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Nachricht vom 08.11.2018    

Charlotte Petersens lebenslanger Einsatz für die Opfer des KZ Wapniarka

Der ehemalige Dekan des Evangelischen Dekanats Bad Marienberg, Pfarrer Gerhard Zimmermann, hat über Charlotte Petersen ein Buch geschrieben: „Die größte Bettlerin des Jahrhunderts: Charlotte Petersen und ihr Kampf für die Überlebenden des KZ Wapniarka“. Hilfe für die Überlebenden des KZs war lebenslang die Aufgabe der Dillenburgerin. Auf Einladung des Arbeitskreises Integration und Asyl, der Evangelischen Erwachsenenbildung, der Stadt Hachenburg und der Hähnelschen Buchhandlung stellte Zimmermann das Buch einem interessierten Publikum im Löwensaal des Hachenburger Vogtshofs vor.

Pfarrer Gerhard Zimmermann (links) berichtete über das Lebenswerk von Charlotte Petersen. (Foto: privat)

Hachenburg. Hilfe für die Überlebenden des KZ Wapniarka war lebenslang die Aufgabe der Dillenburgerin Charlotte Petersen. Im Jahre 1967 wurde ihr das Bundesverdienstkreuz erster Klasse verliehen. Als eine von zahlreichen weiteren Ehrungen erhielt im Jahre 1990 vom Deutschen Koordinierungsrat der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit die Buber-Rosenzweig-Medaille. Der ehemalige Dekan des Evangelischen Dekanats Bad Marienberg, Pfarrer Gerhard Zimmermann, hat über Charlotte Petersen ein Buch geschrieben: „Die größte Bettlerin des Jahrhunderts: Charlotte Petersen und ihr Kampf für die Überlebenden des KZ Wapniarka“. Aus diesem las er auf Einladung des Arbeitskreises Integration und Asyl, der Evangelischen Erwachsenenbildung, der Stadt Hachenburg und der Hähnelschen Buchhandlung einem interessierten Publikum im Löwensaal des Hachenburger Vogtshofs vor.

Zuvor begrüßte Dekan i.R. Martin Fries die Anwesenden und wies auf die starke Erinnerungskultur in Hachenburg hin. Es gibt einen großen jüdischen Friedhof und Stolpersteine, die an das Schicksal einzelner Juden der Stadt erinnern. Danach begrüßte Stadtbürgermeister Stefan Leukel die Lesungsgäste. Er freue sich über Veranstaltungen zur Geschichte der NS-Zeit berichtete Leukel, da sie das Verständnis von Bevölkerungsgruppen füreinander fördern. „Mit ist ganz wichtig, dass wir hier in Hachenburg friedlich und freiheitlich zusammen leben“, sagte Leukel. Die Veranstaltung wurde musikalisch eingerahmt vom Evangelischen Frauenchor Hof unter Leitung von Christiane Löflund-Fries.

In seinem Vortrag berichtete Gerhard Zimmermann davon, wie Charlotte Petersen auf einer Israelreise, zusammen mit der Frau des späteren Bundespräsidenten Gustav Heinemann, Hilda Heinemann, in Kontakt mit Überlebenden des KZ Wapniarka kam. Sie nahm sich sofort der Aufgabe an, diesen Menschen und ihren Familien zu helfen. Die Überlebenden des KZs waren lebenslang schwer geschädigt, da sie mit der giftigen Latyrus-Erbsen ernährt worden waren. Schon nach einem Monat der fast ausschließlichen Ernährung mit dem Erbsenbrei diagnostizierte der Lagerarzt eigenartige Harnwegserkrankungen bei den Insassen, darauf folgten Darmerkrankungen, schmerzhafte Muskelkrämpfe und Nervenlähmungen. Danach kamen bleibende Lähmungen der Arme und Beine. Die Bundesregierung lehnte finanzielle Wiedergutmachung für die Opfer ab, da das, 1941 errichtete, KZ Wapniarka in Rumänien lag und unter rumänischem Kommando stand. Im Laufe von 42 Jahren, bis zu ihrem Tod 1994 als 90-jährige, sammelte Charlotte Petersen über 18 Millionen D-Mark für die Überlebenden aus Wapniarka. Hilda Heinemann bezeichnete sie einmal als die „größte Bettlerin des Jahrhunderts“.



Ursprünglich war Charlotte Petersen Buchhändlerin und Journalistin bei verschiedenen Tageszeitungen gewesen. Sie war Schriftleiterin der Gemeindezeitung „Unser Weg“, die die Gemeinden des Propsteibereiches Nord-Nassau mit der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau verband. Schon damals war Pfarrer Gerhard Zimmermann auf den beispiellosen Einsatz der Dillenburgerin für die KZ-Opfer aufmerksam geworden. Er schloss seinen Bericht mit einem Kommentar zum zunehmenden Rechtspopulismus in Deutschland: „Wir dürfen nicht zulassen, dass der Antisemitismus wieder Ursprünge feiert. Wir müssen uns dagegen verwehren, dass so etwas in unserem Land geschieht.“ (PM)


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