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Nachricht vom 01.06.2021    

Pferde helfen Wald im Klimawandel: Lösungsansätze

Ein interdisziplinärer Workshop am Forstamt Hachenburg/Forstliches Bildungszentrum widmete sich der Frage, wie man Waldböden schonen kann. Die Fachleute kamen zu dem Ergebnis, dass Rückepferde eine ökologische Lösung wären, ihr Einsatz aber mit vielen Problemen und Vorbehalten versehen ist.

Für die forstlichen Laien erklärte Monika Runkel (FA Hachenburg) warum Mehraufwand für bodenschonendere Verfahren entsteht. Dazu wurden verschiedene Themenplakate angefertigt. Fotos: Roberto Robalto

Hachenburg. Über das Brainstorming zur Bodenbedeutung haben wir bereits berichtet.

Im zweiten Teil der Fortbildung ging es um Lösungsansätze: Wie können wir die Renaissance der Pferdearbeit unterstützen?
Diese Kernfrage des Workshops wurde interdisziplinär und engagiert diskutiert. Alle waren sich einig, dass ‚Holzrücken mit Pferden‘ aus dem Schattendasein zu holen und trugen viele kreative Ideen bei.

1. An die Politik wird die Bitte herangetragen, dass sich Bodenschutz lohnen muss. Förderpolitik sollte bodenschonende Verfahren und damit auch möglichst weite Gassenabstände sowie sanfte Waldtechnik inklusive der Pferdearbeit gezielt finanziell unterstützen. In diesem Zusammenhang wurde auch die Notwendigkeit thematisiert, dass der gesetzliche Begriff ‚sachgemäße Land- und Forstwirtschaft‘ beziehungsweise ‚gute fachliche Praxis‘ dringend einer Konkretisierung bedarf. Was genau bedeutet das in Zeiten des Klimawandels? Bodenschutz darf nicht länger eine individuelle Entscheidung sein, sondern ist Teil der Daseinsvorsorge.

2. Auch im Bereich der Ausbildung besteht Handlungsbedarf. Forstwirtinnen und Forstwirte können eine Zusatzausbildung zum Maschinenführer machen. Eine entsprechende Zusatzausbildung ‚Pferderücker‘ fehlt bisher und sollte angeboten werden. Es braucht dringend anerkannte Ausbildungsbetriebe auch für diesen Beruf. Hier engagiert sich die IGZ als Verband.

3. Einen wesentlichen Beitrag kann die berufliche Weiterbildung leisten. Das Forstliche Bildungszentrum Rheinland-Pfalz am Forstamt Hachenburg wird weitere interdisziplinäre Workshops dieser Art anbieten. Zusätzlich werden Demonstrationsflächen in den Bildungswäldern des Forstamtes angelegt, die gezielt zur Aus-, Fort- und Weiterbildung der Forstleute aber auch der fachübergreifenden Bildung der Waldbesitzenden, der Forstunternehmen und Vertreterinnen des Naturschutzes genutzt werden. Das wird Wirkung in der Praxis entfalten.

4. Das Kompetenzzentrum für Waldarbeit und Forsttechnik Landesforsten RLP (KWL) unterstützt das FBZ zukünftig bei der Erarbeitung von Leistungsdaten und Entlohnungsgrundlagen für die Pferdearbeit und anderen sanften Techniken. Diese fachliche Zusammenarbeit der Kompetenzzentren Bildung und Technik wird maßgeblich zum Abbau von ‚Berührungsängsten‘ und zielführender Kommunikation beitragen.

5. Die teilnehmenden Forstpraktiker werden zukünftig Potentialflächen für Pferdeieinsatz identifizieren und konsequenter nutzen. In besonders sensiblen Bereichen soll vorrangig das Pferd eingesetzt werden. Man möchte vermehrt längerfristige Rahmenverträge ausschreiben um mehr Planungssicherheit für beide Seiten zu geben. Dazu werden die aktualisierten Vergabeunterlagen des KWL hilfreich sein.



6. Auch die Vertreter der Naturschutzverwaltung (SGD Nord und uNB) werden geeignete Flächenpflegen beispielsweise in Naturschutzgebieten zukünftig vermehrt mit Pferden ausschreiben und gegebenenfalls Fortbildungen anbieten.

7. Seitens des Waldbesitzes hatten alle Teilnehmenden aus Kommunalwald, Haubergsgenossenschaften und Großprivatwald konkrete Einsatzmöglichkeiten vor Augen und wollen zukünftig verstärkt Pferde einsetzen. Das Forstamt/FBZ wurde um Information und Unterstützung bei kritischen Gemeinderäten gebeten und sagte diese gerne zu.

8. Ein wichtiger und interessanter Hinweis zur Holzvermarktung wurde aus der Gruppe der Unternehmer und Unternehmerinnen formuliert. Die Verträge mit ‚Holzkunden‘ sind ‚industriefreundlich‘ und diktieren derzeit die Geschwindigkeit der Holzbereitstellung und sind auch ursächlich dafür, dass bei ungünstiger Witterung gearbeitet und Boden geschädigt wird. Verträge müssten jedoch ‚waldfreundlich‘ gestaltet werden, dass mehr Flexibilität für den Wald entsteht. Holz kann dann erst bei entsprechender Witterung auf trockenen Böden gerückt werden. 80 Prozent der Befahrungsproblematik könnte dadurch reduziert werden. „Der Holzkunde muss warten bis der Wald bereit ist“, könnte das Motto lauten. Dies müsste in der zukünftigen Vertragsgestaltung abgebildet werden. Zum nächsten Workshop werden folgerichtig die ‚Holzvermarktung‘ der Landesforsten und der kommunalen Holzvermarktungsorganisation (HWRT) eingeladen!

FAZIT: Für das Ziel besseren Bodenschutzes braucht es eine ‚sanfte Waldtechnik‘. Der Pferdeeinsatz ist eine bedeutende und zukunftsfähige Technik in dafür geeigneten Wäldern. Diese Technik möchten die Förster fördern und selbstverständlich in die Waldarbeit integrieren. Aus jedem Bereich kann ein Beitrag für eine tragfähige Lösung geleistet werden. Die Teilnehmer haben im Workshop alle miteinander und voneinander gelernt. Es sind neue Netzwerke entstanden. Pferderücker und Maschinenunternehmer möchten besser zusammenarbeiten, Forstleute und Naturschutzverwaltung mehr Möglichkeiten suchen, Waldbesitzende Zielsetzungen formulieren, das Bildungszentrum und KWL Informationen und Anschauungsflächen bieten und die IGZ unterstützt all diese Anliegen wo immer nötig. Der interdisziplinäre Ansatz des Workshops hat zu besseren Gesamtlösungsansätzen beigetragen, Spaß gemacht und neue Perspektiven eröffnet. Informiert, vernetzt und ermutigt werden alle in ihrem Bereich ‚Wirkung für die Pferdearbeit‘ entfalten. Getreu nach dem Motto des Westerwälders F.W. Raiffeisen: ‚was einer nicht schafft, schaffen viele‘! (PM)



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