerzt man gerne, dass das Klavier in der Festhalle nicht wirklich konzertgeeignet ist.

Wer die Anstrengung beim Oboenspiel kennt, kann abschätzen, was ein Abend mit 21 Stücken und vier Zugaben bedeutet. Herrig meint: „Wir müssen ihn pfleglich behandeln, er ist der einzige Oboist, der sich so wechselhaft einstellen kann“. Als „classic friendship“ bezeichnen die beiden das Bühnenprogramm, aber auch ihre ungewöhnliche Duo-Konstellation, und tatsächlich geht ihre Freundschaft über die Musik hinaus. Für Herrig und Schaeferdiek war dies erst das zweite Konzert als Duo „pianoreed“.

Genauso interdisziplinär, wie die Musiker, ist auch die Stückauswahl: Chansons, Opernmelodien, Klaviermenuette, Romantisches Liedgut, Filmmusik, Jazzlieder und Traditionals, kaum ein Genre, was die beiden nicht auf die Bühne bringen.

Jazzpiano und klassische Oboe unter einen Hut zu bekommen – ein ambitioniertes Wagnis, das sich gelohnt hat. Das Publikum dankte es den beiden mit langem Applaus. Und auch der Veranstalter, das Forum Selters, bekam Applaus für den Neustart seiner Kulturarbeit.



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