Kultur als Beweger
Welche Wechselwirkungen zwischen Kultur und Tourismus sowie zwischen Kultur und Wirtschaft bestehen und dass Kultur Auslöser und Träger des Wandels einer Region über die Zeit ist, waren Themen der vierten und abschließenden Fachtagung im Projekt „Kulturregionen in Rheinland-Pfalz“.
Bendorf/Region. Kultur ist ein Beweger für viele andere regionale Prägungen und Wirtschaftsbranchen. Sie bewegt die Geschichte der Regionen und gibt ihnen Geschichten für die Zukunft. Sie ist Ausdruck des Wandels und löst zugleich Wandel aus.
Standortfaktor Kultur
Hachenburg hat sich zu einer Art Kulturhauptstadt des Westerwaldkreises entwickelt, weil die Bürgermeister bereits vor vielen Jahren erkannten, dass Kultur zu einem harten Standortfaktor avanciert ist und sowohl Stadt- als auch Verbandsgemeinderat die Arbeit der Kulturschaffenden unterstützen.
Zur Bedeutung von Kultur für den ländlichen Raum führte Harald Pitzer, Beigeordneter Landkreistag Rheinland-Pfalz, aus: Lange habe es den Anschein gehabt, dass die Landkreise Kultur nicht als eigenständigen Standortfaktor wahrnahmen. Dies habe sich in den letzten Jahren glücklicherweise geändert. Immer mehr Landkreise erkennen und nutzen das Potenzial, das Kultur ihnen bietet. Er forderte: „Kulturelle Aspekte der Region müssen zu jeder Kreisentwicklungsplanung gehören. Das Ziel sollte eine eigene Kulturstrategie als Bestandteil jeder Kreisplanung sein.“
Aus Sicht des Landkreistages sollte Kulturförderung Pflichtaufgabe sein. Kultur sei ein bedeutender Standortfaktor, ergänzte Rainer Zeimentz, Vorstand der Entwicklungsagentur Rheinland-Pfalz. Kultur sei Auslöser und Träger des Wandels einer Region, sie stärke das Bewusstsein für die Besonderheiten der rheinland-pfälzischen Regionen und fördere die Profilbildung.
Netzwerk für Wertschöpfung Die touristische Attraktivität von Rheinland-Pfalz spreche dafür, die Nachfrage im Kulturtourismus weiter auszubauen. Dafür stehe die Tourismusstrategie Rheinland-Pfalz 2025, erklärte Jasmin Koch, Projektmanagerin Geschäftsfeld Kultur bei der Rheinland-Pfalz Tourismus GmbH. Sie sieht den Aufbau selbstorgansierter Netzwerke vor, mit dem Ziel, durch Tourismus die regionale Wertschöpfung zu steigern.
Rudolf Felgner, Tourismus Service Center der Verbandsgemeinde Rhein-Selz, präsentierte das Vorhaben, Kultur und Tourismus enger zu verzahnen: Mit dem Konzept „Kooperation-Kirche-Kultur-Konzert-Kommunen-Kulinarik“ bewarb sich die Verbandsgemeinde Rhein-Selz erfolgreich um die Förderung im Wettbewerb „Tourismus mit Profil“ des rheinland-pfälzischen Wirtschaftsministeriums.
Wir-Gefühl durch Kultur
Einblick in die unternehmerische Kulturförderung gab Dorine Wolf, Kulturkreis der deutschen Wirtschaft im BDI e.V.: „Unternehmen fördern in erster Linie aus der Motivation der gesellschaftlichen Verantwortung heraus. Dabei ist regionale Wirksamkeit wichtig. Die Mehrheit der Unternehmen fördert lokal und regional.“ Dies bestätigte Simon Geib, Gienanth GmbH in Eisenberg. Unter dem Motto „Historie erhalten, Kunst erschaffen, Region prägen“ fördert das Unternehmen die Instanthaltung und Zugänglichkeit des historischen Landschaftsparks in Eisenberg/Pfalz sowie die künstlerische Arbeit in der Region.
Der Geist des Fortschritts Am Beispiel der Sayner Hütte veranschaulichte Steffi Zurmühlen, Geschäftsführerin Stiftung Sayner Hütte, wie ein ehemals vergessenes , geschichtsträchtiges Areal, zu einem lebendigen Ort werden kann, der gleichzeitig Industriegeschichte erzählt, Touristen anzieht und Begegnung für die Menschen der Umgebung ermöglicht. Nur mit Geduld könne eine neue Identifizierung mit dem Ort geschaffen werden und die Akzeptanz in der Bevölkerung wachsen. Dazu gehöre ein Programm, das die Synergien zwischen Industrie und Kultur verdeutliche: „Der Geist des Fortschritts, der die Sayner Hütte seit jeher prägt, spiegelt sich in dem Veranstaltungsprogramm und den Ausstellungen wider. So kann der bedeutende Charakter der denkmalgeschützten Eisengießerei mit zeitgemäßen Inhalten gefüllt werden.“