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Nachricht vom 25.04.2020    

Bedeutende Kögler-Zeichnung aus Antiquariat Lang vom Stadtmuseum Wiesbaden erworben

Nach mehr als 30 Jahren "Handel & Wandel" im Rhein-Main-Gebiet schließt nun das Antiquariat von Marlies und Helmut R. Lang im Sommer dieses Jahres seine Filiale in der Wiesbadener Innenstadt. Der komplette Warenbestand mit mehr als 60.000 Büchern wird in die Hauptstraße nach Rennerod verlagert und dann dort den größten Buchbestand zwischen Limburg und Siegen/Westfalen umfassen.

Das Stadtmuseum vertreten durch Direktorin Sabine Philipp bei der Übergabe des Kögler- Kunstwerks. Von links: Vera Klewitz (Stadtmuseum Wiesbaden ), Sabine Philipp (Stadtmuseum Wiesbaden), Marlies Lang (Antiquariat). Foto: H. R. Lang

Rennerod. Wer das Besondere sucht, ist hier dann hier an der richtigen Adresse: Der Bestand ist ein wahres Mekka für Sammler der raren Kunst. Alte hochwertige Buchkunst korrespondiert ohne Mühe mit zeitgenössischer Malerei. Besonders reichhaltig ist das Antiquariat in den Sachgebieten Belletristik, Orts- und Landesgeschichte des früheren Herzogtums Nassau, mit Publikationen zum Westerwald und seinen angrenzenden Regionen sortiert. Auch umfangreiche Buchbestände über Architektur und Kunstfotographie und natürlich Publikationen zur zeitgenössische Kunst und Kunstgeschichte finden sich hier in Hülle und Fülle. Alle Titel sind online gelistet und können rund um die Uhr über verschiedene Internet-Plattformen bestellt werden. In den letzten Jahren hat sich das ehemalige Ladenlokal mehr und mehr als Ankaufstelle für alte Bücher gewandelt. Wie für die meisten Antiquariate sichert heute nicht mehr das Einzelhandelsgeschäft, sondern der weltweite Onlinehandel die Existenz.

Als Studenten der Buchwissenschaften und der Kunstgeschichte in Mainz waren Marlies und Helmut R. Lang früh als Sammler vor allem auf Buchmärkten und Fachmessen und seit 1982 - noch während ihres Studiums - auch als professionelle Händler tätig. Ihr erstes Ladengeschäft eröffneten sie 1989 im ehemaligen BfG-Hochhaus (der späteren EZB) im Herzen von Frankfurt am Main. Als das Hochhaus 1994 komplett von der Europäischen Zentralbank übernommen wurde, bot sich die ehemalige "Mauritusgalerie" in Wiesbaden (heute Stadtbibliothek) als neuer Standort in Wiesbaden an. Hier etablierten Marlies und Helmut R. Lang vier Jahre den größten monatlich stattfindenden Büchermarkt in Deutschland; selbst Kolleginnen und Antiquare aus den "neuen Bundesländern" (Leipzig und Dresden) zog es dafür einmal samstags nach Wiesbaden. Als auch 2004 in der "Mauritusgalerie" wegen zu hoher Mieten und fehlendem Centermanagment die Lichter endgültig erloschen, zog es das Ehepaar raus aus der Wiesbadener Innenstadt in die ruhigere Stadtrandlage.

Zum "Abschied aus Hessen" konnte die Stiftung Stadtmuseum Wiesbaden, vertreten durch Direktorin Frau Sabine Philipp, im Bestand des Antiquariates eine bedeutende Kohlezeichnung des Künstlers Kaspar Kögler erwerben. Der Maler Kaspar Kögler wurde als drittes von sieben Kindern 1838 in einer Westerwälder Bauernfamilie in Molsberg im Westerwald geboren. Graf von Walderdorff erkannte früh das zeichnerische Talent von Kögler und förderte ihn durch Unterrichtseinheiten bei dem Maler Leonhard Diefenbach auf Schloss Molsberg und an der Gewerbeschule in Hadamar. Von 1856 bis 1861 lebte Kögler in München und wurde ab 1857 von Moritz von Schwind und Josef Bernhardt an der Münchner Akademie unterrichtet. 1853 heiratete Kögler Ida Bogler, eine Verwandte des Architekten Wilhelm Bogler und wohnte fortan wieder in Wiesbaden. Im konservativen Wiesbaden gehörte es zwischen 1867 und dem Beginn des Ersten Weltkriegs 1914 zum guten Ton, sich von Kögler porträtieren zu lassen. Seine Genrebilder, Landschaften und Stillleben waren beim Bürgertum beliebt, da sie sehr erzählerisch wirken. Zu seinen Gönnern in Wiesbaden zählte unter anderem die bekannte Industriellen-Familie Dyckerhoff. Die Kurstadt beauftragte Kögler 1890 mit der Ausmalung des Ratskellers im Rathaus; eine Freskomalerei die noch heute zu bewundern ist.



Das im Antiquariat Lang erworbene Werk „Kreuzzug 1917-18" vom Ende des Ersten Weltkrieges zeigt die Szenerie einer Flucht von bedrohten Menschen. Ein alter Mann zieht unter größter Anstrengung einen mit Säcken vollbeladenen Leiterwagen, dahinter und daneben die Familie mit Frau und fünf Kindern. Zum Zeichen der Hoffnung und Zuversicht für eine friedvollere "leuchtende" Zukunft platzierte Kögler ein nacktes Kleinkind hoch auf dem Leiterwagen mit einem brennenden Kerzenlicht in den Händen. Hervorragend erhalten in der Originalrahmung mit mundgeblasenem Glas der Zeit ist dieses Werk nicht nur eines der wenigen politischen Bilder von Kögler, sondern hat auch heute noch - angesichts der weltweiten Flüchtlingsströme infolge von Krieg, Vertreibung und Klimaveränderungen - von ungemein aktueller Bedeutung. Das Stadtmuseum Wiesbaden hat mit dieser Neuerwerbung seinen Schwerpunkt gestärkt und ein bedeutendes - bisher unbekanntes - Kögler-Werk erwerben können und wird es in naher Zukunft der Öffentlichkeit präsentieren. (PM)


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