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Nachricht vom 25.04.2021    

Leitungswechsel im Forstrevier Kroppacher Schweiz

Zum 1. April 2021 übergaben drei Revierleitungen des Forstamtes Hachenburg den Staffelstab an ihre Nachfolger. Jeder scheidende und jeder neue Revierleiter pflanzt im Herbst eine Baumart mit der er Besonderes verbindet und stellt sich damit bereits heute vor beziehungsweise sagt damit ‚Auf Wiedersehen‘.

Tim Bettgenhäuser mit seinem ständigen Begleiter Xaver. Foto: privat

Hachenburg. Roger Koch, scheidender Revierleiter ‚Forstrevier Kroppacher Schweiz‘ erklärt: „Nach 46 Berufsjahren möchte ich mich mit der Eibe (taxus baccata) verabschieden. Mit 18 Jahren begann ich damals im Pfälzerwald an der Forstschule Trippstadt meine Ausbildung. Im Anschluss habe ich als Revierleiter 25 Jahre das Forstrevier ‚Freilingen‘ und 11 Jahre lang das Forstrevier Kroppacher Schweiz leiten dürfen. Auch mir hat mein Beruf immer sehr viel Freude gemacht.

Ich möchte mich mit der Eibe verabschieden, weil es eine sehr seltene und besonders beeindruckende einheimische Nadelbaumarten ist. In meinem gesamten Berufsleben ist sie mir fast nie im Wald begegnet und wenn doch, habe ich immer große Freude daran gehabt. Sie ist nach wie vor sehr selten obwohl sie eigentlich dazu gehört - zu unserer heimischen Waldfamilie.

Schon im Mittelalter wurde sie übernutzt, weil sie hervorragendes Holz für Bögen und Armbrüste lieferte. Schon ‚Ötzi‘ hatte einen Eibenbogen! Da alle Teile der Eibe mit Ausnahme des roten Fruchtfleisches giftig sind, wurde sie zu Zeiten als Schafe, Kühe und Pferde noch zur Weide in den Wald getrieben wurden gezielt bekämpft. Eine dritte große Gefahr für die Eibe, wie für alle seltenen Waldbäume und Sträucher, stellen unnatürlich hohe Schalenwildbestände dar wie wir sie bei uns leider häufig vorfinden. Rehen, Hirschen und Ziegen schmeckt die Eibe hervorragend und sie verdauen sie schadlos.

Für mich steht die Eibe für die vielen seltenen, schönen und ökologisch wertvollen Baum- und Straucharten der einheimischen Waldgesellschaft, die leicht in Vergessenheit geraten. Ich wünsche mir für die Zukunft, dass wir auf den Schadflächen nicht nur auf die ‚Hauptbaumarten‘ achten und gegen Wildverbiss schützen, sondern auf die Vielfalt der Natur achten. Dafür braucht es eine aktiv jagende Jägerschaft. Nur mit einer effizienten Regulierung der steigenden Rehwildbestände durch die Jägerschaft ist es möglich, vielfältig gemischte Wälder der Zukunft aufzubauen. Sie ist in den süd/osteuropäischen Ländern häufiger anzutreffen und sollte beim Wiederbau der Wälder im Klimawandel einen Platz finden. Dafür steht die Eibe und soll euch immer daran erinnern."

Tim Bettgenhäuser, neuer Revierleiter im Forstrevier Kroppacher Schweiz erklärt:
"Ich stelle mich mit dem Speierling vor. Der Speierling ist zwar einheimisch, aber doch ein eher unbekannter ‚Exot‘, weil sehr selten. Die wärmeliebende Baumart könnte und sollte in Zukunft an Bekanntheit gewinnen. Der Speierling gefällt mir persönlich, da er trotz seines unauffälligen Erscheinungsbildes einiges zu bieten hat. Unter anderem bietet er zum Beispiel eins der zähesten, härtesten und vor allem schwersten Hölzer, die unter den europäischen Laubhölzern zu finden sind. Aufgrund dessen und seiner verwertbaren Früchte war er im Mittelalter als Kulturgehölz beliebt und ist im Laufe der Jahre in Vergessenheit geraten. Persönlich habe ich schon vor einigen Jahren vereinzelt Speierlinge im eigenen Wald eingebracht.



Der letzte Baum, den ich gemeinsam mit meinem verstorbenen Opa im Wald gepflanzt habe, war auch ein Speierling. Dies ist prägend, da mein Opa derjenige ist, der erst in meinem Vater und später in mir das Interesse und den ländlichen Bezug zum Wald und der Waldarbeit geweckt hat.

Da ich aus einer Westerwälder Bauernfamilie stamme, war ein Grundinteresse am Wald schon immer vorhanden. Aufgewachsen auf einem Dorf im Westerwald, verbringt man als Kind automatisch viel Zeit im Wald. Als Jugendlicher verbrachte man dann die Zeit im Wald mit Waldarbeit im privaten oder genossenschaftlichen Wald. Viele Grundsätze und Grundgedanken der Waldbewirtschaftung habe ich so von meinem Opa und meinem Vater erlernen können. Nach längeren Auslandsaufenthalten, während denen der Wald zwar als Brennholzlieferant im Winter sonst aber eine eher untergeordnete Rolle spielte, fand ich durch eine Ausbildung in einem Sägewerk zum Wald als Arbeitgeber. Hier hatte ich viele Kontakte mit Förstern, die mein Interesse an diesem Berufsbild steigerten.

Durch ein Studium und das anschließende Ausbildungsjahr bei Landesforsten Rheinland-Pfalz kam ich so im November 2019 erstmals als krankheitsvertretender Regionalförster in die Kroppacher Schweiz. Diese hat durch Ihre landschaftliche Schönheit, die gleichzeitig forstwirtschaftliche Herausforderungen mit sich bringt, einen Reiz auf mich ausgeübt. Auch die Veränderungen aufgrund der Borkenkäfersituation innerhalb dieser Zeit haben den Wunsch ausgeprägt diese gezeichneten Wälder auch weiterhin zu betreuen und zu entwickeln. Aus diesen Gründen bewarb ich mich auf das Revier ‚Kroppacher Schweiz‘, in dem ich mich seit April 2021 offiziell als Revierförster bezeichnen darf. Ich bedanke mich für das entgegengebrachte Vertrauen und freue mich auf die gemeinsame Zusammenarbeit und Entwicklung des Waldes." (PM)



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