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Nachricht vom 06.07.2015    

Traditionelle Orgelnacht mit Licht-Illuminationen in Marienstatt

Die Hitze blieb draußen vor den altehrwürdigen Mauern. Im Innern der Abteikirche herrschte angenehme Kühle, während Prof. Margareta Hürholz (Köln) und ihre Studierenden an der Orgel das Publikum mit einem kreuzförmig angelegten Programm verzauberten. Die vertikale Achse bildeten drei Werke von Johann Sebastian Bach aus verschiedenen Schaffensperioden.

Illumination von David Linse in Abtei Marienstatt. Foto: privat.

Marienstatt. Die Organistin eröffnete das Konzert mit dem majestätischen Praeludium und Fuge in h-Moll BWV 544, in dem sich Bach arioser Figurationen und Kreuzmotive zur Betrachtung des Passionsgeschehens bediente. Es folgte die Choralbearbeitung „An Wasserflüssen Babylon“ BWV 653, das schon thematisch auf die apokalyptischen Bilder der Geheimen Offenbarung des Johannes „ …und ich sah, wie ein gläsernes Meer, mit Feuer gemischt …“ von Adriana Hölszky hinzielte. In der Toccata in F-Dur BWV 540 - das älteste Werk im Programm – „hörte“ man nochmals in der Akkord-Dynamik das Bild des „fließenden Wassers“.

Die vertikale Achse wurde flankiert von zwei Kompositionen aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, die als Horizontale neue Räume zur Moderne eröffneten. Mit dem Werk „Coulée“ von György Ligeti übertrug Hürholz als Kontrast zum vorhergehenden Bach das großartige Brausen des fließenden Wassers in moderne Harmonien. Ligeti bediente sich hier extrem schneller Spielfiguren.

Die höchste Steigerung der Bilder „strömenden Wassers“ zeigte sich dann, wie angekündigt, in dem Werk „ …und ich sah, wie ein gläsernes Meer, mit Feuer gemischt …“ von Adriana Hölszky, die diese Bilder hautnah in Musik gesetzt und großartig und packend interpretiert hatte. Die Musik ist ungewohnt und herausfordernd, macht aber genau das hörbar, was die Gewaltigkeit aber auch die ruhenden Momente dieser apokalyptischen Texte aussagten.

Den zweiten Teil, den Studierende der Orgelklasse von Prof. Margareta Hürholz gestalteten, eröffnete Robert Sterkel mit „Pange lingua“ von Nicolas de Grigny, gefolgt vom bekannten h-Moll-Choral von César Franck, dessen Variationen in der Form einer Passagaglia Alina Gehlen meisterlich auf der Rieger-Orgel darstellte. Die Koreanerin Ahyun Yu überzeugte künstlerisch mit Bachs Choraltrio „Allein Gott in der Höh´ sei Ehr“ BWV 664. Vogelstimmen, wie Olivier Messiaen sie gerne in seinen Werken wie hier in seiner „Communion“ aus der „Pfingstmesse“ benutzt, kitzelte Georg Theis mit einer farbenprächtigen Registrierung höchst einfallsreich heraus. Oliver Scherer bot mit Brahms „Fuge in as-Moll“ einen strengen musikalischen Kontrast, der zum Nachdenken anregte. Jehan Alain schrieb mit den „Trois danses“ sein bedeutendstes Orgelwerk. Die Themen der drei Sätze „Freude – Trauer – Kampf“ gaben dem aus Irland gebürtigen David Grealy die beste Gelegenheit, die rhythmische, harmonische und klangliche Vielfalt mit dem reichen Tonschatz der Orgel spannungsreich darzustellen.



Das Ganze wurde visuell mit wechselnden Lichtszenen in der Vierung und im Hochchor der Basilika nach einer Idee des jungen Illuminationskünstlers David Dinse aus Fröndenberg eindrucksvoll unterstützt. Den Zuhörern bot sich nicht nur ein musikalischer Genuss, sondern auch passend zur Musik ein ebenso die Seele berührendes Faszinosum.

Herzlicher Beifall entließ sowohl die Musiker wie auch die Zuhörer gleichermaßen beschenkt in die laue Sommernacht.



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