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Nachricht vom 03.11.2020    

Tier- und Wildparks während Teil-Lockdown: „Wir können jede Hilfe brauchen“

Von Daniel-David Pirker

In diesem Sommer waren sie beliebte Fluchten vor dem Krisenalltag. Nun mussten auch die Tier- und Wildparks in Niederfischbach, Bad Marienberg und Gackenbach schließen. Was bedeutet das für die beliebten Ausflugsziele? Die Kuriere haben sich bei den Verantwortlichen erkundigt – und erhielten besorgniserregende wie überraschende Einblicke.

Diesen Waschbär wird man bis mindestens Ende des Monats nur auf Fotos betrachten können. Der Tierpark in Niederfischbach ist bis mindestens Ende des Monats geschlossen. Genauso wie der Wildpark Bad Marienberg oder der Wild- und Freizeitpark Westerwald in Gackenbach. (Foto: Tierpark Niederfischbach e.V.)

Niederfischach/ Bad Marienberg /Gackenheim. Die einzigen Menschen, die Wildschwein, Bärberaffe und die anderen Bewohner des Tierparks Niederfisch momentan regelmäßig sehen, sind die Pfleger. Bis mindestens Ende November ist die Einrichtung aufgrund der Corona-Maßnahmen für Besucher geschlossen, genauso wie der Wild-Freizeitpark-Westerwald in Gackenbach und der Wildpark Bad Marienberg. Hinter der Einrichtung in Niederfischbach steht ein Verein, dem Peter Merzhäuser vorsitzt. Und er macht gegenüber dem Kurier eine düstere Rechnung auf.

Für den Park sei dieser Monat bereits der dritte ohne Einnahmen. Im März und April werde in normalen Zeiten überproportional Umsatz gemacht. Ein Drittel der gesamten Jahresbesucher strömt in diesen acht Wochen in den Tierpark. Im November könne man erfahrungsgemäß immerhin mit bis 4.000 Gästen rechnen – die nun wegfallen. Unterm Strich fehlen dem Park also allein rund 19.000 Gäste – und damit 95.000 Euro. Zum Vergleich: Im Jahresetat kalkuliert der Verein laut Merzhäuser mit Kosten von 350.000 Euro.

Kurzarbeit komme für die Beschäftigen des Tierparks nicht infrage. Sie seien voll ausgelastet. Die Tiere müssen auch im Lockdown verpflegt und gepflegt werden von den zwei Zoo-Tierpflegern (Vollzeit), vier Azubis und einer Bundesfreiwilligen („Bufdi“). Chance auf die Genehmigung von Kurzarbeitergeld sieht Merzhäuser allein bei der einzigen Vollzeitkraft im Gastronomiebereich. Die anderen Mitarbeiter in dem Bereich arbeiteten nur Teilzeit bzw. als 450-Euro-Kraft und hätten damit keinen Anspruch auf Kurzarbeitergeld.

Die Hoffnung auf Corona-Staatszuschüsse hat sich für Merzhäuser bereits im Frühling zerschlagen. Die Soforthilfe hätte es laut ihm nur gegeben, wenn hinter dem Park eine Firma und kein Verein gestanden hätte. Deshalb auch der Aufruf des Vorsitzenden, insbesondere an die Kommunal-Politik: „Wir können jede Hilfe gebrauchen!“ Obwohl Merzhäuser davon ausgeht, dass der Lockdown durchaus den Monat überdauern könnte, zeigt er sich kämpferisch: „Irgendwie kommen wir da wieder raus.“

Wildpark Bad Marienberg: „Die Hoffnung stirbt zuletzt“

Der Betrieb des beliebten Ausflugsziels im Westerwald sei schon in normalen Zeiten ein Zuschussgeschäft, so dessen Leiter Ralf Scherm gegenüber dem Kurier. Besitzerin der Einrichtung ist die Stadt. Nun fallen, wie im Frühling bei der ersten Corona-bedingten Schließung, die Einnahmen aus dem Verkauf der Futterpäckchen oder dem Verleih der sogenannten Batteriefahrzeuge weg. Eintrittsgelder verlangt der Park grundsätzlich nicht. Und die gastronomischen Angebote oder beispielsweise die Falknerei werden nicht vom Park selbst betrieben.



Scherm ist einer von zwei festangestellten Rangern, die auch in Lockdown-Zeiten säubern, alles in Schuss halten oder füttern. Momentan müssen die Ranger sogar größere Futtermengen einplanen, weil die Tiere von ausbleibenden Gästen nichts erwarten dürfen. „Die Hoffnung stirbt zuletzt“, sagt Scherm. Mit Blick auf die weitere Corona-Entwicklung gibt er zu bedenken, dass mit jeder neuen Schließung die Wege gesperrt werden müssten. Ein erheblicher Zusatzaufwand, der entsprechende Kosten verursache.

Wild- und Freizeitpark Westerwald: „So unvernünftig wie die Leute sich teilweise benahmen, ist es gerechtfertigt“

Der Park in Gackenbach wirbt auf seiner Website damit, dass Besucher entspannt in der Natur die Tiere genießen können. Aber die Braunbären oder Alpakas müssen nun bis Ende des Monats auf menschliche Besucher verzichten. Seit 35 Jahren betreibt Peter Opitz den Park und hat in dieser langen Zeit einige Stammgäste gewinnen können. Gerade diese Kunden empfinden die Schließung als schwierig. Manche ehemaligen Besucher hätten Opitz auch ihr Mitleid wegen der derzeitigen Situation mitgeteilt.

Auf ihre Eintrittsgelder muss er bis mindestes Ende des Monats verzichten. Auch Tier-Patenschaften seien gekündigt worden. Dafür hat Opitz Verständnis: „Wenn man nicht mehr reinkommen kann, macht eine Patenschaft wenig Sinn.“

Aufgrund der Corona-bedingten Einnahmeausfälle müsse der Park nun sparen. „Das, was uns durch die Lappen gegangen ist, holt man nicht mehr rein“, sagt Opitz. Den beiden festangestellten Pflegern wird auf jeden Fall nicht langweilig. Wie in den anderen Parks haben sie immer noch alle Hände zu tun und kümmern sich um Bestand und Tiere sowie Aufräumarbeiten, die zum Ende der Saison anfallen. Neubauten von Gehegen würden allerdings erstmal auf Eis gelegt. Bei der Reparatur von Zäunen werde nur das Nötigste angegangen. Aber auch in der Krise will Opitz sein Team verstärken. Die Mittel für einen dritten Tierpfleger seien vorhanden. Trotz der derzeitigen Arbeitsmarktlage wird der Park nicht mit Bewerbungen überschwemmt. Doch der Job verlange einiges an Flexibilität von den Pflegern.

Trotz der Nachteile für seinen Park hält Opitz die Schließung für sinnvoll: „So unvernünftig wie die Leute sich teilweise benahmen, ist es gerechtfertigt.“ Er selbst durfte die Erfahrung mit Besuchern machen, die sich nicht an die Corona-Regeln halten wollten. Diese Art von Gästen gehöre allerdings zu einer Minderheit, wenn auch zu einer besonders hartnäckigen. (Daniel-D. Pirker)



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