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Nachricht vom 18.08.2020    

Tatortreiniger: Ein Beruf für starke Nerven

Viele Berufe sind eigentlich nur aus Filmen und Fernsehserien bekannt. Oftmals wird angenommen, dass es diese im tatsächlichen Leben gar nicht gibt. Dazu zählt unter anderem auch die Tätigkeit des Tatortreinigers. Doch es gibt tatsächlich Menschen, die sich beruflich genau mit diesem Thema beschäftigen. Dazu sind unter anderem umfangreiche Kenntnisse im Infektionsschutz und der Seuchenbekämpfung erforderlich.

Fotoquelle: pixabay.com

Ist der Beruf des Tatortreinigers erlernbar?
In Deutschland ist es aktuell nicht die Möglichkeit, den Beruf des Tatortreinigers in einer eigens dafür konzipierten Ausbildung zu erlernen. Der Weg führt in den meisten Fällen über die Ausbildung zum Gebäudereiniger. In weiteren Spezialkursen ist es möglich, sich beispielsweise zum staatlich geprüften Desinfektor ausbilden zu lassen.

Einige Institute bieten eine Ausbildung zum sogenannten Gebäude-, Glas- und Tatortreiniger an. Eine Kombination, die etwas seltsam anmutet. Jedenfalls sind auch diese Ausbildungen nicht staatlich anerkannt.

Aktuell gibt es allerdings eine hohe Nachfrage nach Tatortreinigern, denn laut Marcell Engel, der selbst in dieser Branche tätig ist, gibt es wesentlich mehr Leichenfunde als qualifiziertes Fachpersonal. Der Job ist finanziell lukrativ. Laut der Webseite steuerklassen.com kann ein Tatortreiniger mit einem durchschnittlichen Einkommen von etwa 3.200 Euro pro Monat rechnen.

Allerdings wird dabei auch eine hohe psychologische Belastbarkeit vorausgesetzt. Tatortreiniger Dirk Plähn versucht, mit möglichst wenig Informationen auszukommen, weil er kein Bild der Person im Kopf haben möchte, deren Blut er gerade beseitigt. Daher kommt er auch immer erst dann zum Tatort, wenn die Leiche bereits abtransportiert ist.

Wo kann im Bedarfsfall ein Tatortreiniger beauftragt werden?
Im Internet gibt es einige Anbieter, die sich auf das Thema Tatort-Reinigung spezialisiert haben und dafür unabhängig von den Erfordernissen vor Ort einen fixen Stundensatz verlangen. In vielen Fällen handelt es sich dabei um Personen, die in ihrem bisherigen Berufsleben Erfahrungen in der Reinigung gesammelt haben und nun versuchen, sich mit diesem Wissen ein professionelles Standbein aufzubauen.

In der Regel decken aber vor allem professionelle Gebäudereinigungen ein breites Dienstleistungs-Spektrum ab, das weit über die eigentliche Grundreinigung von Gebäuden hinausgeht. Die Fa. GLM in Stuttgart beispielsweise bietet ausdrücklich auch Tatort- und Leichenfundortreinigung an.

Welche Leistungen zählen zur Tatortreinigung?
Bei der Reinigung von Tatorten denken die meisten Menschen an ein Verbrechen wie beispielsweise einem Mord. Doch grundsätzlich lässt sich das Thema auf alle Einsätze ausweiten, bei denen vor allem die Desinfektion der Räume im Vordergrund steht, damit sie im Anschluss wieder bedenkenlos und ohne Gesundheitsgefährdung von allen Menschen betreten werden können.

Dazu zählen selbstverständlich unter anderem auch die klassischen Orte von Verbrechen. Doch bei vielen Unfällen im Straßenverkehr oder auf Arbeitsstätten kommen Tatortreiniger ebenfalls zum Einsatz. Ziel ist es hier, möglichst keine Spuren zu hinterlassen, damit das Umfeld nicht mehr ständig an den Vorfall erinnert wird.

Viele Einsätze führen die Tatortreiniger auch in Wohnungen, die von Messies bewohnt werden. Gerade hier ist sehr viel Fingerspitzengefühl im Umgang mit den Menschen gefragt, da es sich dabei um eine schwerwiegende psychische Erkrankung handelt. In diesen Fällen ist vor allem Diskretion gefragt, wenn neugierige Nachbarn allzu viele Fragen haben.

Wie ist die genaue Verfahrensweise bei einer Tatortreinigung?
Nach der Beauftragung wird im ersten Schritt eine Erst-Desinfektion der kontaminierten Bereiche durchgeführt. Diese erfolgt in der Regel durch eine sogenannte Kaltvernebelung mit einem Sprühgerät. Liegt der Verstorbene bereits länger am Tatort, müssen in den meisten Fällen auch noch Schädlinge entfernt werden.

Im Anschluss daran wird die entsprechende Stelle mit Spezialmitteln gereinigt. Falls umliegende Möbelstücke in Mitleidenschaft gezogen wurden, werden diese ebenfalls bearbeitet oder nach Rücksprache mit dem Auftraggeber entfernt, wenn die Spuren zu stark sind.

Zum Abschluss werden die gereinigten Räume noch einer allgemeinen Desinfektion unterzogen, um Keime und Bakterien endgültig abzutöten. Liegt dann noch immer ein unangenehmer Geruch in der Luft, wird in einem letzten Arbeitsschritt eine sogenannte Geruchsneutralisation durchgeführt, in der die dafür verantwortlichen Moleküle zerstört werden.

Danach sind die Räume sauber, geruchsfrei und vor allem ohne gesundheitliche Bedenken wieder betretbar. (prm)



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